In den Fußstapfen der alten Denker…

In letzter Zeit habe ich mich viel mit den Lehren der alten griechischen und römischen Philosophen befasst. Besonders fasziniert bin ich von Aristoteles und Sokrates. Weißt du, es ist eine Sache, viel in einer Zeit zu wissen, in der es das Internet und randvolle Bibliotheken gibt. Es ist aber eine ganz andere Sache, viel zu wissen und vorausschauend zu sein, wenn die Zivilisation noch im Dornröschenschlaf steckt. Wenn man mal in Ruhe darüber nachdenkt, ist das wirklich eine erstaunliche Sache.

Mit all den weisen Erkenntnissen dieser großen Denker könnte man ganze Bücher füllen und genau das haben viele andere Autoren bereits getan. Deshalb möchte ich heute nur auf eine einzige, aber sehr inspirierende These von Sokrates eingehen. Sie hat mich neulich gepackt, fasziniert und motiviert. Eine wirklich erfrischende Erfahrung, wenn man bedenkt, dass es eigentlich mein Job ist, andere zu motivieren 🙂

Das volle Potenzial

Sokrates war der Meinung, dass ein Mensch sein volles Potenzial entfalten sollte. In seinen Augen war es eine Schande, eines Tages zu sterben, ohne jemals erfahren zu haben, wie stark und fähig man sein kann. Oft wird er so zitiert, dass diese Ideologie sich nur auf den Körper und das Training dessen bezieht. Wirft man jedoch einen allgemeineren Blick auf die altgriechische und auch altrömische Philosophie, kann man erkennen, dass sehr viele Denker vom Gedanken des ausgeschöpften Potenzials fasziniert waren. Und dies bezieht sich auf weit mehr als nur die Fitness eines Menschen. Seinen Körper und seinen Geist bis zum Maximum zu trainieren, war das ultimative Ziel, quasi die höchste Form des Seins. Dabei ging es nicht darum, Rekorde zu brechen oder besser als andere zu sein. Es ging darum, die beste Version SEINER SELBST zu sein, völlig unabhängig von anderen. Es ging einfach darum, das für sich beste Ergebnis zu erzielen, um das bestmögliche eigene Leben zu führen.

Warum ist diese These so faszinierend?

Warum bin ich davon so sehr beeindruckt und inspiriert? Im Grunde ist das doch nichts Neues. Entwickle dich weiter und achte auf deine Gesundheit. Eigentlich ein Klassiker. Könnte von mir kommen. Ein bisschen erinnert es sogar an das klassische „Höher, schneller, weiter“, das gerade unsere Gesellschaft zerstört. Aber das ist es nicht. Und da ist mehr. Viel mehr. Genau darauf möchte ich im Folgenden eingehen.

1. Persönlichkeitsentwicklung pur

Sokrates lebte vor rund 2400 (!) Jahren. Wie ich eben schon erwähnte, gab es damals keine Smartphones und kein Internet. Was es aber wohl bereits gab, waren sozialer Status, der Wunsch nach einer erfolgreichen Karriere und natürlich das Streben nach Wohlstand. Inmitten dieser Zeit besann Sokrates sich auf das, worauf es wirklich ankommt: Die Persönlichkeitsentwicklung. Entwickle DICH weiter und erreiche DEIN volles Potenzial, völlig unabhängig von dem, was andere leisten. Diese Erkenntnis ist so elementar, so stark, so pur und vor allem so zeitlos, dass sie heute genauso wichtig ist wie damals. Es geht nicht darum, andere zu beeindrucken. Es geht nicht darum, viel Geld zu verdienen. Es geht nicht darum, eine besondere Arbeit auszuüben. In erster Linie geht es darum, herauszufinden, was alles für DICH möglich ist. Dieses Streben nach der besten Version seiner Selbst macht das Leben zu einem – im wahrsten Sinne – einzigartigen Abenteuer.

2. Ein ideal gesetztes Ziel

Wenn man mit etwas erfolgreich sein möchte, geht es fast immer darum, möglichst klare Ziele zu definieren. Sogar ich habe schon oft darüber geschrieben. Wir brauchen klare Ziele, um uns effektiv weiterentwickeln und in die richtige Richtung bewegen zu können. Heutzutage haben viele Menschen gelernt, sich dieses Prinzip zu Nutze zu machen, aber sie verwenden es häufig für den falschen Zweck. So werden z.B. konkrete geschäftliche und finanzielle Ziele gesetzt und sehr konsequent verfolgt. Oft wird das auch belohnt und Menschen schaffen es zu Wohlstand. Dieser Weg führt sie jedoch weg von sich selbst. Sie vernachlässigen in den meisten Fällen ihre mentale und körperliche Gesundheit, um dieses Ziel zu erreichen. Aus der Sicht von Sokrates wäre das eine klare Niederlage im Leben. Am Ende seines Lebens über Wohlstand zu verfügen, aber nie sein volles Potenzial ausgeschöpft zu haben, wäre für ihn kein erstrebenswerter Zustand. Natürlich muss das jeder für sich selbst entscheiden. Wenn ich persönlich so darüber nachdenke, stelle ich erstaunt fest, dass ich mich Sokrates anschließen muss. Ich würde am Ende lieber das Gefühl haben, GELEBT zu haben, als vor einem Haufen Geld zu sitzen, der mich daran erinnert, dass ich NICHT richtig gelebt habe.

Das Ziel, das Sokrates als das ultimative Ziel angibt, führt nicht in die Ferne. Es führt uns direkt zu uns selbst! Das könnte die Lösung für so viele Probleme des Lebens sein. Anstatt Verantwortung, Lösungen oder auch unser Lebensglück im Außen zu suchen, können wir all das in uns selbst finden. Der beste Zustand des Seins hat nichts mit anderen zu tun. Diesen Zustand finden wir in uns selbst. Sehr weise, wie ich finde.

3. Ewige Motivation

Sich Ziele zu setzen, ist ein probates Mittel, um Motivation zu wecken. Konkrete Ziele helfen uns dabei, Kraft aufzubringen und Herausforderungen anzugehen, anstatt sie zu meiden. Sobald ein Schritt geschafft ist, müssen wir uns dann das nächste Ziel setzen, um am Ball zu bleiben. Wir wollen die Motivation nicht verlieren. Aber wie wäre es, sich ein Ziel zu setzen, von dem man weiß, dass man es nie erreichen wird? Und wie wäre es, wenn man dadurch nicht demotiviert wäre, sondern völlig zufrieden?

Wenn dir klar wird, dass du es niemals schaffen wirst, eine gewisse Menge Geld zu erwirtschaften, kann das demoralisierend wirken. Du verlierst die Lust darauf weiterzumachen. Bei Sokrates‘ Ziel ist das jedoch anders. Wir WISSEN, dass ein Mensch niemals perfekt sein kann. Dir ist klar, dass du dich immer weiterentwickeln wirst. Es gibt keinen Moment, in dem du dich zufrieden zurücklehnst und erkennst, dass du perfekt bist. Das ist völlig in Ordnung. Es ist sogar motivierend. Es weckt den Gedanken, dass es okay ist, einfach sein Bestes zu geben, denn für den eigenen Maßstab gibt es keinen Vergleichswert.

Um das noch einmal zu verdeutlichen: Die Erkenntnis, kein Milliardär zu werden, ist bitter. Man vergleicht sich und denkt: Verdammt, jemand anderes ist bereits Milliardär geworden und ich schaffe es nicht.
Das kann demoralisierend sein.

Allerdings war noch niemals jemand du. Es gibt keinen Maßstab, welchen geistigen Zustand du erreichen musst. Du KANNST dich natürlich mit anderen vergleichen, wenn du willst. Aber du musst nicht. DEIN Maßstab zählt. Für mich ist dieser Gedanke sehr motivierend.

Wie strebt man nach seinem vollen Potenzial?

So inspirierend das Ganze auch sein mag, es lässt uns immer noch mit Fragen zurück. Allen voran steht die folgende: WIE strebe ich nach meinem vollen Potenzial? Hierfür habe ich ein paar hilfreiche Anregungen, aber da der Blogartikel jetzt schon eine beachtliche Länge hat, möchte ich den Rahmen heute nicht sprengen. Dafür geht es dann nächste Woche genau dort weiter, wo wir heute aufhören.

Nun wüsste ich gerne von dir: Was hältst du von dieser Theorie? Wie siehst du das Ganze? Macht es auf dich einen inspirierenden Eindruck oder fühlst du dich von dem Gedanken der „ultimativen Selbstoptimierung“ eher unter Druck gesetzt?

Lass diese Gedanken einfach mal ein wenig sacken und reflektiere sie in den nächsten Tagen. Ich hoffe, dass sie dich genauso motivieren wie mich.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

Titelbild: Unsplash.com, Francisco Ghisletti