Zeit für ein paar lehrreiche Erzählungen…

Mach es dir gemütlich, denn heute spiele ich den Märchen-Onkel. Im Folgenden werde ich dir drei wertvolle und lehrreiche Geschichten erzählen. Sie sind kurz, aber unterhaltsam und beinhalten Wahrheiten, über die wir uns im Alltag viel zu wenige Gedanken machen. Am Ende wirst du sehen, dass du aus ihnen viel Wichtiges für dich mitnehmen kannst. Viel Spaß beim Lesen!

Vater, Sohn und Esel

Ein Mann war mit seinem Sohn und einem Esel unterwegs. Er saß auf dem Rücken des Esels, während sein Sohn nebenher lief und das Tier führte. Eine fremde Frau zeigte mit dem Finger auf den Vater und sagte: „Dass dieser Mann sich nicht schämt! Sitzt gemütlich auf dem Esel, während sein kleiner Sohn laufen muss. Was für eine Unverschämtheit!“
Der Vater war leicht verlegen, also hielt er an, stieg ab und ließ seinen Sohn auf dem Esel reiten.

Wenig später kam eine weitere Frau vorbei, die mit dem Finger auf den Sohn zeigte und sagte: „Was für ein respektloser Balg! Macht es sich auf dem Esel gemütlich, während sein armer, alter Vater laufen muss. Dass er sich nicht schämt!“
Um nicht weiterhin das Gespött der Leute zu sein, stieg der Vater wieder auf den Esel und ritt ihn gemeinsam mit seinem Sohn.

Kurz darauf rief einFremder: „Seht euch diese Tierquäler an! Sitzen zu zweit auf einem Esel. Dieses arme Tier!“
Der Vater verstand die Welt nicht mehr. Er und sein Sohn stiegen ab und liefen nun beide neben dem Esel her.

Daraufhin rief jemand belustigt: „Schaut euch diese Idioten an! Haben einen Esel und laufen trotzdem zu Fuß. Wie blöd kann man eigentlich sein?“

Eine kleine Lektion zum Selbstwertgefühl

Ein Redner hielt einen Vortrag vor hunderten Leuten. Er hielt einen 100 Euro Schein in die Luft und fragte: „Wer will diesen Schein haben?“ Sofort schossen alle Hände in die Höhe.
Daraufhin zerknüllte er den Schein zwischen seinen Händen und fragte: „Wer will ihn immer noch haben?“ Es waren immer noch alle Hände oben.

„Alles klar“, sagte der Redner und warf den Schein auf den Boden. Er trampelte und sprang darauf herum. Dann fragte er: „Wer würde ihn immer noch nehmen?“ Es waren unverändert alle Hände erhoben.

Der Redner sagte: „Sehr gut. Was auch immer mit dem Geld passiert, ihr begreift, dass es seinen Wert nicht verliert. Selbst, wenn es zerknittert und verschmutzt ist, versteht ihr, dass es dadurch nicht wertloser geworden ist. Wieso können wir das nicht auch bei uns selbst begreifen? Wir sind oft zerknittert, am Boden und fühlen uns deshalb wertlos. Aber ändert das irgendetwas an unserem Wert? Natürlich nicht! Ihr würdet einen Geldschein trotz aller Umstände nicht verschmähen, obwohl er nicht annähernd so wertvoll ist wie ihr selbst. Sobald ihr das versteht, werdet ihr euer Selbstwertgefühl nie wieder in Frage stellen!“

Die Geschichte von den drei Sieben

Ein Mann lief zum weisen Sokrates und rief: „Meister, ich muss dir unbedingt etwas erzählen!“

Sokrates antwortete: „Bevor du sprichst, sag mir: Hast du das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“

Der Mann schaute verwirrt. „Drei Siebe?“, fragte er langsam.

„Ja, die drei Siebe“, sagte Sokrates. „Lass uns herausfinden, ob das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe geht. Das erste ist die Wahrheit. Hast du geprüft, ob die Geschichte wahr ist?“

„Naja, eigentlich nicht“, gab der Mann zu. „Ich hörte es jemanden erzählen, der…“

„Alles klar!“, unterbrauch ihn Sokrates. „Schauen wir uns das zweite Sieb an, das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, etwas Gutes?“

„Nein, eher im Gegenteil“, sagte der Mann kleinlaut.

Sokrates nickte. „Nun gut“, sagte er. „Sehen wir uns das dritte Sieb an, das Sieb der Notwendigkeit. Ist es wichtig oder notwendig, es mir zu erzählen?“

„Also, als wichtig oder notwendig würde ich es jetzt nicht unbedingt bezeichnen“, gestand der Mann.

Sokrates lächelte. Dann sagte er: „Also, mein lieber Freund, wenn es nicht wahr, nicht gut und nicht notwendig ist, dann belaste uns beide nicht damit und lass es die Sache derer sein, die es betrifft.“

Was wir aus diesen Geschichten lernen

Aus diesen kleinen, aber feinen Geschichten können wir eine Menge lernen. Anhand der Geschichte mit dem Esel sehen wir, dass wir es den anderen niemals recht machen können. Egal, was du tust, es wird immer jemanden geben, der es als etwas Schlechtes auslegt. Selbst, wenn du dabei nur gute Absichten im Sinn hast. Deshalb solltest du keinen allzu großen Wert auf die Meinung Fremder legen. Sie verstehen deine Situation nicht und urteilen anhand eines minimalen Eindrucks über dich, den sie binnen Sekunden erlangt haben.

Die Geschichte mit dem 100 Euro Schein lehrt uns, dass wir immer wertvoll sind, egal wie schwer unsere aktuelle Situation auch sein mag. Wir dürfen nicht aufhören, uns zu lieben und uns zu vertrauen. Auch nicht nach den härtesten Rückschlägen! Gerade in schwierigen Zeiten sind wir auf unser Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl angewiesen. In diesen Phasen ist es schön, jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann: Sich selbst!

Die Geschichte von den drei Sieben hilft uns dabei, uns nicht jeden fremden Schuh im Alltag anzuziehen. Wir verstopfen und vermüllen unsere Gedankenwelt mit sehr vielen Dingen, die nicht dorthin gehören. Wir sollten ernsthaft damit aufhören und uns bereits im Vorhinein fragen, ob das, worin wir unsere Aufmerksamkeit investieren, uns weiterbringt oder belastet. Die drei Siebe mögen ein wenig altertümlich daherkommen, sind aber erstaunlich effektiv!

Ich hoffe, dass diese Erzählungen dir gefallen haben und dich zum Nachdenken anregen. Erzähle sie gerne weiter und inspiriere auch andere damit.

In diesem Sinne: Viel Erfolg und eine schöne Zeit!

Viele Grüße
Michael

Titelbild: Unsplash.com, Nong Vang