Das kann dir viel Ärger ersparen…

Stell dir Folgendes vor: Du gehst ins Casino und führst 1.000 Euro mit dir. Beim Roulette verlierst du ein wenig Geld, aber das ist nicht so schlimm, denn du setzt erneut, um es zurückzugewinnen. Leider verlierst du auch dieses Mal und dein Geldhaufen schrumpft. Im Verlauf des Spiels geht es auf und ab, bis du schließlich nur noch 100 von den ursprünglichen 1.000 Euro übrig hast. Du sagst: „Ach, jetzt habe ich eh schon 900 Euro verloren, da machen die restlichen 100 auch keinen großen Unterschied mehr.“
Halbherzig setzt du das letzte Geld ein, verlierst es und gehst verärgert nach Hause. Du bist dem Gedanken auf den Leim gegangen, den ich so gerne den „Roulette-Gedanken“ nenne.

Nun, vielleicht kannst du dich nicht ganz mit dem Casino-Beispiel identifizieren, da du nicht gerne spielst. Kein Problem. Wie wäre es hiermit:

  • Du hältst an Beziehungen oder Freundschaften fest, die dich unglücklich machen. Einfach, weil du jetzt ohnehin schon so viel Zeit darin investiert hast, dass es sich nicht mehr lohnt, auszusteigen.
  • Du bist unglücklich in deinem Job, ziehst aber keinen Wechsel in Betracht. Schließlich hast du lange Jahre studiert oder eine Ausbildung gemacht, um diesen Job zu bekommen. Nun musst du es auch bis zur Rente durchziehen.
  • Du bemerkst inmitten einer Konfliktsituation, dass du im Unrecht bist. Du gibst es dennoch nicht zu, da du dir schließlich schon so viel Mühe gegeben hast, deinen alten Standpunkt zu vertreten. Also kämpfst du weiter.

Im Alltag geraten wir immer wieder in Situationen, in denen wir ein offensichtlich falsches Verhalten nicht abschalten können, da wir schon „zu viel“ darin investiert haben. Das kennst du mit Sicherheit auch aus deinem Leben. Kannst du dir gerade eine Situation vorstellen? Fällt dir ein Beispiel dafür ein?

Wenn man nicht loslassen kann

Ganz offensichtlich wäre es in allen genannten Beispielen sinnvoll, schon früher auszusteigen. Im Casino sollte man vernünftig sein und zumindest noch seine letzten 100 Euro mit nach Hause nehmen.
In Beziehungen sollte man eine Veränderung einleiten, wenn man sich in einer Sackgasse wiederfindet. Lässt es sich nicht mehr reparieren, sollte man es nicht erzwingen.
Wer in seinem Job unglücklich ist, sollte sich einen anderen suchen, völlig unabhängig davon, wie lange die Berufsausbildung gedauert hat.
Wer inmitten eines Streits merkt, dass er im Unrecht ist, sollte das auch zugeben können und nicht noch mehr unnötigen Schaden verursachen.

Einfacher gesagt als getan, ohne Frage. Doch, wenn wir nicht lernen, rechtzeitig abzuspringen, verlieren wir mehr als nötig. Wir verlieren unser Geld, wertvolle Zeit, Freundschaften und unsere Lebensfreude.

Lass es hinter dir

Im Leben läuft nicht immer alles nach Plan. Manchmal verlierst du oder triffst eine falsche Entscheidung. Hin und wieder irrst du dich in Menschen und an einem gewissen Punkt in deinem Leben wirst du dich neu kennenlernen und feststellen, dass das, was du einst erstrebenswert fandest, es nicht mehr ist. Das ist vollkommen in Ordnung. Das gehört einfach zum Leben dazu. In diesen Momenten hast du das gute Recht, dich neu zu orientieren und all die guten Ressourcen mit auf den neuen Weg zu nehmen, die noch übrig geblieben sind.

Im Klartext heißt das: 100 Euro werden immer viel Geld sein, unabhängig davon, wie viel du zuvor gewonnen oder verloren hast. Erliege nicht dem Roulette-Gedanken und nimm deine letzten 100 Euro mit, um sie in etwas Besseres zu investieren. Lass sie nicht dort, wo du ohnehin schon mehr als genug verloren hast.

Übertrage diesen Gedanken auf all die Dinge, in die du zu viele deiner Ressourcen gesteckt hast. Wage den Absprung. Tust du es nicht, wirst du langfristig unglücklich sein und dir immer wieder wünschen, du hättest es anders gemacht.

Fallen dir  noch weitere Situationen ein, in denen man dem Roulette-Gedanken auf den Leim geht?

Ich hoffe, dass dieser simple Gedankengang dich inspiriert und dir in vielen Situationen hilfreich sein wird.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

Titelbild: Unsplash.com, Isaiah Rustad