Wovon hinge ihr Glück dann ab?

Die aktuellen Ereignisse in Russland und der Ukraine haben mich dazu veranlasst, den eigentlich geplanten Blogartikel für diese Woche auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen und mich mit ein paar anderen Überlegungen zu beschäftigen.

Wichtig ist mir dabei, nicht politisch zu werden. Ich möchte keine Meinungen bilden und nicht über irgendwelche Ideologien sprechen. Heute würde ich gerne laut über unsere Bedeutung auf dieser Welt nachdenken.

Dieser Blogartikel ist anders als die, die ich sonst schreibe und veröffentliche. Heute werde ich keinen Gedanken im Detail ausführen, sondern einfach nur ein paar Fragen und Perspektiven in den Raum werfen. Es sind meiner Meinung nach wichtige Gedanken, die uns unser Leben und die Bedeutung einer Gemeinschaft aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten lassen.

Wenn die Welt eine kleine Insel wäre

Manchmal frage ich mich, wie das Leben wohl wäre, wenn wir statt der großen und prächtigen Erde nur eine ganz kleine Insel hätten. Und auf dieser Insel würden nur eine Handvoll Menschen leben. Wie wäre das Leben dann wohl?

Wäre es ein friedliches Zusammenleben? Oder wäre es Chaos? Würden wir einander unterstützen oder einander bekämpfen? Die Antwort darauf lautet ganz klar: „Das kommt ganz darauf an.“
Aber worauf? Wovon wäre der eine oder andere Ausgang der Geschichte abhängig?

Wären wir eine gleichberechtigte Gemeinschaft, in der jeder seinen Beitrag leistet und alle versuchen, so viel Nutzen und Mehrwert wie möglich zu bringen? Oder wären wir eine Gemeinschaft, in der manche sich auf dem Pflichtbewusstsein der anderen ausruhen?

Würden wir den gemeinsamen Fortschritt fördern oder gäbe es Individuen, die versuchen würden, besser und „wohlhabender“ als der Rest der Gemeinschaft zu werden?
Wäre eine Gleichberechtigung problemlos möglich oder würde es Personen geben, die es für ihr Ego brauchen, „über“ den anderen zu stehen?

Wie würden wir mit der Insel umgehen? Wären wir sorgsam und rücksichtsvoll, um diesen begrenzten Lebensraum zu schützen? Oder würden wir uns rücksichtslos an den Ressourcen bedienen und unser Umfeld zerstören?

 

Was man aus dieser Vorstellung mitnehmen kann

Die Welt ist sehr groß und kompliziert. Sie ist extrem vielschichtig und somit schwer zu verstehen. Deshalb vereinfache ich sie gerne in meinen Gedanken. Mir vorzustellen, die Welt sei eine kleine Insel mit nur wenigen Einwohnern, hilft mir dabei sehr.

Bei dieser Vorstellung stellen wir schnell fest, was für ein problematisches Wesen der Mensch im Grunde ist. Wir haben viele sehr gute Eigenschaften, aber auch einige, die enormes Zerstörungspotenzial mitbringen.

Es ist der Mensch, der darüber entscheidet, ob sein Umfeld wächst und gedeiht oder einfach nur verdirbt. Es ist der Mensch, der darüber entscheidet, ob eine Gemeinschaft friedlich und solidarisch ist oder gespalten und gehässig.

Wir ruhen uns oft auf dem Gedanken aus, dass es egal ist, wie gut man selbst ist, weil es da draußen so viele „schlechte“ Menschen gibt. Ich muss ganz offen zugeben, dass da sogar viel Wahres dran ist. Wir retten nicht die ganze Welt, indem wir „bessere“ Menschen sind.
ABER – und das möchte ich ganz klar herausstellen – wir retten unser eigenes Leben, unsere eigene kleine Welt und all die wertvollen Seelen, die dazugehören, indem wir friedliche, konstruktive und liebevolle Menschen sind.

Wir können jeden Tag unseren Beitrag leisten und das tun, was wir erstrebenswert und hilfreich finden.

 

Hier sind fünf der vielen Lektionen, die ich aus der Vorstellung gewinne, die Welt sei eine kleine Insel:

1. Was ich will, ist nicht zwingend das, was meine Mitmenschen wollen. Deshalb sollte ich rücksichtsvoll sein, fair argumentieren können und bereit für den ein oder anderen Kompromiss sein. Andererseits sollte ich meinen Einflussbereich gut kennen und wissen, was ich nur für mich tun kann, ohne die anderen negativ zu beeinträchtigen.

2. Eine gute Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der jeder eine Aufgabe hat, die zu ihm passt. Deshalb möchte ich selbst so nützlich wie möglich sein und anderen dabei helfen, ihre Stärken, bzw. ihre Bestimmung zu finden. Dann werden langfristig alle profitieren.

3. Nichts von dem, was uns gegeben wurde, ist selbstverständlich. Keine Ressource ist unendlich. Ich möchte klug und vorausschauend mit meiner Umwelt umgehen, dann langfristig ist es eine schlechte Idee, an dem Ast zu sägen, auf dem man sitzt.

4. In einer Gemeinschaft geht es nicht immer darum, Recht zu haben. Manchmal geht es darum, vorübergehende Kompromisse zu finden und sich und den anderen Zeit zu geben, sich an eine bestimmte Sichtweise zu gewöhnen oder neue Perspektiven zu entwickeln. Wir lernen ständig dazu. Deshalb sollten wir nicht glauben, zum jetzigen Zeitpunkt alles genau zu wissen.

5. Wenn ich mehr haben will als die anderen in meiner Gemeinschaft, bedeutet das im Umkehrschluss, dass die anderen weniger haben müssen als ich. Mein Gewinn ist ihr Verlust. Würden alle in der Gemeinschaft so denken, würde es ungemütlich werden. Das friedliche Zusammenleben würde zum Kampf werden, in dem nur die Stärksten sich durchsetzen würden. Wer sich in solch einem Kampf nicht behaupten kann, wird zum Schlusslicht der Gemeinschaft. Die Gruppe wäre tief gespalten und das Leben wäre nicht mehr für alle schön. Hätte ich dann wirklich gewonnen?

 

Was lernen wir noch daraus?

Wie du siehst, hat sich ein Teil meines moralischen Kompasses aus dieser Vorstellung heraus entwickelt. Wenn ich mich frage, wie ich mich weiterentwickeln sollte, um ein „guter“, sinnvoller und fairer Mensch zu sein, setze ich unter anderem mit Themen wie diesem hier auseinander.

Es würde mich wirklich sehr interessieren, wie du diese Vorstellung von der Welt als kleiner Insel siehst. Ebenfalls interessant fände ich es zu erfahren, welche Lektionen dir dabei in den Sinn kommen. Was sollte unsere heutige Welt daraus lernen und anders machen?

Ich wünsche dir viel Freude beim Grübeln und einen wunderschönen Tag!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

 

Titelbild: Unsplash.com, Tom Winckels