So findet jeder seinen Weg…

Wie viele von euch wissen, bin ich nicht sonderlich religiös. Ich glaube durchaus an etwas Größeres und finde sämtliche Weltreligionen faszinierend, aber es fällt mir schwer, mich auf den „einen“ Glauben festzulegen.
Wenn ich im Folgenden also von „Gott“ spreche, dann meine ich damit nicht zwangsläufig den großen Herrn mit dem Rauschebart, der in einem Büro im Himmel sitzt. Mit „Gott“ meine ich einfach etwas Größeres. Nenn es das Schicksal, das Universum, den universellen Schöpfer, den großen Architekten oder die göttliche Entität, an die du glaubst. Was immer du dir vorstellst, ist das, was ich mit der Bezeichnung „Gott“ meine.

Nun, da wir das geklärt haben, würde ich gerne versuchen, die Welt aus Gottes Augen zu sehen.

Stell dir vor, du wärst Gott. Du hast die Menschen erschaffen, ihnen eine wunderschöne Welt gegeben, und sitzt nun ganz gespannt über allen Dingen und freust dich darauf zu sehen, wie sich deine Schöpfung machen wird. Eine faszinierende, wenn auch schwer greifbare Vorstellung, nicht wahr?

 

Einfache Fragen, tiefe Antworten

Bleiben wir bei diesem Gedanken. Du bist nun Gott und siehst deinen Menschen dabei zu, wie sie das Leben anpacken. Was würdest du sehen wollen? Was würdest du von den Menschen erwarten? Welches Verhalten würde dich stolz machen und wovon wärst du enttäuscht?

Das sind keine rhetorischen Fragen. Ich frage dich ganz persönlich: Welches Verhalten würde dir gefallen? Und welches würde dich zutiefst kränken?

Wenn ich mir selbst diese Fragen stelle, dann denke ich, dass es mich freuen würde, Menschen zu sehen, die dankbar für das Leben sind. Es würde mich stolz machen, tatkräftige, großzügige, herzliche und barmherzige Menschen zu sehen. Es würde mich im positiven Sinne amüsieren, lebensfrohe und humorvolle Menschen zu sehen. Ich wäre angenehm überrascht und inspiriert von kreativen Menschen, die ihr Potenzial nutzen, um Schönes und Nachhaltiges zu erschaffen. Es würde mich rühren, liebende Menschen zu sehen.

Gleichzeitig würde es mich enttäuschen, jene zu sehen, die das Wunder des Lebens mit Füßen treten. Es würde mir missfallen, rohe Gewalt, hemmungslose Gier, aggressiven Egozentrismus und Missbrauch zu sehen.

Das ist irgendwie logisch, oder? Vielleicht sind deine Ansichten meinen gar nicht mal so unähnlich…

Es ist schwer, sich in „Gott“ hineinzuversetzen. Deshalb sollte man sich auch etwas Zeit und Ruhe nehmen, um über das hier nachzudenken.

 

Deine Antworten zeigen dir deinen Weg

Ich denke sehr gerne über dieses Thema und die damit einergehenden Fragen nach. Denn, wenn ich mich ganz ehrlich frage, womit ich „Gott“ stolz machen kann, dann frage ich mich auch gleichzeitig, was für ein Verhalten ein gutes Leben ausmacht.

Um es einfacher zu formulieren: Indem wir uns fragen, welches Verhalten wir wünschenswert fänden, wenn wir Gott wären und auf die Menschen blickten, geben wir uns auch eine Antwort darauf, was unserer Meinung nach ein gutes und erstrebenswertes Leben ist.

Genauso wissen wir, was für ein Verhalten wir vermeiden sollten, wenn wir uns fragen, was Gott enttäuschen oder verärgern würde. Denn die Antworten, die wir uns geben, reflektieren eins zu eins, was wir selbst verabscheuen.

Ich weiß nicht, ob dieser Gedanke für dich neu ist oder nicht. Aber immer, wenn ich versuche die Menschen durch die Augen Gottes zu sehen, erinnert es mich daran, wer ich sein möchte und wer nicht. Es ist, als würde ich meinen Kompass neu ausrichten.

Wann immer ich mich orientierungslos fühle und nicht weiß, ob ich gerade den richtigen Weg gehe, frage ich mich: „Wenn ich Gott wäre, was würde ich in dieser Situation von mir erwarten?“

Kein einfacher Gedanke, ich weiß. Aber es ist ein guter Gedanke. Ein hilfreicher Gedanke. Er zieht uns aus unserer eigenen Haut und bringt uns dazu, eine neue Perspektive einzunehmen.

Am Ende des Tages ist es ein simples Prinzip. Wenn du dich fragst, wie du Gott – was auch immer Gott für dich sein mag – stolz und glücklich machen kannst, zeigst du dir gleichzeitig, wie du ein gutes und erstrebenswertes Leben führen kannst.
Und wenn du dich fragst, wie du Gott enttäuschen würdest, zeigst du dir, welchen Weg du nicht gehen möchtest. Gar nicht mal so kompliziert, oder?

In vielen schwierigen Situationen meines Lebens waren diese Gedanken mir hilfreich, und ich hoffe, dass auch du ihnen viel Nützliches abgewinnen kannst. Mir ist bewusst, dass es ein schwieriges Thema und ein recht abstraktes Konstrukt ist, deshalb würde ich mich über deine Meinung in den Kommentaren freuen.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

Titelbild: Unsplash.com, Marc-Olivier Jodoin