Über einen der größten Trugschlüsse unserer Gesellschaft…

Ich bin ein ambitionierter Mensch und wenn es einen Grundsatz gibt, den das Leben mir mit aller Härte beigebracht hat, dann ist es der folgende: Von nichts kommt nichts. Wir alle haben eine andere Auffassung dieser alten, aber bewährten Weisheit. Manche lehnen sich zurück und sagen, sie bräuchten ohnehin nicht viel zum Leben. Andere fühlen sich dadurch gehetzt und bekommen das Gefühl, möglichst viel schaffen zu müssen.

Wir leben in einer Welt, die zu großem Ehrgeiz verführt. Konsum ist das A und O der modernen Gesellschaft und deshalb arbeiten wir hart, um uns möglichst viele Wünsche erfüllen zu können. Dabei versuchen wir, Schritt für Schritt immer „weiter“ zu kommen. Unsere Wohnungen werden größer, die Autos luxuriöser, die Urlaube exotischer und unsere materiellen Besitztümer kostspieliger. Das ist in Ordnung. Schließlich arbeiten wir hart dafür. Wir wollen schlicht und einfach mehr vom Leben. Doch die entscheidende Frage ist: Ist mehr wirklich mehr?

Höher, schneller, weiter

Die Einstellung zu Geld und materiellen Besitztümern ist ein empfindliches Thema. Da hat jeder seine ganz eigenen Vorstellungen und Glaubenssätze. Innerhalb der letzten 5 Jahre haben sich meine persönlichen Glaubenssätze weiterentwickelt. Mal war Geld mir sehr wichtig, dann wurde es völlig unwichtig. Inzwischen denke ich, dass Geld in unserer heutigen Welt unverzichtbar ist, aber keinen Einfluss auf uns als Persönlichkeit haben sollte.

Es ist vollkommen in Ordnung, sich im Leben weiterentwickeln zu wollen. Der stetige Wunsch nach „mehr“ bringt jedoch nicht immer mehr von dem, was wir eigentlich wollen. In den meisten Fällen bekommen wir mehr Stress, Unzufriedenheit und Probleme. Das hat ganz logische Hintergründe: Wer mehr erreichen will, muss auch härter dafür arbeiten. Das bedeutet mehr Stress und die Vernachlässigung von anderen Menschen oder Aktivitäten. Darüber hinaus verliert man die Wertschätzung für Vieles, das man bisher erreicht hat. Wer immer weiter will, kann nie dort zufrieden sein, wo er sich gerade befindet. Ich spreche hier übrigens aus Erfahrung. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich mir ehrgeizige Ziele setze. Dabei hätte ich vor 5 Jahren nicht für möglich gehalten, mich heute überhaupt an dem Punkt zu befinden, an dem ich bin. In diesen Momenten atme ich dann tief durch, nehme mir den Tag frei und genieße all das, was bereits jetzt um mich herum ist. Dasselbe kann ich dir nur guten Gewissens ans Herz legen. Du wirst feststellen, wie viel Wunderbares es eigentlich in deinem Leben gibt.

Viele Menschen, die sich „mehr“ erarbeiten, verlieren an anderer Stelle etwas. Sie verlieren ihre Unbeschwertheit, manchmal sogar den Bezug zu Mitmenschen und (wie bereits erwähnt) die Wertschätzung für viele gute Dinge im eigenen Leben. Mehr ist also nicht immer mehr.

Das heißt NICHT, dass du dir nicht mehr erarbeiten solltest. Ganz und gar nicht. Hol dir ruhig, was du vom Leben willst. Sei aber achtsam und aufgeschlossen. Achte darauf, dass der Wunsch nach mehr dich nicht auffrisst und in Unzufriedenheit stürzt.

Wer will eigentlich mehr?

Nimm dir einen Moment für dich und denke in Ruhe darüber nach, weshalb du mehr vom Leben möchtest. Brauchst du das, was du erstrebst, wirklich? Oder machst du es nur, um andere zu beeindrucken? Es gibt viele Menschen, die sich Statussymbole erarbeiten, um sich zu „beweisen“ und zu zeigen, was in ihnen steckt. Doch für wen macht man das eigentlich? Stelle das für dich unbedingt klar. Deine Lebenszeit ist zu kostabar, um dafür verwendet zu werden, anderen etwas zu beweisen. Am Ende des Tages ist jeder für sich selbst verantwortlich und deshalb wird es absolut keinen Unterschied machen, wer dich für besonders fähig hält oder nicht.

Darüber hinaus ist es auch wichtig, sich zu fragen, ob dieses angestrebte „Mehr“ dir wirklich einen Mehrwert bringt. Wird es dein Leben wirklich bereichern? Oder wird es dein Leben vielleicht nur überfüllen oder die Stelle von etwas anderem einnehmen? Wird es dir eventuell mehr negative Konsequenzen bringen? Sei dir schon im Vorhinein im Klaren darüber. Das kann dir viel Kummer ersparen.

Kontroverser Tipp: Du kannst im Vorhinein nicht alles wissen. Wenn du etwas wirklich willst, aber nicht weißt, was es für dich bereithalten wird, dann strebe danach. Wenn du es wirklich willst, ist das alles, was du wissen musst. Sogar dann, wenn es negative Konsequenzen mit sich bringt, sind diese kostbar für dich. Du lernst daraus.

Die große Desillusionierung

Mit diesem Artikel möchte ich dir deine Ambitionen ganz bestimmt nicht schlechtreden. Ganz im Gegenteil! Ich bin ein großer Freund des Fortschritts, doch ich denke, dass wir unsere Ressourcen in die richtigen Ziele investieren sollten. Deshalb schadet es nicht, sich im Vorhinein bereits im Klaren darüber zu sein, was man eigentlich vom Leben will. Ist man das nicht, folgt irgendwann das, was ich „die große Desillusionierung“ nenne. Man arbeitet extrem hart, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen und stellt dann ernüchtert fest, dass man damit überhaupt nicht glücklich ist. Das passiert vor allem Karrieremenschen, die nach vielen Jahren feststellen, dass sie ein gutes Leben gegen ein volles Bankkonto eingetauscht haben.

Wovon du auf jeden Fall mehr bekommen solltest

Wenn du nach mehr strebst, dann strebe auf jeden Fall nach mehr von Folgendem:

  • Mehr Glück
  • Mehr Zufriedenheit
  • Mehr Lebensfreude
  • Mehr Gesundheit
  • Mehr Freundschaft
  • Mehr Zeit für das Wesentliche

Von diesen Dingen kannst du nicht genug haben! Bei diesen Dingen ist mehr wirklich mehr.

Wie siehst du das Streben nach mehr? Welche Erfahrungen hast du in den letzten Jahren gemacht? Hinterlasse einen Kommentar unter dem Artikel oder schreibe mir eine Nachricht an michael@dein-fussabdruck.de. Ich freue mich über deine Meinung!

Nun wünsche ich dir einen wunderbaren Tag und natürlich viel Erfolg beim Streben nach dem, was dich wirklich weiterbringt.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, © Toby Yang