Erkennst du dich darin wieder?

Vor 5 Jahren noch hätte ich gesagt, der Titel dieses Blogartikels könne eine Kolumne von Dr. Offensichtlich beschreiben. Schließlich muss man sich doch nicht von anderen sagen lassen, wann es Zeit ist, etwas zu verändern, oder?
So habe ich mal gedacht. Heute betrachte ich die Dinge jedoch aus einer ganz anderen Perspektive. Als jemand, der eine ganze Weile so ziemlich alle Anzeichen aus diesem Blogartikel ertragen und ignoriert hat, weiß ich, dass man den Wald vor lauter Bäumen manchmal nicht mehr sehen kann.

Manchmal stecken wir so tief in einer Situation fest und halten sie für so „normal“, dass wir gar nicht erst auf die Idee kommen, sie in Frage zu stellen. Und genau darin liegt die Tücke. Auf diese Weise werden wir vom Trott verschluckt und sinken immer tiefer ein. Wir werden unglücklicher. Lustloser. Haben weniger Appetit auf das Leben. Verlieren jeden Mut, die Komfortzone zu verlassen. Dagegen kann man etwas unternehmen. Aber nur, wenn man sich und seine Situation ehrlich hinterfragt.

Der heutige Blogartikel liefert weniger Lösungen, aber dafür mehr Erkenntnisse. Ich werde dir im Folgenden 3 Anzeichen nennen, die charakteristisch für jemanden sind, der unglücklich ist, feststeckt und dem eine Veränderung sehr gut tun würde. Solltest du dich einem oder sogar in mehreren dieser Punkte wiederfinden, dann sei nicht niedergeschlagen. Freu dich darüber, dem „Problem“ (nennen wir es doch lieber „die Herausforderung“) offen ins Gesicht zu blicken, denn so erlangst du Klarheit und die Chance, etwas zu verändern. Fangen wir an!

 

1. Du bist auf unerklärliche Art und Weise unzufrieden

Kennst du das, wenn im Grunde alles in Ordnung zu sein scheint, aber du trotzdem unzufrieden bist? Man hat schlechte Laune, kann sich kaum über etwas freuen und ist unfreundlich zu seinen Mitmenschen, obwohl man im Grunde gar nicht so sein will. Alles scheint düster zu sein, selbst wenn alle Lichter eingeschaltet sind und aus irgendeinem unerfindlichen Grund ist man so furchtbar antriebslos. Am liebsten würde man sich einfach hinlegen, sich eine Decke über den Kopf ziehen und warten, bis der Tag vorbei ist.

So etwas kann eine klassische Depression oder auch „nur“ eine Phase tiefer Unzufriedenheit sein. Wie auch immer man es nennt, ist hier gerade nicht relevant. Viel interessanter ist, WARUM wir uns plötzlich so fühlen.

Du hast dir doch bestimmt mal irgendwo den Zeh gestoßen, oder? Hat das nicht furchtbar wehgetan? Die interessante Frage ist, WARUM es wehtut. Macht unser Körper das, um uns zu ärgern? Ich meine, wie kann ein so kleines Körperteil so viel Schmerz verursachen? Was steckt dahinter? Göttliche Schadenfreude? Wohl eher nicht. Den Schmerz erleiden wir nicht, weil unser Körper uns quälen will. Wir erleiden ihn, weil unser Körper uns schützen will! Unser Körper sagt im übertragenen Sinne: „Es tut mir wirklich leid dich zu quälen, aber anders lernst du ja nicht. Du musst dringend vermeiden, dich zu verletzen, sonst entsteht noch viel größerer Schaden. Um dich davon abzuhalten, noch mehr Schaden anzurichten, gebe ich dir den Schmerz als Warnsignal.“

Dasselbe macht auch unsere Psyche mit uns. Sie teilt uns mit, wenn etwas nicht in Ordnung ist und warnt uns mithilfe von seelischem Schmerz.

Das Verrückte dabei ist: Wenn wir uns den Zeh stoßen, lernen wir wirklich daraus und sind achtsam genug, um uns das möglichst nicht erneut anzutun. Aber den seelischen Schmerz verdrängen und ertragen wir geradezu ewig. Das ist so, als würden wir einer Wunde nicht die Chance geben zu heilen und es ist wohl offensichtlich, dass dadurch nur alles schlimmer wird.

Wenn du unglücklich bist, ständig schlechte Laune hast, große Antriebslosigkeit verspürst, leicht reizbar bist und du keinen Appetit auf das Leben verspürst, dann sind das große Alarmsignale dafür, dass dein Unterbewusstsein dich dazu auffordert, etwas zum Positiven zu verändern. Willst du auf diesen Hilferuf hören und entsprechend reagieren?

 

2. Du bist oft unkonzentriert

Kennst du das, wenn du mit den Gedanken ständig woanders zu sein scheinst? Während du über eine Sache nachdenkst, drängen sich andere Gedanken in den Vordergrund und du vergisst das Problem, das du zuvor noch zu lösen versucht hast.
Du verlegst ständig Dinge und findest sie nicht wieder. Es fällt dir schwer, dich an Termine und Abmachungen zu erinnern, sodass du dich öfters verspätest oder völlig unvorbereitet an eine Sache herangehst.
Insgesamt fällt es dir schwer, dich dauerhaft auf eine Sache zu konzentrieren. Dich eine Stunde lang uneingeschränkt einer Aufgabe zu widmen, ist eine große Herausforderung.

Kannst du dich darin wiedererkennen? Falls ja, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass du in gedanklicher Unklarheit versinkst. Das Fassungsvermögen unserer Gedankenwelt ist begrenzt, ebenso wie unsere emotionale Belastbarkeit. Schäme dich nicht dafür, denn es ist völlig normal. Wichtig ist, dass du etwas dagegen unternimmst, bevor die Last dich erdrückt und in Depressionen, Angstzustände oder andere Erkrankungen drängt.

Wir sprechen hier von etwas, das sich nicht von allein auflösen wird, also bietet es sich an, für mehr Struktur zu sorgen. In meinen Coachings lege ich gerne ein großes Schaubild an, auf dem alle „Baustellen“ einer Person aufgeschrieben werden. Welche Probleme fordern dich aktuell heraus? Welche Aufgaben müssen dringend erledigt werden? Welche Sorgen beschäftigen dich? Es ist ein gutes Gefühl, all diese Dinge zu sortieren und ihnen einen eigenen symbolischen Platz zu geben. So kann man das ganze Wirrwarr aus seinem Kopf als großes Ganzes ausrollen und betrachten.

Anschließend schreibst du unter jede einzelne Baustelle die Lösungsansätze, die dir aktuell vorschweben und kannst versuchen, strukturiert an das Ganze heranzugehen. Wie die einzelnen Lösungen umgesetzt werden, liegt natürlich in deiner Verantwortung. Ich kann dir jedoch versichern, dass es für enorme Klarheit und Erleichterung sorgt, sich einen schriftlichen Überblick über das Chaos im eigenen Kopf zu verschaffen.

 

3. Du fühlst dich unwohl in deiner Haut

Sich in seiner Haut unwohl zu fühlen, kann die verschiedensten Gründe haben. Der Klassiker ist natürlich, mit seiner Körperform oder seinem Aussehen unzufrieden zu sein. Man kann sich jedoch auch unwohl fühlen, weil man sich für sein Benehmen schämt. Oder weil man das Gefühl hat, nicht gut (genug) zu sein. Man kann sich unwohl fühlen, weil man den Eindruck hat, einer Herausforderung nicht gewachsen zu sein. Und natürlich kann man sich unwohl in seiner Haut fühlen, weil man einfach noch nicht herausgefunden hat, wer man wirklich ist.

Was auch immer auf dich zutrifft: Du kannst dir sicher sein, dass sich dieses Problem nicht von allein lösen wird. Wenn du dich aus irgendeinem Grund unwohl in deiner Haut fühlst, ist das auf jeden Fall ein klares Anzeichen dafür, etwas zum Positiven zu verändern. Dabei hast du grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  1. Du kannst an dir und dem negativen Umstand arbeiten.
  2. Du kannst erkennen, dass du gut bist wie du bist und Frieden mit dir schließen.

Ich wäre ein schlechter Buchautor, wenn ich dir an dieser Stelle nicht mein Buch „Endlich selbstbewusst!“ empfehlen würde. Unabhängig davon gilt jedoch, dass du deinem Selbstbewusstsein, deinem Selbstvertrauen und deinem Selbstwertgefühl die höchste Priorität beimessen solltest. Sich in seiner Haut unwohl zu fühlen, ist ein Zustand, der nicht unterschätzt oder vernachlässigt werden darf. Schließlich steckst du IMMER in deiner Haut. Und wenn du dein Leben genießen willst, ist es nur wichtig und richtig, sich mit dieser Tatsache anzufreunden.

Eine Zeit der Veränderungen

Veränderungen sind gut. Veränderung ist das Leben, denn wenn wir mal in Ruhe darüber nachdenken, dann ist das Leben ein ständiger und unaufhörlicher Wandel. Ich glaube, ein essenzieller Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung liegt darin, sich ständig neu zu erfinden und nicht immer alles so zu lassen, wie es gerade ist. Denn das Leben und die Natur tun es auch nicht. Wenn wir uns zu lange nicht verändern, also weiterentwickeln, dann verspüren wir Symptome wie die, die du in diesem Blogartikel kennengelernt hast.

Ich hoffe, dass ich dich mit diesen Zeilen ein wenig motivieren und inspirieren kann. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Suzanne D. Williams