Wie die Visualisierung funktioniert und was sie für uns kann…

Es gibt viele Mittel und Wege, um unsere innere Motivation anzuregen und uns zu Bestleistungen anzutreiben. Manche von ihnen sind simpel und machen Spaß. Andere sind schwierig und zäh. Die Visualisierung gehört eindeutig zu den schöneren Methoden, hat aber auch einen größeren Haken, den wir nicht außer Acht lassen sollten. Aber eins nach dem anderen. Schauen wir uns doch zuerst mal an, was die Visualisierung überhaupt ist.

Visualisierung: Ein Traum, der wahr werden soll

Bei der Visualisierung geht es darum, sich seine Wünsche, Träume und Ziele so konkret wie möglich vorzustellen. Du kennst das ja, in der Persönlichkeitsentwicklung nennen wir unsere Ziele gerne beim Namen. Wir schreiben sie uns auf und versuchen, sie zu konkretisieren.

Hier ist ein simples Beispiel:

Max nimmt sich fest vor, etwas Gewicht zu verlieren und sportlicher zu werden. Ein schöner Vorsatz, aber die Zielsetzung ist schwammig. Denn genau genommen wäre sein Ziel bereits erreicht, wenn er einmal beherzt auf die Toilette gehen und eine Runde um den Block laufen würde. Danach wäre er zugleich leichter und sportlicher als zuvor 🙂
Deshalb ist es so wichtig, KONKRETE Ziele zu haben. Also macht Max eine Liste:

  • Er möchte in den nächsten x Monaten y Kilogramm Körpergewicht reduzieren.
  • Er möchte es schaffen, eine Strecke von x Kilometern am Stück zu laufen.
  • Er möchte Kleidergröße x tragen.
  • Usw.

Je konkreter seine Ziele sind, desto besser kann er einen Plan entwickeln. Er kann seine Ernährung, sein Training und seinen Alltag auf seine Ziele abstimmen, anstatt hier und da mal ein wenig produktiv zu sein. Vor allem aber kann er seine Erfolge konkret bewerten, da er feste Maßstäbe dafür hat, wie weit er noch von seinen Zielen entfernt ist. Das könnte er nicht, wenn er diese ausformulierten Zielsetzungen nicht hätte. Wie bereits gesagt: Sonst könnte er schon nach dem beherzten Toilettengang behaupten, abgenommen zu haben und die Sache wäre erledigt.

 

Warum also noch visualisieren?

Einen Plan zu haben, ist eine feine Sache. Weniger fein ist jedoch, dass es uns ziemlich viel Energie kostet, einem Plan zu folgen. Es gibt Tage, an denen wir hochmotiviert sind. Dann läuft alles wie am Schnürchen. Doch dann gibt es noch die Tage, an denen das etwas anders aussieht. Wir sind müde, antriebslos und wissen nicht, woher wir die Kraft nehmen sollen, um weiterzumachen. An diesem Punkt setzt die Macht der Visualisierung ein.

Wie der Begriff bereits vermuten lässt, geht es darum, eine Vision zu erschaffen. In unserem Beispiel schließt Max seine Augen und stellt sich vor, er habe seine Ziele bereits erreicht. Er gerät in einen Zustand totaler Entspannung und lässt seiner Vorstellungskraft freien Lauf. Er sieht sich selbst vor dem Spiegel stehen, in der Form seines Lebens. Er stellt sich vor, wie er sich die Kleidung anzieht, die er schon immer mal tragen wollte. Er visualisiert sich am Strand und kann spüren, wie die Blicke der anderen ihm anhaften. Die Vorstellung fühlt sich so real an, dass er spürt, wie Freude und Aufregung durch seine Adern jagen. Er will dieses Ziel jetzt umso mehr erreichen und entwickelt die Kraft, auch heute zu trainieren und der Erfüllung seiner Wünsche einen weiteren Schritt näherzukommen.

Wer an das Gesetz der Anziehung glaubt, ist in der Regel ebenfalls ein Fan der Visualisierung. Man sagt, dass das Visualisieren ein bildliches Ausformulieren seiner Wünsche ist. Indem man fest an seine Vision glaubt, übermittelt man dieses glasklare Bild dem Universum, welches sich dann um die Verwirklichung kümmert.
Lass mich ehrlich zu dir sein: Ich mag diesen Gedanken, würde meine Hand jedoch nicht dafür ins Feuer legen. Ich glaube daran, dass die Visualisierung mich persönlich sehr motivieren kann. Ich glaube daran, dass es sehr hilfreich ist, eine detaillierte Vision zu haben. Doch ich habe Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass es etwas da draußen gibt, das meine Wünsche erfüllen wird, wenn ich sie nur detailliert genug ausformuliere.

Ich visualisiere gerne. Wenn ich zum Beispiel eine Schreibblockade habe, setze ich mich in meinen Lesesessel, schließe die Augen und stelle mir vor, wie gut ich mich fühlen werde, wenn ich das fertige Manuskript abgebe. Ich denke an die Magie, die dahinter steckt, wenn eine einzige Idee zu vielen, vielen tausend Wörtern wächst und sich auf den Weg macht, um Menschen zu erreichen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich stelle mir vor, wie jemand, der sich mental an einem dunklen Ort befindet, dieses Buch liest und neue Hoffnung schöpft. Dann spüre ich die Kraft und die Motivation kommen. Ich öffne meine Augen und mache mich wieder an die Arbeit.

Bei der Visualisierung geht es nicht nur um das Sehen, sondern vor allem um das Fühlen. Du träumst davon, an einem Strand in der Karibik zu liegen? Dann spüre den Sand unter deinem Körper. Höre das Rauschen der Wellen. Fühle die Wärme der Sonne auf deiner Haut. Rieche die salzige Meeresbrise. Schmecke sie auf deiner Zunge.
Eine detaillierte Vision kann viele unserer Sinne anregen und somit die Dringlichkeit deines Wunsches erhöhen. So erhöhst du ebenfalls die Chancen, deinen Wunsch auch wirklich wahr werden zu lassen.

Also ja, ich glaube an das Visualisieren. Ich denke, dass wir viel Kraft und Orientierung daraus gewinnen können und empfehle daher auch dir, es mal auszuprobieren. Allerdings mit einer Einschränkung!

 

Der Haken an der Visualisierung

So ziemlich alles im Leben hat einen Haken, also werden wir auch hier einen finden. Es gibt zu viele Menschen, die der Macht der Visualisierung blind vertrauen. Das heißt im Klartext: Sie verlieren sich in Tagträumen.

Aus diesem Grund möchte ich noch einmal ausdrücklich betonen, dass ich diese Art des Visualisierens nur in Verbindung mit einem ausgeprägten Gefühl für Eigenverantwortung empfehle. Wenn deine Vision dir die Kraft gibt, an der Veränderung zu arbeiten, die du dir sehnlichst wünschst, dann ist das eine wunderschöne Sache. Wenn du jedoch in Visionen flüchtest, um dem Frust deines alltäglichen Lebens zu entgehen und gleichzeitig nichts Produktives unternimmst, ist das der sichere Weg in eine tiefe Unzufriedenheit, die sich nicht selten zu einer Depression entwickelt.

Oder, um es einfacher zu sagen: Träume nicht dein Leben. Lebe deinen Traum.

Nutze deine Vision als Aufwind, aber verliere dich nicht in ihr.

In diesem Sinne: Viel Erfolg! Ich hoffe, dir ein klein wenig Kraft und Inspiration mit auf den Weg gegeben zu haben.

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Aziz Acharki