Mit frischem Wind im Rücken zu Anlauf Nr. 2…

Wie du sicherlich mitbekommen hast, habe ich am 01.09.2020 ein einjähriges Selbstexperiment gestartet, bei dem ich herausfinden möchte, wie viel ein Mensch mithilfe von eiserner Disziplin innerhalb eines Jahres schaffen kann. (Hier gibt es mehr Infos dazu)

Wie ist es mir in der Zwischenzeit ergangen? Erstaunlich gut! Wirklich. Allerdings habe ich mich dazu entschieden, das Selbstexperiment am 01.12.2020 neu zu starten und einige Verbesserungen vorzunehmen. Im Folgenden werde ich auch erläutern, warum.
Dieser Artikel dient nicht als Entschuldigung dafür, warum ich nicht durchgehalten habe oder Ähnliches. Ich werde einfach zusammenfassen, was ich inzwischen gelernt habe und warum ich glaube, die Dinge noch einmal neu anpacken zu müssen.

Lektion 1: Das ist ziemlich heftig

Alle 15 Tage eine neue, überaus strenge Gewohnheit zum Alltag hinzuzufügen, ist eine harte Angelegenheit, das kann ich dir versichern. Offen gesagt schreckt mich das jedoch nicht ab. Ich mag die Herausforderung.

Allerdings leben wir in Zeiten der Corona-Pandemie und die hat mir ordentlich in die Suppe gespuckt. Es war mir in den letzten beiden Monaten einfach nicht möglich, mich an all meine Vorhaben zu halten.
Durch Corona kamen so viele Ausnahmesituationen und unternehmerische Herausforderungen auf mich zu, dass ich:

  1. Selten rechtzeitig zu Bett gehen konnte. Um zumindest meine Aufstehzeiten einzuhalten, habe ich Schlaf einsparen müssen. Das habe ich konsequent getan, aber auch gesundheitlich gespürt.
  2. Meine Tagespläne nur selten einhalten konnte. Ständig kommt ein Anruf oder eine E-Mail mit neuen Problemen und Änderungen des Tagesgeschäfts. Das ist zwar ganz normal im Alltag eines Unternehmers, aber aktuell passiert das leider vermehrt.
  3. Meine Prioritäten verschieben musste. Da konnte es mir an manchen Tagen nicht wichtiger sein, noch joggen zu gehen, damit ich die täglichen 10.000 Schritte voll bekomme. Dann hieß es: Arbeiten und meine Unternehmen sicher durch den Sturm navigieren.

Ich KÖNNTE jetzt behaupten, das Selbstexperiment sei dadurch gescheitert. Das werde ich aber nicht. Denn tatsächlich hat es mir unglaublich gut getan und viel Spaß gemacht. Stattdessen werde ich noch einmal von vorne anfangen und mir das zu Nutze machen, was ich bisher dabei gelernt habe.

Ebenso hätte ich verschweigen können, dass ich inkonsequent war und wäre dann einfach zu einem günstigeren Zeitpunkt zu allen Gewohnheiten zurückgekehrt. Damit würde ich jedoch mich selbst und all meine Leserinnen und Leser belügen. Darüber hinaus würde das nicht dem Zweck des Experiments gerecht werden.

Mein Ziel ist, herauszufinden, wie sich das Leben eines Menschen verändert, wenn er dieses Programm TÄGLICH durchzieht. Alles andere sind nur halbe Sachen und die mag ich nicht.

Fazit: ALLES AUF ANFANG!

Lektion 2: Akzeptiere, was du nicht ändern kannst

Nun hat mein großartiger Plan einen offensichtlichen Haken: Schließlich ist die Pandemie noch längst nicht vorbei. Darüber hinaus ist das Schicksal nicht unbedingt bekannt dafür, Termine zu machen, bevor es mit einem Schocker um die Ecke kommt. Wäre eine entspannte Lage also eine Grundvoraussetzung für mein Selbstexperiment, müsste ich immer wieder neu starten. Ob ich es wohl bis zu meinem 100. Lebensjahr schaffen würde, eine ruhige Phase zu erwischen?

So komme ich zu der Erkenntnis, dass ich meinen Kopf aus dem Allerwertesten ziehen muss, um der Wahrheit ins Gesicht zu blicken: Das perfekte Jahr gibt es nicht und das ist vielleicht auch gut so.

Eine zusätzliche Herausforderung wird es also sein, sich jeder kommenden Situation anzupassen und zumindest zu versuchen, alle geplanten Vorhaben so gut wie irgend möglich durchzuziehen. An den allermeisten Tagen sollte das funktionieren. Zwar habe ich das auch bisher so gemacht, allerdings hatte ich dadurch den Eindruck, gescheitert zu sein. Ich habe Momentum verloren und mein strenges Tagespensum schleifen lassen. Nun stelle ich mich darauf ein, mich hin und wieder anpassen zu müssen und sehe das nicht als Niederlage. Der Unterschied mag gering wirken, ist aber im Endeffekt gewaltig.

Das erinnert mich an eine wertvolle Lektion über den Einflussbereich. Wir können uns nicht immer aussuchen, was geschieht, aber wir können uns immer aussuchen, wie wir damit umgehen. Mein Angriffsplan lautet: Dranbleiben, was auch immer geschehen mag!

Lektion 3: Mühe kann so wohltuend sein

In den ersten zweieinhalb Monaten meines Selbstexperiments wurde ich an etwas Wichtiges erinnert, das ich beinahe aus den Augen verloren hatte: Disziplin ist schmerzhaft, aber unglaublich befriedigend.

Diszipliniert zu sein und einen strammen Tagesplan zu haben, ist anstrengend. Unter normalen Umständen würde es vermutlich keinen Sinn machen, so etwas durchzuziehen. Ist der Grund jedoch stark genug, sieht die Sache anders aus. Und mein Grund ist wirklich stark: Ich möchte etwas für die Persönlichkeitsentwicklung Bedeutsames herausfinden und mein Wort gegenüber meinen Leserinnen und Lesern halten. Daran habe ich immer gedacht, wenn ich zum Beispiel morgens müde war und nicht aufstehen wollte. Oder, wenn ich mich noch nicht ausreichend bewegt hatte, aber eigentlich noch arbeiten musste.

Dabei habe ich drei wichtige Dinge gelernt:

  1. Es wird wirklich mit der Zeit einfacher, konsequent und diszipliniert zu sein. Man muss es einfach nur durchziehen und anfangen. Immer und immer wieder.
  2. Der Stolz, das Unmögliche möglich gemacht zu haben, überwiegt den Schmerz und die Müdigkeit.
  3. Man kann Ausreden oder Ergebnisse haben. Aber nicht beides.

Wer will, der kann und der wird. So viel steht fest. Es kann uns eine ganze Menge Überwindung kosten, diszipliniert zu sein, ABER es ist möglich und das ist alles, was zählt. In den letzten Monaten wurde ich auf eindrucksvolle Weise daran erinnert. Sobald der Grund stark genug ist, wird alles möglich.

So viel zum aktuellen Stand. Am 01.12.2020 werde ich der Sache also einen neuen Versuch geben und diesmal werde ich mich nicht von unerwarteten Eventualitäten aus der Spur bringen lassen. Mein Ziel ist es, das zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann und mich stattdessen umso mehr auf die Dinge zu konzentrieren, auf die ich Einfluss habe.

Natürlich bist du, wie auch zuvor, herzlich eingeladen, deinen eigenen Selbstversuch zu starten. Dieser kann einen von dir gewählten Umfang und deine ganz eigenen Maßnahmen beinhalten.
Ich für meinen Teil werde weiterhin monatlich auf diesem Blog berichten 🙂

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Dayne Topkin