Sie könnte dein Leben im wahrsten Sinne verändern…

Heute möchte ich dir eine großartige Geschichte erzählen. Sie hat alles, was eine gute Geschichte braucht: Ein grundlegendes Problem, das es zu lösen gilt, viel Drama und ein Happy End! Mach es dir bequem, zieh dir ein paar gemütliche Socken an und genieße die Show 🙂

Vor etwa zwei Jahren kontaktierte mich ein junger Mann und bat um ein Coaching. Nennen wir ihn doch einfach Martin, auch wenn sein wahrer Name natürlich ein anderer war. Martin wollte etwas gegen sein schwaches Selbstbewusstsein und seine sehr stark ausgeprägte Eifersucht unternehmen. Er erzählte mir, dass er seine Freundin einengte. Eigentlich wollte er das nicht, aber er liebte sie so sehr, dass er sie krampfhaft festhielt. So durfte sie zum Beispiel nicht mit Freundinnen ausgehen. Martin wollte ständig Zeit mit ihr alleine verbringen und erklärte mir auch, warum: „Ich habe Angst, dass sie vielleicht jemanden kennenlernt, den sie mehr mag als mich und mich dann verlässt“, sagte er.

Ich erklärte Martin einige der wichtigsten Grundlagen zum Thema Eifersucht. Zum Beispiel brachte ich ihm bei, dass Eifersucht das Ergebnis mangelnden Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls ist. Wenn wir das Gefühl haben, nicht besonders oder wertvoll zu sein, können wir uns nicht vorstellen, dass irgendjemand uns „haben“ möchte. Wir vergleichen uns ständig mit anderen und fühlen uns minderwertig. Die logische Schlussfolgerung ist, dass wir glauben, unsere Partner könnten einen anderen Menschen wertvoller als uns finden und uns deshalb verlassen. Die Theorie leuchtete Martin ein und so begriff er, dass seine Eifersucht SEIN Problem war und nicht das seiner Freundin. Tatsächlich zerstörte er seine Beziehung durch sein kontrollsüchtiges Verhalten. Nachdem er das zugegeben hatte, riet ich ihm zwei Dinge:

  1. Er musste dringend an sich und seinem Selbstbewusstsein arbeiten, anstatt den Fokus auf seine Partnerin zu richten.
  2. Er musste seiner Partnerin mehr Freiraum geben und herausfinden, ob diese Beziehung noch eine Chance hatte.

Für Martin waren diese Maßnahmen gar nicht so einfach, aber er erkannte, dass sie Sinn ergaben. Frohen Mutes arbeitete er an sich und seinem Verhalten gegenüber seiner Partnerin. Etwa zwei Monate später jedoch kontaktierte er mich und war stinksauer. Er erzählte mir, seine Freundin habe ihn für einen anderen verlassen. Kennengelernt hatte sie diesen „Neuen“, als sie mit ihren Freundinnen in einer Bar war. Martin verfluchte und verteufelte mich. Er warf mir vor, ich habe seine Beziehung zerstört.

An dieser Stelle muss ich ehrlich gestehen, dass ich ein wenig schockiert war. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht lange als Coach aktiv gewesen und dies war meine erste Extremsituation, in der mir jemand die Pest an den Hals wünschte. Ich vereinbarte einen neuen Termin mit Martin und machte mir in Ruhe Gedanken über die gesamte Angelegenheit. Nach reiflichen Überlegungen kam ich zu dem Schluss, dass ich keinen Fehler (bei keinem Beteiligten!) und auch nichts Schlechtes an der ganzen Situation erkennen konnte. Genau das teilte ich Martin dann mit:

Diese Erfahrung war das Beste, was ihm hätte passieren können. Alles, was seine Beziehung zusammengehalten hatte, war sein Kontrollzwang. Es war keine echte Liebe. Denn, wenn es echte Liebe gewesen wäre, welchen Grund hätte seine Freundin dann gehabt, sich auf einen anderen einzulassen? Hätte Martin weiterhin die Zügel stramm in der Hand gehalten, hätte er eine Beziehung künstlich am Leben erhalten, deren Ablaufdatum längst fällig war. Dass diese Beziehung endete, sparte ihm viel Zeit und Nerven, denn früher oder später wäre sie ohnehin zu einem Ende gekommen. Darüber hinaus stellte ich ihm auch eine Frage, die seinen Selbstwert auf die Probe stellte: „Willst du wirklich mit einer Frau zusammen sein, die nicht dasselbe will? Willst du ständig in der Angst leben, verlassen zu werden oder willst du endlich ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen und einen Menschen kennenlernen, der nur dich und nichts anderes will?“

Ich mache hier mal einen kurzen Einschub, um ein paar harte, aber ehrliche Gedanken zu äußern: Es ist völlig in Ordnung, ein gesundes Selbstwertgefühl zu haben. In einer Partnerschaft mit einem anderen Menschen möchte ich absolutes Vertrauen geben und genießen können, ohne eifersüchtig zu sein. Ich möchte ganz automatisch wissen, dass es absurd wäre, einander zu hintergehen. Warum? Weil ich meine Partnerin so sehr wertschätzen will, dass ich gar nicht erst auf die Idee kommen würde, jemand anderes kennenzulernen. Auf der anderen Seite sollte es für meine Partnerin völlig absurd sein, einen anderen Mann zu wollen, weil ich weiß, dass ich am besten zu ihr passe. Darüber möchte ich mir erst gar keinen Kopf machen müssen.

Dies erreiche ich entweder, indem ich Wertschätzung für mich und andere Menschen lerne ODER, indem ich einen Menschen kennenlerne, der sehr gut zu mir passt. All das erreiche ich aber NICHT, indem ich krampfhaft an einem Menschen festhalte, der im Grunde nicht bei und mit mir sein will. Das ist einfach falsch und dient niemandem.
All das erklärte ich Martin und auch, wenn es theoretisch Sinn für ihn ergab, wollte er mir nicht verzeihen. Er gab mir die Schuld am Ende seiner Beziehung und wir gingen leider getrennte Wege.

Erst kürzlich, etwa zwei Jahre später, erhielt ich eine sehr lange Nachricht von Martin. In dieser entschuldigte er sich nicht nur bei mir. Er bedankte sich! Er schrieb, dass ich ihm zur Weiterentwicklung verholfen hatte und sein Leben jetzt besser sei als je zuvor. Nach einer weiteren gescheiterten Beziehung hatte Martin begriffen, wie viel Schaden er mit seiner Eifersucht anrichtete und fing an, über das mit mir Besprochene noch einmal nachzudenken. Inzwischen befindet er sich in einer glücklichen Partnerschaft mit einer Frau, die wunderbar zu ihm passt. Er ist nicht mehr eifersüchtig, sondern zufrieden und erfüllt. All das, so bestätigt er selbst, wäre nicht passiert, wenn seine damalige Partnerin sich damals nicht für einen anderen entschieden hätte.

Vielleicht hätte Martin die alte Beziehung noch zwei Jahre lang krampfhaft aufrechterhalten können. Vielleicht. Aber, wenn er das geschafft hätte, wäre er heute nicht glücklich. Womöglich hätte er seine heutige Partnerin nie kennengelernt.

Und so lautet die Moral von der Geschicht: Eifersüchtig sei bitte nicht!

Manchmal müssen wir Menschen loslassen. Wenn sie zu uns zurückkommen, wissen wir, dass sie genau richtig für uns sind. Gehen sie jedoch fort, so ist es in Ordnung. Sie sind nicht die, die uns auf dem Lebensweg bis zum Ende begleiten werden und das müssen wir respektieren. Wir sollten lieber jene finden, die ohnehin in dieselbe Richtung wie wir gehen, anstatt unseren Weg Menschen aufzudrängen, die eigentlich in eine andere Richtung wollen.

Wenn wir das beherzigen, können wir ein sehr glückliches Leben im Einklang mit unseren Mitmenschen führen. Ich hoffe, dass diese Geschichte dich inspiriert. Wenn du jemanden kennst, der von ihr profitieren könnte, dann leite diesen Blogartikel gerne weiter. Und natürlich freue ich mich auch auf deine Gedanken zu Martins Geschichte!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, SydneySims