Eine wichtige Lektion über Würde und Selbstachtung… 

Es gibt wohl kaum etwas Schmerzhafteres als das Gefühl, einem Menschen wichtig sein zu wollen, der uns immer wieder zeigt, dass wir es nicht sind.
Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns bemüht haben, alles richtig zu machen. Stets in der Hoffnung, gesehen, respektiert oder geliebt zu werden. Doch irgendwann wird es Zeit, eine bittere Wahrheit zu akzeptieren:

Wer uns wirklich liebt, dem müssen wir nicht beweisen, „genug“ zu sein. Den Menschen, die uns so akzeptieren, wie wir sind, müssen wir gar nichts beweisen.

Also warum versuchen wir, uns zu beweisen? Warum sehnen wir uns nach der Anerkennung und Bestätigung von Menschen, die uns offensichtlich nicht wertschätzen? Warum demütigen wir uns selbst auf diese Art und Weise?

Falls du dir auch manchmal diese Fragen stellst, dann bist du bei diesem Blogartikel genau richtig.

Wir stellen uns hinten an

Wenn wir jemandem hinterherlaufen, verleugnen wir uns selbst. Wir passen uns an, wir verbiegen uns, wir hoffen auf ein kleines Stück Anerkennung, auch wenn wir dafür unsere eigenen Bedürfnisse hinten anstellen.

Im Job heißt das: Wir leisten Überstunden oder übernehmen die Aufgaben anderer, ohne Anerkennung zu bekommen.
In Freundschaften heißt das: Wir investieren sehr viel, auch wenn der andere sich nie bei uns meldet.
In Beziehungen heißt das: Wir akzeptieren, dass wir unglücklich sind, nur weil wir Angst haben, alleine zu sein.

Doch jedes Mal, wenn wir uns selbst hinten anstellen, senden wir eine klare Botschaft an uns selbst: „Meine Wünsche, meine Würde und mein Wert sind weniger wichtig als die Aufmerksamkeit des anderen.“ Und genau das ist der Moment, in dem unser Selbstwert zu bröckeln beginnt.

Der Wert deiner Selbstachtung

Selbstachtung bedeutet, deinen eigenen Wert nicht von der Laune anderer abhängig zu machen. Es bedeutet, die Würde zu haben, dich zurückzuziehen, wenn jemand dir zeigt, dass er oder sie dich nicht will oder respektiert.
Das ist keine Arroganz und erst recht kein ungesunder Egoismus. Es ist Selbstschutz. Denn was bringt es dir, Zeit und Energie in jemanden zu investieren, der dir immer wieder signalisiert, dass du nicht wichtig bist?

Selbstachtung heißt nicht, dass alle es dir recht machen müssen. Es bedeutet nur, dass du deine Grenzen kennst. Dass du unterscheiden kannst zwischen einem Menschen, der gerade viel um die Ohren hat, und einem Menschen, der dich einfach nicht will.

Viele Menschen haben Angst davor, zu „stolz“ oder „überheblich“ zu wirken, wenn sie sich zurückziehen. Doch Stolz ist nicht dein Feind. Stolz ist der innere Anker, der dich daran erinnert, dass du wertvoll bist. Er verhindert, dass du deinen Selbstwert verringerst, um ein Minimum an Aufmerksamkeit zu bekommen.

Es ist kein Zeichen von Kälte, wenn du sagst: „Ich habe genug getan. Jetzt liegt es nicht mehr an mir.“ Es ist ein Zeichen von Stärke, Vernunft und einem gesunden Selbstwertgefühl.

Warum wir trotzdem hinterherlaufen

In den meisten Fällen laufen wir eigentlich gar nicht anderen hinterher. Viel eher laufen wir weg, und zwar vor unserer Angst. Der Angst, nicht genug zu sein. Der Angst vor Einsamkeit. Der Angst, ersetzt oder vergessen zu werden. Das erzeugt ein größeres Problem: Je mehr wir diesen Ängsten aus dem Weg gehen, indem wir versuchen es anderen recht zu machen, desto stärker machen wir uns abhängig. Und Abhängigkeit ist das Gegenteil von Freiheit.

Wenn wir uns von der Angst treiben lassen, geben wir die Macht über unser Wohlbefinden in fremde Hände. Und wir müssen uns die Frage stellen, ob diese Macht dort gut aufgehoben ist.

Es ist nicht leicht, sich für sich, seine Würde und sein Selbstwertgefühl zu entscheiden. Es kostet Mut, jemanden loszulassen, den man sich in seinem Leben wünscht. Doch Loslassen bedeutet nicht immer, etwas zu verlieren. Loslassen kann auch bedeuten, einen Kampf zu beenden, bei dem es nichts zu gewinnen gibt.

Unsere Würde zu wahren heißt, nicht länger um Anerkennung oder Geltung zu betteln. Es heißt, die Realität anzuerkennen: Wenn jemand uns immer wieder zeigt, dass er oder sie uns nicht will, dann liegt unsere Aufgabe nicht darin, härter zu kämpfen, sondern in Frieden zu gehen.

Wir sind keine Optionen, sondern eine bewusste Wahl

Die Zeit, die wir damit verbringen, anderen hinterherzulaufen, ist Zeit, die wir uns selbst stehlen. Wir könnten diese Zeit und Energie nutzen, um uns weiterzuentwickeln, neue (und wertschätzendere) Menschen kennenzulernen, unsere Träume zu verwirklichen oder einfach Frieden in uns selbst zu finden.

Wir richten den Fokus wieder auf uns selbst, indem wir aufhören, es ständig anderen recht zu machen und um ihre Aufmerksamkeit oder Bestätigung zu kämpfen. Wir geben uns selbst die Chance, wieder zum eigenen Lebensmittelpunkt zu werden. Wir stärken unser Selbstwertgefühl, indem wir beweisen, dass wir auch geliebt werden können, ohne uns ständig beweisen zu müssen.

Wir sollten niemals eine Option für jemanden sein. Menschen, die an unserem Leben teilhaben wollen – oder wollen, dass wir an ihrem Leben teilhaben – sollten uns das Gefühl geben, dass sie sich bewusst für uns entscheiden. Und ganz ehrlich: Wir dürfen auch mal von anderen erwarten, dass sie sich ein wenig Mühe geben, um unsere Gunst zu gewinnen.

Du bist keine zweite Geige. Kein Lückenfüller. Kein Mensch, der nur wichtig ist, wenn niemand anderes zur Verfügung steht. Du bist du. Du hast Priorität. Und wenn ein Mensch sich das Privileg deiner Freundschaft wünscht, dann sollte er dich auch spüren lassen, dass du ihm wichtig bist, ohne dass du dir ständig ein Bein dafür ausreißen musst.

Du bist eine ganz bewusste Wahl. Und zwar eine gute!

Falls du jetzt denkst, dass es keine Menschen in deinem Leben gibt, die dich so behandeln, kann ich dir nur sagen: Wenn wir Menschen hinterherlaufen, werden sie immer glauben, dass man es mit uns machen kann. Andere werden uns nur dann als selbstbewusst und stark wahrnehmen, wenn wir in Würde leben. Stolz, mit erhobenem Haupt und einer gesunden Portion Selbstachtung.
Vor allem aber sollten wir aus Überzeugung so leben. Nicht, um gelobt oder anerkannt zu werden, sondern weil wir aufrichtig daran glauben, das zu verdienen.

In der Hoffnung, den ein oder anderen konstruktiven Gedanken in die Welt hinauszusenden, verabschiede ich mich für heute. Viel Erfolg!

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

Titelbild: Unsplash.com, Ingo Stiller