Eine Aufgabe, der wir uns immer wieder stellen müssen…
Der vergangene Mittwoch, der 31.03.2021, war ein trauriger und zugleich wunderbarer Tag für mich. An diesem Tag wurde der Verkauf meines erfolgreichsten Buches mit dem Titel „Endlich selbstbewusst!“ endgültig eingestellt. Warum das so ist? Weil schon in der kommenden Woche, am 08.04.2021, eine viel bessere Neuauflage des Buches im renommierten ZS Verlag veröffentlicht wird. Aber heute geht es nicht darum, wie toll das neue Buch ist. Heute geht es um die Gedanken, die mir seit letztem Mittwoch durch den Kopf gehen, denn sie passen zu vielen Situationen des Lebens.
Weißt du, es mag lächerlich wirken, wegen dem Verkaufsende eines Buches traurig zu sein. Aber für mich (und auch für viele andere) ist dies mehr als nur ein Buch. Nach heutigen Standards kann man es vermutlich nicht einmal als „Buch“ bezeichnen. Es ist klein, dünn, hat ein grausames Innen-Layout, wurde ursprünglich im Selbstverlag herausgegeben und war zu keinem Zeitpunkt im stationären Buchhandel erhältlich. Und doch hat dieses kleine Büchlein weit mehr als 100.000 Herzen berührt, inklusive meines eigenen.
Es war dieses Buch, das mich vom unbekannten Selfpublisher zum Bestsellerautor machte. Es war dieses Buch, das mir die Zuversicht gab, meinen Weg zu gehen, später dann sogar die Unternehmerlaufbahn zu vernachlässigen und mich mehr dem Schreiben zu widmen. Es war dieses Buch, das mir klarmachte, dass ein Kürbiskopf wie ich wirklich anderen helfen kann, wenn er sich nur genügend Mühe gibt. Das war ein Wendepunkt in meinem Leben und er führte mich genau hierhin.
Andere Zeiten
Die erste Auflage von „Endlich selbstbewusst!“ erschien Ende 2014, zu einer Zeit, in der ich mich gerade von vielen grausamen Erfahrungen erholte, aber immer noch mit Angststörungen und Depressionen zu kämpfen hatte. Meine Absicht war es nicht, mich so darzustellen, als wäre ich perfekt und würde über allen Dingen stehen. Nein, meine aufrichtige Absicht war es, über meine Erfahrungen zu schreiben und andere davor zu schützen, so tief zu fallen, wie ich nun mal gefallen war. Ich hatte nicht die Absicht, berühmt zu werden. Tatsächlich – und manche von euch wissen das bestimmt noch – behauptete ich damals, ich sei Mitte 50 und kaufte im Internet ein sogenanntes „Stockfoto“ von einem männlichen Model in seinen besten Jahren. Das sollte mich später noch in Teufelsküche bringen, aber das ist eine andere Geschichte…
Ich wollte nicht berühmt sein, ich wollte kein Lob und ich interessierte mich nicht für Geld. Ich wollte einfach nur andere glücklich machen und ihnen helfen. Denn ich hatte angefangen, wichtige Schritte zu gehen, die mich nach vorne brachten und mich aus einer sehr schwierigen Phase meines Lebens herausführten. Das fühlte sich so gut und revolutionär an, dass ich es mit der ganzen Welt teilen wollte. Und da von nichts nun mal nichts kommt, machte ich mich an die Arbeit und schrieb ein Buch. Es musste nicht toll aussehen und auch nicht perfekt sein. Es sollte nur den Zweck erfüllen und das tat es.
Zu dieser Zeit war ich ein gänzlich unbekannter Autor. Mein Blog hatte etwa fünf Stammleser (kein Scherz!) und im ersten Monat verkauften sich etwa 10 Exemplare der ersten Fassung von „Endlich selbstbewusst!“. Dann geschah jedoch etwas Erstaunliches: Die ersten Leserinnen und Leser fanden das Buch so hilfreich, dass sie es ihren Freunden und Bekannten empfahlen. Ein Mann schrieb mich an und fragte mich, ob er 30 Exemplare kaufen könne, um sie zu Weihnachten an seine gesamte Verwandtschaft zu verschenken. Von da an kam alles ins Rollen.
Nachdem ich meine erste Tantiemenauszahlung erhalten hatte, tat ich etwas, das sich damals total verrückt anfühlte: Ich rief in einer Pizzeria an und ließ mir ein üppiges Abendessen liefern. Eine Pizza, gefüllte Pizzabrötchen, einen Salat und ein großes Getränk. Für dich hört sich das jetzt vielleicht völlig banal und bescheuert an, aber glaub mir: Für mich war es das Allergrößte, denn zuvor hatte ich mir etwas Vergleichbares nicht leisten können. Ich saß dort, in meinem 12 Quadratmeter großen Einraumbüro, hatte mein fürstliches Abendmahl vor mir und auf meinem Computerbildschirm lief die Serie „How I met your mother“. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, etwas wirklich gut gemacht zu haben. Zum allerersten Mal in meinem Leben war ich wirklich stolz auf mich selbst. Der Rest ist Geschichte.
Zeiten ändern sich
Während ich mich gerade in diesen Moment zurückversetze, bekomme ich Bauchschmerzen vor Sehnsucht. Versteh mich bitte nicht falsch: Ich möchte nicht zurück an den Anfang und ich bin glücklich darüber, dass heute alles so ist, wie es ist. Aber diesen Triumph und dieses besondere Gefühl werde ich nie wieder haben. Ich wünschte, ich könnte mich noch einmal so fühlen, aber das wird mir nicht vergönnt sein.
Die völlig neue Version von „Endlich selbstbewusst!“ ist nach allen Maßstäben ein besseres Buch als das alte. Es hat mehr als doppelt so viel Inhalt, wurde mehrfach professionell überarbeitet und von den bestern Designern der Buchbranche gesetzt und gestaltet. Es sieht unfassbar gut aus und die Haptik ist ein Traum. Inhaltlich kann ich mit all den Erfahrungen punkten, die ich in den letzten sieben Jahren gesammelt habe. Es sind zahlreiche Fallbeispiele aus echten Coachings enthalten und natürlich hat sich auch mein Schreibstil nach einem guten Dutzend Büchern und hunderten Blogartikeln weiterentwickelt. Ich bin stolz auf dieses Projekt und kann kaum abwarten, es endlich der Welt zu präsentieren.
Allerdings kann nie wieder etwas – egal wie erfolgreich es auch sein mag – ein so großer Triumph sein wie die allererste Fassung von „Endlich selbstbewusst!“. Und so lasse ich das Buch nun gehen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Loslassen
Im Leben gibt es so viele schöne Erinnerungen und Erlebnisse, die wir nicht loslassen wollen. Einfach, weil sie so besonders waren und sind. Wir genießen es, uns in diese Momente zurückzuversetzen und sie noch einmal von ganzem Herzen zu fühlen. Das ist völlig normal. Allerdings können und dürfen wir nicht in der Vergangenheit leben.
Wir müssen dem Neuen gegenüber fair sein. Wir müssen uns selbst die Chance geben, neue schöne Erinnerungen, Erfahrungen und Erlebnisse zu schaffen. Wenn wir ewig nur an dem festhalten, was war, könnten wir verpassen, was sein wird.
Das gilt für Menschen, Erfolge und andere Erlebnisse, die einen besonderen Stellenwert in unseren Herzen einnehmen. Das Leben hält so viel Besonderes für uns bereit. Die Vergänglichkeit ist unumgänglich und das kann auch etwas Positives sein, wenn wir es zulassen.
In meinem speziellen Fall bedeutet das, dass ich einen großen und emotionalen Erfolg loslasse, um Platz für einen neuen zu machen. Ich gebe mir die Chance, etwas Neues zu erschaffen, an das ich mich ebenfalls eines Tages glücklich zurückerinnern kann und ich hoffe, dass ich damit auch dich dazu inspirieren kann, das Alte in Frieden gehen zu lassen und die Arme für etwas Neues zu öffnen. Dabei wünsche ich dir viel Erfolg.
Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael
Titelbild: Unsplash.com, Johannes Plenio
Lieber Michael, ich muss ehrlich sagen, dass mich dieser Blogartikel sehr berührt hat. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es ein besonderer und sicher auch kein leichter Schritt war, dieses Buch aus dem Verkauf zu nehmen. Ich habe es selbst auch gelesen und es hat mir auf meinem Weg sehr geholfen! Aber du hast natürlich Recht: Auch wenn es wehtut müssen wir neuen Dingen den Weg frei machen und die Vergangenheit loslassen. Ich für meinen Teil freue mich jedenfalls sehr auf dein neues Buch und werde es mir auf jeden Fall kaufen. Ich wünsche dir für den Start des neuen Buchs alles Gute und viel Erfolg! Es wird sicher ein würdiger Nachfolger 🙂 Herzliche Grüße und frohe Ostern, Andrea
Lieber Michael,
Ich freue mich schon auf das neue Buch😉
Ich bin zwar erst seid 2017 auf deine Kalender und Bücher gestoßen…… aber sie bereichern mich täglich 👍
Ich danke dir dafür 🙏
Schöne Ostern 🐣 dir und deiner Familie
Hallo Michael,
deine Bücher sind von Anfang an eine Bereicherung, genauso wie dein Blog.
Schönes Osterfest
Gruß Tasha
Hallo Michael,
Vielen Dank, dass Du Deine Gedanken und Erfahrungen mit uns teilst und Kraft und Hoffnung schenkst, zu allen Zeiten!
Ich wünsche Dir ein fröhliches Osterfest!
Hallo Michael,
Es ist sehr mutig, dass du diese Gedanken mit uns teilst und wie so oft in deinen Artikeln mir und bestimmt auch vielen anderen Lesern eine neue und sinnvolle nach Vorne gerichtete und sehr positive Sichtweise ermöglichst. Ich freue mich auf dein neues Buch und werde es garantiert nicht mit dem alten vergleichen wollen. Dein erstes Buch hat mir natürlich auch sehr gut gefallen und bleibt in positiver Erinnerung.
Vielen Dank für diesen lehrreichen Artikel.
Frohe Ostern und viel Erfolg mit deinem neuen Buch!
„ Ich wünschte, ich könnte mich noch einmal so fühlen, aber das wird mir nicht vergönnt sein.“
Das widerspricht etwas dem „Endlich selbstbewusst“, loslassen, Neues zulassen…
Michael, ich glaube schon, dass Du dich bei Neuem wieder so fühlen kannst und auch wirst.
Aber du selbst hast deine Veränderungen deine Ziele angestrebt und genau damit das ausgelöst das sich meist schnell viel ändert. Wohl willst du das auch so. Also gehst du mit der Zeit mit dem Lauf der Dinge.
Dieses „System“ in dem du lebst beinhaltet diese Schnelllebigkeit. Es ist ein ständiges kommen und gehen. Das kann ein Buch das kann aber auch ein Mensch betreffen. Leicht mag es nicht sein in diesem „System“ zu leben. Ich habe daher ein etwas anderes „System“.
Egal aber wie ich denke das wir beide mit unserer ganz eigenen Art so wie wir sind und so unterschiedlich wir auch sein mögen, glückliche Menschen geworden
Lieber Michael,
vielen lieben Dank für diese schönen Worte und Gedanken , ich wünsche Dir und deiner Familie ein schönes Osterfest