Ein paar harte Worte, die dein Leben unglaublich verbessern können…

„Ehrlichkeit“ ist ein empfindliches Thema. Theoretisch gilt es als moralisch und nur richtig, immer ehrlich zu sein. In der Praxis sieht das jedoch anders aus. Hier haben die meisten Menschen ein Problem mit der Ehrlichkeit und das hat verschiedene Gründe. Im Folgenden werden wir uns 3 beispielhafte Situationen anschauen, in denen Menschen unehrlich sind und vielleicht wirst du dich darin wiedererkennen. Anschließend werden wir uns jeweils die Frage stellen, ob es hier richtig wäre, ehrlich zu sein oder ob es seine Richtigkeit hat, den Bogen der Wahrheit zu überdehnen.

Vorab noch ein ehrliches Wort meinerseits: Dieser Beitrag ist sehr subjektiv und spiegelt meine persönliche Meinung wider. Solltest du die Dinge anders sehen, freue ich mich über eine sachliche Diskussion im Kommentarbereich unter dem Artikel.

Um die Beispiele anschaulicher zu gestalten, erfinde ich einfach mal ein paar fiktive Charaktere und Situationen.

3 „gute“ Gründe zum Lügen (oder nicht ganz ehrlich sein)

1. Der Klassiker

Zuerst gibt es da den Klassiker: Das Hintergehen. Christian ist in einem Moment der Schwäche seiner Partnerin untreu gewesen. Er liebt seine Frau ohne jeden Zweifel, aber als er eines Abends mit Freunden unterwegs war und schon viel Alkohol zu sich genommen hatte, traf er auf eine Frau, der er nicht widerstehen konnte. Nun bereut er diesen Fehltritt und fühlt sich furchtbar. Er hat Angst, mit seiner Frau darüber zu sprechen, weil er sie nicht verlieren will. Darüber hinaus will er sie nicht verletzen und hier kommt ihm eine wunderbare Idee: Er könnte das Ganze guten Gewissens verschweigen, indem er sich einredet, dass er schweigt, um seine Frau zu schützen. Sonst würde er nur etwas Wunderbares zerstören und einen geliebten Menschen herunterziehen. Also kommt es ihm „richtig“ vor, unehrlich zu sein.

Nun ist die entscheidende Frage: Ist das so? Wäre es hier falsch, die Wahrheit zu sagen, weil Christians Frau darunter leiden würde? Meiner Meinung nach nicht. Jeder Mensch hat ein uneingeschränktes Recht auf die Wahrheit. Erst recht in einer Freundschaft, intimen Beziehung oder Ehe! Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen mit den Konsequenzen ihrer Aussagen und Handlungen klarkommen müssen. Das ist ein fester Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung. In Christians Fall also wird nicht nur seine Frau betrogen, sondern auch er selbst. Wenn er sich weiterentwickeln will, muss er die Konsequenzen seines Fehlers spüren, daraus lernen und sich weiterentwickeln. Natürlich könnte seine Frau sich von ihm trennen, aber das gehört zu diesem Prozess dazu. Übrigens auch zum Entwicklungsprozess seiner Frau. In diesem Fall ist das auch eine Erfahrung, die man ihr nicht vorenthalten darf. Selbstverständlich ist das Ganze unangenehm, aber würde Christian diese Lüge nun ewig aufrechterhalten, würde seine Ehe auf dem wackligen Fundament einer Lüge stehen. Die Angst, dass seine Frau die Wahrheit erfahren könnte, würde zudem wie ein Damoklesschwert über den beiden schweben. Von daher würde es hier nur Sinn machen, reinen Wein einzuschenken und sich der Situation zu stellen. Ja, das ist nicht leicht. Wer jedoch die Courage hat, einen solchen Fehltritt zu begehen, sollte auch den Mut haben, dazu zu stehen.

2. Vermeintliche Diplomatie im Alltag

Vielen Menschen fällt es aus diplomatischen Gründen schwer, ehrlich zu sich oder anderen zu sein. Monika zum Beispiel leidet auf der Arbeit sehr unter ihrem Chef. Er schreit sie regelmäßig an und kritisiert ihre Arbeit. In den Pausen und zu Hause weint sie deswegen. Abends hat sie sogar immer Bauchschmerzen beim Gedanken an den nächsten Arbeitstag. Auf der Arbeit lässt sie sich davon jedoch nichts anmerken. Sie ist immer freundlich, lächelt und lässt sich die teils derben Beleidigungen und Anfeindungen gefallen. Irgendwann fragt eine Freundin sie, warum sie das denn mit sich machen lässt. Monika antwortet: „Ich will doch nicht meinen Job verlieren. Außerdem wäre mein Chef total sauer, wenn ich ihm widersprechen würde.“

Das klingt unglaublich, oder? Noch unglaublicher ist, dass so der Alltag für sehr viele Menschen aussieht. Ich kenne das Problem sogar sehr gut. Bevor ich selbst zum Arbeitgeber wurde, hatte ich ein paar unangenehme Vorgesetzte und Chefs. Offen gesagt habe ich sogar oft meinen Job verloren, weil ich ihnen mitgeteilt habe, was ich von ihnen hielt. Aber weißt du was? Das war gut so! Für mich und die anderen. Ich würde niemandem empfehlen, sich von anderen erniedrigen zu lassen. Erst recht nicht für Geld. Kein Geld der Welt ist wertvoller als Würde, Stolz und Selbstrespekt. Wenn wir uns für einen monatlichen Lohn (der ohnehin kaum zum Leben reicht) auch noch unser Selbstwertgefühl nehmen lassen, können wir uns ja gar nicht wohl fühlen. Wir wissen im Grunde, was da falsch läuft und in dem Moment, in dem wir das realisieren, war es das dann ganz mit dem Selbstbewusstsein. Darüber hinaus sollten wir den folgenden Gedanken in Erwägung ziehen: Woher sollte ein überheblicher Mensch wissen, dass er sich wie ein Arschloch verhält, wenn es ihm niemand mitteilt? Man fördert doch sein schlechtes Benehmen, indem man ihn jeden Tag gewähren lässt und ihm das Gefühl gibt, alles richtig zu machen. Und für alle, die immer noch Angst haben, ihren Job zu verlieren: Hab lieber Angst davor, dich selbst zu verlieren. Ein neuer Job lässt sich schnell finden. Selbstwertgefühl und Lebensqualität dagegen können nicht von heute auf morgen wiederhergestellt werden. Auch hier siegt die Ehrlichkeit.

3. Die Selbstlüge

Ebenfalls einer der Allzeit-Klassiker: Die Selbstlüge. Wir belügen uns häufig selbst, um mit bestimmten Situtaionen oder Zuständen besser klarzukommen. Hier beschreibe ich keine beispielhafte Situation, sondern nenne einfach mal ein paar konkrete Beispiele:

  • Viele Menschen sind in ihren Ehen oder Beziehungen unglücklich. Sie fühlen sich nicht verstanden, erfüllt oder zufrieden. Dennoch reden sie sich ein, im Grunde sei ja alles in Ordnung. Ansonsten müsste man schließlich auflösen, was man über Jahre aufgebaut hat und außerdem würde das auch sicherlich mit Schmerz und Trauer verbunden sein.
  • Ebenfalls sind viele Menschen unglücklich mit der Tatsache, dass sie ihre Ziele bisher nicht erreicht haben. Wenn wir noch ganz jung sind, haben wir große Ziele und Träume. Beim Heranwachsen merken wir dann, dass diese schwerer zu erreichen sind als gedacht. Die meisten stagnieren dann einfach und reden sich ein, ein mittelmäßiges Leben sei auch in Ordnung. Alles andere sei ohnehin viel zu anstregend. Die Wahrheit ist jedoch die folgende: Es gibt zwar viele Menschen, die mit wenig zufrieden sind, aber das hat nichts mit Erfolg oder Erfüllung zu tun. Die allermeisten Menschen sind unglücklich, weil sie ihre Ziele nie erreicht haben und das ist einer der Hauptgründe dafür, dass es so viele Therapien und Coachings gibt. Der erste Schritt zum Erfolg ist Ehrlichkeit mit sich selbst: Warum bin ich so unglücklich? Was will ich ändern? Was will ich erreichen? Nur, wer sich Antworten auf diese schmerzhaften Fragen gibt, kann einen Plan machen, um voll durchzustarten.
  • Es gibt viele Menschen, die ihr Leben schöner darstellen als es ist. Sie erzeugen ein Bild nach außen, das sie wohlhabend, glücklich und erfolgreich darstellt, während sie in Wirklichkeit einsam, unglücklich und nicht selten hochverschuldet sind. Dieser Selbstlüge fallen in unserer heutigen Gesellschaft erschreckend viele Menschen zum Opfer. Auch hier führt der Weg zu echtem Erfolg und Glück nur über die Wahrheit: Man muss erkennen, dass man sich und anderen nur etwas vormacht. Man muss die schmerzhafte Wahrheit akzeptieren und bereit sein, mit ihr zu arbeiten.

Sich selbst zu belügen, ist in den allermeisten Fällen noch übler, als anderen etwas vorzumachen. Diese Art der Lüge ist stellenweise harmlos und willkommen, weil sie unangenehme Tatsachen ausblendet. Langfristig gesehen frisst sie uns jedoch von innen heraus auf. Du selbst bist die Person, die du am allerwenigsten belügen solltest. So behältst du immer einen klaren Blick auf deine Situation, was dir die volle Kontrolle über dein Leben gibt.

Die Wahrheit siegt

Natürlich lassen sich auch extreme Ausnahmen finden, in denen es sinnvoll sein könnte, zu lügen. Wenn ich wie in einem Hollywood-Film von Verbrechern festgehalten werde, die nach meinem vergrabenen Schatz suchen, dann werde ich sie natürlich eher auf die falsche Fährte in den Todesvulkan führen, anstatt ihnen vorzuschlagen, mal unter meiner Matratze nachzuschauen. Schon klar. Darüber hinaus gibt es jedoch denkbar wenige gute Gründe, nicht ehrlich zu sein.

Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind pur, so wie das Leben. Sie bringen Konsequenzen mit sich, an denen wir wachsen können, auch wenn sich das manchmal nicht leicht anfühlt. Sie sind die besten Voraussetzungen, um ein langfristig glückliches Leben zu führen. Vor allem jedoch im sozialen Miteinander ist die Ehrlichkeit eine Grundvoraussetzung für echte Freundschaft und Liebe. Lass dir daher NIEMALS erzählen, es gäbe gute Gründe zum Lügen.

Übrigens ist mir bewusst, dass ich noch viele andere Beispiele hätte anführen können. Ich hoffe jedoch, dass die genannten Situationen veranschaulichen können, worauf ich hinausmöchte. Außerdem sind wir schon bei fast 1.500 Wörtern und meine Finger tun so langsam weh. Man möge mir bitte nachsehen, wenn ich nicht alle möglichen Gründe aufgeführt habe. Oder noch besser: Ergänze diesen Artikel doch einfach selbst um ein paar Beispiele, indem du einen Kommentar hinterlässt.

Nach diesem kleinen Plädoyer für mehr Ehrlichkeit verabschiede ich mich ins Wochenende. Ich wünsche dir eine wunderbare Zeit.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, © Ümit Bulut