Wie man sein früheres Ich loslässt und darüber hinauswächst

Eine der wichtigsten Lektionen für die meisten von uns… 

In den letzten Jahren habe ich hunderte Menschen sagen hören:

  • „Ich wäre gerne wieder so, wie ich früher war.“
  • „Als ich 21 war, da war mein Leben noch in Ordnung.“
  • „Ich will wieder diese Unbeschwertheit, die ich damals hatte.“

Solche und ähnliche Aussagen stammen von Menschen, die sich gerade in Transformationsprozessen befinden und versuchen, ihre Lebenssituation zu verändern. Dabei suchen sie nach Inspiration. Wie soll das neue Leben aussehen? In welche Richtung soll die Veränderung gehen?
Und natürlich vergleichen wir uns in solchen Momenten mit einer sehr glücklichen Version von uns selbst. In der Regel ist das eine jüngere Version aus der Vergangenheit.

Die meisten suchen sich eine sehr glückliche Phase aus der Zeit des Erwachsenwerdens heraus. Ich meine, warum auch nicht? Für die meisten von uns war das eine aufregende Zeit, nicht wahr?
Wir haben uns vom Einfluss unserer Eltern gelöst und haben die Welt um uns herum auf eine ganz neue Weise entdeckt. Bei vielen von uns war das sogar mit einigen Freiheiten verbunden, die wir in der Kindheit und Jugend nicht kannten. Es schien, als stünde uns das gesamte Leben offen.
Wir haben Spaß gehabt, neue Eindrücke gesammelt, uns verliebt und uns auf eine ganz neue Weise entdeckt.

Es überrascht mich also nicht, dass wir uns zu einem späteren Zeitpunkt unseres Lebens wünschen, das noch einmal erleben zu können. Die Menschen, die mit mir an einer Veränderung arbeiten, haben das Gefühl, im Leben festzustecken. Wenn sie sich also mit einer glücklicheren Version von früher vergleichen, dann suchen sie nicht eine Zeit, in der alles perfekt war. Sie suchen eine Zeit, in der sie nicht das Gefühl hatten, festzustecken. Eine Zeit, in der sich viel verändert hat. Eine Zeit, in der man viel gelernt hat. Eine Zeit, in der man optimistisch in die Zukunft geblickt hat.

Am Ende ist es doch das, was wir wollen: Das Gefühl, dass noch nicht alles vorbei ist. Dass das Leben noch aufregend sein kann. Dass es noch etwas zu bieten hat.

 

Die Zukunft liegt nicht in der Vergangenheit

Wie du siehst, habe ich viel Verständnis dafür, dass wir in die Vergangenheit blicken und uns mit einem jüngeren Ich vergleichen. Das heißt jedoch nicht, dass ich es gutheiße oder unterstütze.

Der Vergleich mit unserem jüngeren Ich ist unrealistisch und wenig zielführend.

  1. Wir sind nicht mehr diese jüngere Version.
  2. Unsere jetzige Lebenssituation ist nicht mit der früheren vergleichbar.
  3. Wieder so zu werden, wie wir früher einmal waren, wird uns höchstwahrscheinlich nicht dabei helfen, unsere aktuelle Situation zu verbessern.

Wir haben uns verändert. Unser Leben hat sich verändert. Und das ist gut so.

Seit ich 21 Jahre alt war, hat sich in meinem Leben viel verändert. Der 21-jährige Michael wäre in meinem heutigen Leben völlig überfordert. Er würde unter der Last der Verantwortung zusammenbrechen. Er wäre nicht erfahren genug. Nicht stark genug.
Ich musste erst werden, wer ich bin, um nach hier zu kommen. Ich muss weitermachen, um der zu werden, der das Leben handhaben kann, das vor mir liegt. Und ich behaupte, dass es bei dir nicht anders sein wird.

Ja, eine jüngere Version von dir war unbeschwerter und glücklicher. Aber Tatsache ist, dass du noch nie erfahrener, weiser, stärker und emotional reifer warst als heute. Warum solltest du nicht davon profitieren? Warum solltest du die Person ablehnen, die du heute bist? Warum solltest du „zurück“ wollen?

Du hast alles, was du brauchst. Du bist alles, was du brauchst. Heute.

 

Was wir wirklich von früher wollen

Ich behaupte, dass wir gar nicht die Person von früher sein wollen. Stattdessen wollen wir das Gefühl der Freiheit. Die Leichtigkeit. Die Unbeschwertheit. Den Zustand, in dem wir uns befanden, bevor wir mit einigen Herausforderungen und Enttäuschungen des Lebens konfrontiert wurden.
Wie ich vorhin schon sagte: Wir wollen nicht mehr feststecken. Das Gefühl haben, dass das Leben noch etwas zu bieten hat.

Dafür müssen wir nicht jung sein.
Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass der Wunsch, wieder jung zu sein, eine Ausrede ist.

Wir alle wissen, dass wir nicht zurück können. Und deshalb ist es auch die perfekte Ausrede, um nichts zu verändern.

Wenn wir uns wieder fühlen wollen wie früher, dann brauchen wir das Gefühl, dass das Leben ein Abenteuer ist. Wir brauchen Ziele und Wünsche. Eine persönliche Mission, inmitten derer wir uns täglich verwirklichen können.
Wir brauchen den Mut, etwas zu verändern. Den Mut, uns selbst zu verändern.
Wir müssen wieder zu Entdeckern werden. Lernen, hinterfragen, neue Perspektiven gewinnen.

Kurz: Wir müssen raus aus dem Trott. Denn das ist es doch, was wir wollen. Wir wollen raus aus dem Gefühl, uns in eine Sackgasse des Funktionierens und Existierens manövriert zu haben. Wir wollen, dass das Leben sich wieder wie ein offener Ozean voller Möglichkeiten anfühlt.

Lasst uns also nicht in die Vergangenheit fliehen, sondern mutig nach vorne blicken. Das Leben liegt vor uns. Nicht hinter uns.

Und falls du dich fragst, wie du diese Veränderung in die Wege leiten kannst, möchte ich dich höflich darauf hinweisen, dass du dich gerade auf einem Blog befindest, auf dem sich nach heutigem Stand 488 (!) Blogartikel rund um die Persönlichkeitsentwicklung befinden. Und das ist nur eine von sehr (!) vielen Quellen der Inspiration…

In diesem Sinne: Viel Erfolg!

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

Titelbild: Unsplash.com, Aron Visuals

7 Kommentare, sei der nächste!

  1. Guten Morgen lieber Michael

    Es ist immer wieder faszinierend, wie du solch Grosse Themen auf einen Punkt bringst und in einfachen Worten erklärst wie du damit umgehst, wie normal es ist sich so zu fühlen und vor allem WIE EINFACH ES IST NACH VORNE ZU SCHAUEN UND ETWAS ZU VERÄNDERN!

    Vielen lieben Dank für deine Arbeit und ich bin sehr glücklich, dass ich dabei sein darf 🙂

    Herzliche Grüsse aus Zürich

    René

  2. Dieser Artikel kommt für mich gerade zur richtigen Zeit. Ich habe mich immer wieder in deinen Worten wiedergefunden und sehr viel Kraft und Motivation daraus mitgenommen. Wie schaffst du es nur immer wieder, genau die richtigen Worte zu finden und so tiefe, komplexe Gedanken verständlich darzustellen…… DANKE dafür!

    Ich wünsche dir ein großartiges Wochenende!

    Melanie

  3. Guten Morgen lieber Michael,
    du hast wieder eine große Wahrheit in einfachen Worten festgehalten : „Was ich wirklich von früher will und dass die Zukunft nicht in der Vergangenheit liegt“
    Ich bin gerade dabei, das zu entdecken, weil ich aus dem Trott raus möchte.
    Deshalb bin ich dir besonders dankbar für den heutigen Blogartikel.

    Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende.
    Anna

  4. Mal wieder wunderschöne und starke Worte von dir Michael! Danke, dass du deine Gedanken mit uns teilst. Mir hast du damit schon sehr oft geholfen und neue Perspektiven gegeben. So auch heute wieder. Dafür ein großes Dankeschön von mir!
    Deine treue Leserin Lisa

  5. Lieber Michael,
    sonst nur stiller Mitleser, möchte ich dir doch heute mal für deine Blogs danken. Deine klaren Worte bringen immer viel Licht ins Dunkle und formen Gedanken in Ziele.
    Liebe Grüße
    Claudia

  6. Hallo Michael,
    das ist ein sehr schöner Artikel, echt berührend und trifft genau auf meinen jetzigen Zustand/Gefühle zu. Danke, für diese mutmachenden Worte!
    LG Petra

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