Gute Frage, oder?

Es wird einige geben, die mit dem heutigen Beitrag nicht viel anfangen können und sich fragen werden, ob ich einen Sprung in der Schüssel habe. Das ist okay. Ehrlich. Aber es wird vielleicht auch einige geben, die sich mit denselben Gedanken wie ich beschäftigen oder schon öfter beschäftigt haben und für sie werden meine Überlegungen sehr nachvollziehbar und vielleicht sogar enorm wichtig sein.

Einfach gesagt geht es darum, dass ich das „Hamsterrad des Alltags“ hinterfrage, so viele andere auch. Doch dabei versuche ich, noch einen Schritt weiterzugehen. Was ich damit meine, wird sich (hoffentlich) im Laufe des Artikels klären.

Das gute alte Hamsterrad

Aufstehen, müde sein, arbeiten gehen, sich über die immer gleichen Aufgaben und Menschen ärgern, seinen Job erledigen, nach Hause fahren, einkaufen gehen, sich um den Haushalt kümmern, einer kleinen „Freizeitaktivität“ nachgehen, am Abend noch fernsehen oder am Smartphone rumhängen (oder beides!) und dann wieder ins Bett. Das ist das klassische Hamsterrad des Alltags, wie die meisten von uns es kennen.

Versteh mich bitte nicht falsch: Ich sage nicht, dass dieser wiederkehrende Tagesablauf etwas Schlechtes sein muss. Manche würden das schlicht und einfach „Struktur“ oder „Routine“ nennen und suchen sogar diesen festen Rhythmus. Das ist völlig in Ordnung, solange man damit zufrieden ist. Aber ich persönlich war es nicht. Ich habe mich früh im Hamsterrad des Alltags wiedergefunden und nahezu alles daran gesetzt, auszubrechen.

Das „Hamsterrad“ besteht aus vielen Faktoren. Mehr, als ich hier aufzählen könnte und vermutlich gibt es sogar noch einige, die ich noch nicht einmal begriffen, erkannt oder als solche verstanden habe. Bitte sieh es mir also nach, wenn ich unser gutes altes Hamsterrad des Alltags stark vereinfache und mich auf die wesentlichen Punkte beschränke.

Der Ausbruch (?)

So wie viele andere auch, habe ich lange geglaubt, der erste Schritt aus dem Hamsterrad heraus sei „finanzielle Unabhängigkeit“, was auch immer ich mir darunter vorgestellt haben mag. In meiner Vorstellung war es so, als würde mehr Geld zu mehr Freiheit führen. Auf den ersten Blick ist dies auch der Fall. Mehr Geld ermöglichte mir mehr Optionen, um es auszugeben. Und so baute ich mir – ohne es zu merken – ein neues Hamsterrad. Zugegebenermaßen ein schickeres Hamsterrad, mit moderneren Autos, einem größeren Zuhause und mehr Annehmlichkeiten. Einiges hatte sich verändert, doch die eine große Sache war immer noch wie vorher: Ich geriet wieder in eine Routine, hatte erneut mehr oder weniger stets denselben Tagesablauf und musste mal wieder strampeln. Dabei lernte ich übrigens auch eine sehr wichtige Lektion: Wer viel hat, kann viel verlieren. Und wenn man das, was man hat, nicht verlieren will, muss man strampeln. Mehr als die anderen sogar. Erinnert dich das an etwas? Genau, an das Hamsterrad 🙂

Mir wurde bewusst, dass es beim Hamsterrad um mehr gehen muss als Arbeit, Geld und Routine. Also fokussierte ich mich auf mein unkonventionelles Wesen und meinen Wunsch nach Freiheit. Ich denke ungewöhnlich, habe ungewöhnliche Eigenarten und habe schon immer viel hinterfragt. Also vermutete ich, der „Ausbruch“ könnte bedeuten, dass ich einen Weg finde, ein außergewöhnliches Leben zu führen, ganz nach meinen Vorstellungen. Auch in diesem Bereich habe ich große Fortschritte gemacht. Ich stehe auf, wann ich es möchte, kann mir meine Arbeit frei einteilen, und sehe mehr von der Welt. Aber wenn ich am Ende des Tages ganz ehrlich bin, dann bedeutet das auch nichts anderes, als mein Hamsterrad auf meine ganz eigene Weise zu drehen. Ich meine, das ist doch schon immerhin etwas! Damit möchte ich auch keineswegs undankbar sein, denn ich bin sehr glücklich über die Individualität, die ich durch harte Arbeit in mein Leben gebracht habe. Aber wie ich gerade schon andeute, war und ist es viel Arbeit. Also auch wieder ein Hamsterrad.

Gibt es Ausnahmen?

Vor einiger Zeit fing ich an, mich zu fragen, ob es überhaupt Menschen gibt, die völlig durch das Raster fallen und eine Ausnahme bilden. Einfacher gesagt: Gibt es überhaupt jemanden, der nicht in einem Hamsterrad aus Aufgaben, Verpflichtungen und Routinen lebt?

Ein guter Freund wies mich darauf hin, dass es zahllose Abenteurer gibt, die die Welt bereisen und sich dabei filmen, um ihre Reisen zu finanzieren. Das ist sehr aufregend, wie ich finde. Aber wenn die Grundvoraussetzung ist, sein Abenteuer zu dokumentieren und zu vermarkten, ist es dann nicht auch wieder ein Hamsterrad? Verpflichtet es nicht dazu, ständig zu filmen, die Videos zu bearbeiten, sie hochzuladen, mit seinen Fans zu interagieren und das Geschäft legal zu führen und zu versteuern?

Es wäre also hilfreich, die Welt zu bereisen, ohne gleichzeitig für seinen Lebensunterhalt arbeiten zu müssen. Hier wäre ein Lottogewinn sicherlich hilfreich. Aber würde das nicht wieder bedeuten, dass Geld sehr wohl die Lösung für den Ausstieg aus dem Hamsterrad ist? Verwirrend, oder?

Ist das Hamsterrad wirklich so schlimm?

Manchmal frage ich mich, ob es wirklich schlimm ist, in einem „Hamsterrad“ zu leben. Was würde aus uns werden, wenn wir keine Aufgaben und Verpflichtungen hätten? Wenn wir keine Ziele verfolgen würden, die wir möglicherweise niemals erreichen werden. Wie würde ein Leben in „maximaler Freiheit“ aussehen?

Versteh mich bitte nicht falsch: Das „klassische“ Hamsterrad des Alltags ist für mich persönlich nicht erstrebenswert. Ich möchte nicht dorthin zurück. Genauso möchte ich nicht meine Entwicklung aufgeben, in der ich nach so viel Freiheit wie möglich strebe. Allerdings weiß ich auch noch nicht, wie es sich anfühlen würde, falls es überhaupt möglich wäre, jegliches Hamsterrad zu verlassen.

Wie du siehst, ist der heutige Blogartikel ein wenig anders, weil er mehr Fragen aufwirft als er beantwortet. Das finde ich auch ganz gut so. Wie ich eingangs schon sagte: Manch einer wird mich für behämmert halten und in anderen wird dieser Beitrag tiefe Gedanken auslösen. Das werde ich jetzt einfach mal so stehen lassen. Ich für meinen Teil werde jetzt weiter nach Antworten suchen und wünsche dir viel Spaß beim Grübeln!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Henry Lai