Vielleicht bist du ja gar nicht zu faul, um etwas zu verändern…

Schon mal darüber nachgedacht?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass fleißige, ambitionierte und erfolgreiche Menschen sehr viel Aufmerksamkeit und Bewunderung erhalten.

Von Kindesbeinen an lernen wir, dass Fleiß, harte Arbeit und Tatkraft sehr erstrebenswerte Eigenschaften sind. Ich gebe sogar ganz offen zu, dass ich selbst daran glaube. „Von nichts kommt nichts“ ist ein Glaubens- und Leitsatz, der sich tief in meinem Denken verankert hat. Je mehr Mühe wir uns geben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unsere Ziele erreichen und unsere Träume verwirklichen. Je untätiger wir sind, desto weniger Positives passiert in unserem Leben.

Das mag auf manche Situationen mehr zutreffen als auf andere, aber im Großen und Ganzen funktioniert das Leben in etwa auf diese Weise. Was wir wollen, müssen wir uns erarbeiten. Ich denke, diese Erfahrung hast du auch bereits gemacht.

Somit ist es kein Wunder, dass es so viele Menschen da draußen gibt, die fleißiger werden wollen. Wir suchen nach Mitteln und Wegen, unsere Prokrastination (die gute alte „Aufschieberitis“) zu überwinden. Wir wollen eine stärkere Disziplin entwickeln. Wir erarbeiten Effizienz- und Erfolgsstrategien, die uns weiterbringen sollen. Wir tun alles Erdenkliche, um produktiver zu werden. Und wenn uns das gelingt, entwickeln sich tatsächlich einige Aspekte unseres Lebens zum Positiven.

 

Die Angst vor der Faulheit

Diese Erkenntnisse schüren auch eine gewisse Angst: Die Angst vor der Faulheit. Dass von nichts nun mal nichts kommt, ist uns allen schmerzhaft bewusst. Und genau deshalb fürchten sich die meisten von uns davor, zu faul zu sein und dadurch keine Fortschritte mehr zu machen.

In meinen Coachings geht es sehr oft um Fleiß, Disziplin und Tatkraft. Mich suchen Menschen auf, die gewisse Ziele erreichen wollen. Doch ihnen fehlt die Kraft dazu. Sie wollen unbedingt Fortschritte machen, aber egal wie sehr sie es auch wollen, sie entwickeln nicht die nötige Energie und Willenskraft, um endlich ins Handeln zu kommen. Manche erfinden spektakuläre Ausreden, die ihre Untätigkeit erklären sollen. Andere resignieren und gestehen sich ein, schlicht und einfach faul zu sein.

Meine Erfahrung in diesem Bereich hat mich gelehrt, dass hinter Untätigkeit und Antriebslosigkeit nicht immer Faulheit steckt. Ich persönlich glaube, dass es nur wenige Menschen gibt, die wirklich faul sind. Viel mehr glaube ich, dass die meisten unter den Umständen leiden, die ich im Folgenden beschreiben werde. Ich kenne mich deshalb so gut mit ihnen aus, weil ich unter allen dreien gelitten habe. Ich war ein regelrechter Experte darin, etwas unbedingt zu wollen, es aber einfach nicht zu tun. Ebenfalls war ich ein Experte darin, mein Selbstwertgefühl zu zerstören, indem ich mir einredete, ich sei faul. Doch nachdem ich erkannte, was ich im Folgenden erklären werde, sollte sich mein Leben komplett ändern.

 

Alternativen zur Faulheit

1. Du bist ausgebrannt

Das Modewort „Burnout“ dürfte dir bereits begegnet sein, oder? Viele von uns sind durch ihren extrem belastenden Alltag regelrecht ausgebrannt. Sie verspüren eine körperliche, seelische und emotionale Erschöpfung. Um es ganz einfach auszudrücken: Der Akku ist leer. Burnout ist eine Folge von übermäßiger Arbeit, übermäßigem Stress, übermäßigen Sorgen, übermäßiger emotionaler Belastung, usw.

Viele von uns wollen diesen Zustand nicht wahrhaben. Sie wollen sich keine Schwäche eingestehen. Wie eingangs bereits erwähnt, leben wir in einer Leistungsgesellschaft. Offen zuzugeben, dass der Akku leer ist, ist ein öffentliches Eingeständnis von Schwäche. Da ist es doch viel einfacher, so zu tun, als wäre alles in Ordnung.
An diesem Punkt wird es sogar noch schlimmer: Die Ignoranz der Symptome führt uns oft dazu, umso härter zu arbeiten und den Eindruck der Schwäche zu kompensieren. Wir brauchen unsere Ressourcen noch schneller auf und geraten in einen Zustand völliger Erschöpfung. Es ist ein Teufelskreis. Die meisten werden dann arbeitsunfähig und brauchen Monate, manchmal sogar Jahre, um wieder fit genug für die Belastungen des Alltags zu werden.

Das Ganze ist irgendwie paradox, oder? Stell dir mal vor, der Akku deines Smartphones wäre fast leer und du würdest darauf reagieren, indem du noch mehr Programme öffnen würdest. Verrückt, oder?
Sobald du die erste Warnmeldung bekommst, dass die Kapazitäten sich dem Ende neigen, legst du das Gerät beiseite und führst ihm neue Energie zu. Warum sollte das bei uns Menschen anders sein?

Wenn wir völlig ausgebrannt sind, ist es egal, wie sehr wir einen Fortschritt wollen. Ist der Akku leer, dann ist der Akku leer. Wie sinnvoll ist es also, sich selbst als faul zu bezeichnen und von sich zu verlangen, jetzt erst recht Höchstleistungen zu erbringen? Das kann einfach nicht der richtige Ansatz sein, und wenn du mich fragst, dann ist er es auch nicht.

Sobald wir feststellen, dass wir ausgebrannt sind, ist es an der Zeit, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Wir müssen für Entschleunigung sorgen. Falls wir die Möglichkeit haben, sollten wir Hilfe in Anspruch nehmen. Wir können Aufgaben und Verbindlichkeiten reduzieren. Aber vor allem sollten wir an diesem Punkt anfangen, uns mehr Zeit für uns zu nehmen. Mehr Zeit für das, was uns glücklich macht. Aktivitäten, bei denen wir die Akkus wieder aufladen können.

Wenn wir das tun, stellen wir bereits nach kurzer Zeit fest, dass die Leistungsfähigkeit zurückkehrt. Die Freude am Tun überkommt uns wieder. Wir fühlen uns frisch und stark.

An dieser Stelle würde ich dir noch gerne eine kleine Anekdote erzählen: Vor ca. zwei Jahren hatte ich einen Coachee, der eine Führungsposition in einem großen Konzern hatte. Sein größter Wunsch war es, ins Management aufzusteigen. Er arbeitete unglaublich hart und engagiert. 60 Stunden pro Woche waren bei ihm eine der milderen Arbeitswochen. Er wünschte sich meine Hilfe, um noch leistungsfähiger zu werden. Mehr Effizienz, bessere Organisation, strengeres Zeitmanagement, höhere Führungsqualitäten, und noch einiges mehr. Doch ich lehnte diese Bitte ab. Ich erklärte ihm, dass ich seinen Ansatz ungesund fand. So, wie ich niemandem beibringen kann, unter Wasser zu atmen, kann ich auch niemandem zeigen, wie man von morgens bis nachts schuftet, ohne früher oder später zusammenzubrechen. Stattdessen empfahl ich ihm, vorübergehend deutlich weniger zu arbeiten, sich mehr auf sich zu fokussieren und wieder etwas Freude am Leben zu finden. Er lehnte diesen Vorschlag enttäsucht ab, beendete unsere Zusammenarbeit und sagte, er würde sich einen Coach suchen, der eine stärkere Erfolgsorientierung habe.

Zum letzten Weihnachtsfest ging im Verlag ein Paket für mich ein. Darin waren eine Schachtel selbstgebackener Kekse, eine Entschuldigungskarte und ein Brief des Mannes, von dem ich eben erzählte. Wie sich herausstellte, hatte sein Ansatz ihn innerhalb kürzester Zeit in einen tiefen Burnout getrieben. Daraufhin war er fast ein Jahr lang arbeitsunfähig. In dieser Zeit lernte er, sich auf sich zu fokussieren und zu tun, was ihm am Herzen lag. Er entdeckte neue Hobbies, verbrachte mehr Zeit mit seinen Kindern und fand seine Leidenschaft für Sport wieder. Außerdem las er viel. Nachdem die Akkus wieder aufgeladen waren, kehrte er in seinen alten Job zurück, den man ihm freundlicherweise erneut zugewiesen hatte. Die Ambitionen, ins Management aufzusteigen, hatte er aufgegeben. Doch nur drei Monate später wurde ihm die Beförderung ins Management angeboten. Die Chefetage war beeindruckt von seiner Energie. Man sagte ihm, er sei wie „ausgewechselt“ und nicht mehr so „verbissen“ und „gestresst“ wie zuvor.

Für mich ist diese Erinnerung sehr wertvoll. Nicht etwa, weil ich sagen möchte, dass ich Recht hatte. Es zeigt, dass es nicht nur völlig in Ordnung, sondern absolut notwendig ist, hin und wieder vom Gas zu gehen und sich Zeit für sich zu nehmen.

Falls auch du unter hohem Leistungsdruck stehst, wirst du hoffentlich viel Wertvolles aus diesem Beispiel mitnehmen.

 

2. Dein Umfeld limitiert dich

Stell dir mal vor, du würdest ein Jahr lang täglich in einem Raum voller Menschen sitzen, die ständig über das Backen von Kuchen sprechen. Die ganze Zeit würdest du dir Neuigkeiten über Rezepte, Backverfahren, Zutaten, usw. anhören. Sogar dann, wenn du in dieser Zeit nicht einen einzigen Kuchen backen oder verkaufen würdest, hättest du nach einem Jahr ein beachtliches Wissen über diese Thematik aufgebaut. Würde ich dich nach diesem einen Jahr fragen, was du mir über das Kuchenbacken erzählen kannst, würde es ein langer Abend werden, nicht wahr?

Dasselbe passiert, wenn du ein Jahr lang täglich in einem Raum voller Menschen sitzt, die über nichts anderes als Geld, Geldanlage, Geschäfte und Erfolgsstrategien reden. Sogar, wenn du in dieser Zeit nicht ein einziges Geschäft führst, würdest du unglaublich viel lernen.

Und jetzt stell dir mal vor, was mit dir und deinem Denken passiert, wenn du permanent von Menschen umgeben bist, die ambitionslos oder vielleicht sogar regelrecht faul sind. Menschen, die Ausreden dafür haben, warum sie nicht erfolgreich sein können. Menschen, die täglich negative Glaubenssätze predigen und dir einreden, Erfolg sei eine Illusion. Wie wird sich das wohl auf deine Tatkraft auswirken?

Mir ist völlig bewusst, dass diese Ausführungen nicht sonderlich sympathisch klingen. Aber wahre Worte sind nicht immer schön und schöne Worte sind nicht immer wahr.

Spitze deine Ohren und höre, was dein Umfeld zu sagen hat. Dann wirst du herausfinden, ob die Menschen um dich herum einen positiven oder negativen Einfluss auf dich haben. Ob sie deine Produktivität fördern oder ausbremsen…

 

3. Du hast die falschen Gründe

Hinter den meisten unserer Taten und Entscheidungen steckt ein bestimmter Grund. Ob wir uns dazu motivieren können, etwas zu tun oder nicht, hängt stark davon ab, ob wir den richtigen Grund dazu haben oder nicht. Beispiel gefällig?

Ein guter Freund von mir ist ein richtiger Geizkragen. Er gibt nur sehr, sehr ungern Geld aus. Jede Anschaffung wird mehrfach hinterfragt. Als vor ein paar Jahren seine Ehefrau zu ihm kam und sagte, sie würde gerne ein größeres Auto kaufen, gab es ein riesiges Drama. Du kannst dir denken, wie er darauf reagiert hat. Er fragte seine Frau, warum um alles in der Welt er sein hart erarbeitetes Geld für ein neues Auto aus dem Fenster werfen sollte, wenn das alte Auto doch immer noch bestens funktionierte. Daraufhin gab sie ihm eine simple Antwort: „Ich bin schwanger.“

Wenige Minuten später klingelte mein Telefon. Die ersten Worte, die ich hörte, waren: „Michael, ich brauche deine Hilfe. Hilfst du mir, ein neues Auto zu finden? Meine Frau ist schwanger!“

Einen simplen Grund zur Veränderung zu haben, kann unsere tiefsten Überzeugungen über Bord werfen, langjährige Verhaltensweisen ändern und neue Perspektiven eröffnen.

Bestimmt gibt es gute Gründe dafür, dass du gerne fleißiger, erfolgreicher, tatkräftiger, ambitionierter oder einfach aktiver wärst. Sind dir diese Gründe bewusst? Sind sie stark genug?

Stell sie doch einfach auf die Probe. Nimm dir etwas Zeit und mache dir klar, WARUM du etwas schaffen oder verändern willst. Wenn die Gründe stark genug sind, wirst du neue Energie und eine sogenannte „intrinsische Motivation“ entwickeln.
Vielleicht stellst du aber auch fest, dass dein Vorhaben nicht wichtig genug ist. Vielleicht erkennst du, dass du in einer gewissen Sache gar nicht faul bist, sondern einfach keine guten Argumente hast, viel Arbeit in etwas zu investieren, das dir nicht wichtig genug ist. Es lohnt sich, die Sache mal gründlich zu hinterfragen.

 

Vielleicht bist du gar nicht faul

Vor einigen Jahren ging ich spazieren und kam an einer Weide vorbei, auf der dutzende Kühe lagen. Es war schon ziemlich putzig, wie sie einfach dalagen, gedankenverloren kauten und in die Ferne schauten. In diesem Moment wurde mir klar, dass wir nicht immer etwas „schaffen“ müssen, um glücklich zu sein. Produktiv und beschäftigt zu sein, ist eindeutig eine Erfindung der Menschen. Wir suchen unser Glück stets im Erreichen vom Zielen. Wir brauchen immer den nächsten Meilenstein, um uns zu beweisen, dass wir gut sind. Kein Wunder also, dass wir stets fleißig sein wollen. Kein Wunder, dass wir Angst vor der Faulheit haben. Kein Wunder, dass Burnout so „normal“ geworden ist.

Währenddessen verlieren wir aus den Augen, wie viel Frieden und Glückseligkeit im Sein liegt. Manchmal geht es einfach nur darum, den Moment wahrzunehmen. Sich einfach nur der Tatsache bewusst sein, am Leben zu sein.

Wie eingangs bereits erwähnt, gehöre ich zu den Befürwortern von Produktivität. Ich bin das, was man gemeinhin ein „Arbeitstier“ nennt, und manchmal spüre ich, wie die Folgeerscheinungen dessen an meine Türe klopfen. Doch inzwischen weiß ich mir zu helfen. Dann nehme ich mir einfach Zeit für mich und lade die Akkus wieder auf. In diesen Phasen bin ich nicht faul. Ich bin einfach ausgebrannt, und deshalb konzentriere ich mich auf das, was noch viel wichtiger ist als jeder Erfolg: Mein Wohlbefinden. Danach starte ich umso stärker wieder durch.

Also vielleicht bist du gar nicht faul. Vielleicht bist du einfach ausgebrannt. Vielleicht fehlen dir die richtigen Gründe. Vielleicht schränkt dein Umfeld dein Potenzial ein. Es liegt an dir, das herauszufinden.

Ich hoffe, dass du in diesen Zeilen Inspiration, Motivation und neue Kraft findest. Viel Erfolg!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Adrian Swancar

 

25 Kommentare, sei der nächste!

  1. Lieber Michael, danke dafür. Du glaubst gar nicht wie oft ich mich selbst runterziehe und mir einrede ich wär zu faul. es gibt einfach so viel worum ich mich kümmern muss und ich hab nicht immer die Kraft dazu. Deine zeilen erinnern mich daran das es vielleicht noch an anderen Dingen liegt und ich mich nicht immer so faul und schwach fühlen muss. Danke und mach weiter so!

    Liebe Grüße von Anja

    1. Liebe Anja, ich fühle mit dir. Das Gefühl, sich selbst runterzuziehen, kenne ich zu gut. Umso mehr freue ich mich, dass du in meinen Zeilen Unterstützung und Mut findest. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Liebe Grüße
      Michael

      1. noch was zum Thema „sich selbst runterziehen“. Womöglich gibt es zwei Arten des sich selbst runterziehen. Die eine Art kommt aus sich selbst wobei zu sagen sei das man an sich selbst arbeiten kann. Beispiel: ich kann das nicht und damit fängt man selbst an sich runterzuziehen Die zweite Art ist jene das von außen her eingewirkt wird. Beispiel: du bist doch eh zu blöd usw. Man fängt an daran „zu glauben“ und zieht sich runter. Hier sei zu sagen dringlich Distanz zu jenen aufzubauen die das Fundament des „runterziehen“ basteln.

    2. Wenn du dich um viele Dinge kümmerst die dir offenbar alle Kraft rauben dann wäre es doch an der Zeit darüber nachzudenken welche Dinge du abgeben könntest. Dein Wirken bzw. nicht-wirken hat wohl weniger etwas mit Faulheit zu tun sondern mehr mit „der Grenze der Belastbarkeit“. Ein idealer Ansatz auch mal zu schauen wie dein Umfeld auf dich reagiert. Wer sagt du wärst faul ist wohl eher ein „fauler Freund“ und schon hast du ein „Objekt“ von dem man sich trennen sollte. Wer dich versteht und dir beisteht ist wohl ein „guter Freund“. Folglich wieder eine „Klarsicht“. Nebenbei wirst du Alternativen finden usw. Fazit: man sein das deine Lage etwas überlastet scheint jedoch kannst du selbst daraus etwas machen.

  2. Danke für deine Worte, Michael. Sie kommen für mich zur richtigen Zeit und mir fallen auf Anhieb mehrere Menschen ein, mit denen ich deinen Beitrag teilen werde. Ich danke dir für deine Inspiration und deine Mühen. Hab ein schönes Wochenende und lass es dir gutgehen!

    Sabine

  3. Lieber Michael,
    in Deinem heutigen Blog-Beitrag steckt sehr viel Wahrheit. Ja, wir leben in einer Leistungsgesellschaft aber war das nicht schon immer so? Ja, viele haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie einmal nichts tun aber ich denke, Faulheit, wie ich sie verstehe, ist etwas anderes. Ich denke Faulheit ist bewusst auf Kosten anderer zu leben. Ich denke, das Problem von Menschen, die nicht zur Ruhe kommen können ist vielschichtig. Manche glauben, unersetzlich zu sein, andere lieben das was sie tun so sehr, dass sie kein Ende finden, noch andere haben sich in bestimmte Aufgaben so verbissen, dass sie unbedingt so schnell wie möglich erledigen wollen und dann gibt es noch die Menschen, die unter Druck gesetzt werden, Arbeiten, die in normaler Arbeitszeit nicht zu schaffen sind. Es gibt sicher noch weitere Gründe. Ja, Du hast völlig recht, irgendwann führt so ein Verhalten zum Burnout. Letztendlich ist jeder selbst für sein Verhalten verantwortlich. Es ist nur so, dass die meisten Betroffenen nicht merken, wann es genug ist und sie keinen Coach an Ihrer Seite haben, der Ihnen die Augen öffnet. Daher finde ich solche Beiträge, wie Deinen sehr wertvoll. Aber auch hier gibt es das Problem, dass die meisten, die Deine wertvollen Beträge lesen sollten, Dich nicht kennen oder keine Zeit haben, Deine Beiträge zu lesen und Erkenntnisse für sich selbst daraus zu ziehen. Trotzdem, wenn Du nur einem Menschen mit Deinem Beitrag geholfen hast, sein Leben zu „normalisieren“, dann es sich gelohnt.
    Ich denke, ein Hauptproblem in unserer Zeit ist die Zeit, die ja immer in gleicher Menge für jeden da ist, die wir für uns selbst aber nicht ausgewogen auf Arbeit, Familie, Hobby, Entspannung etc. verteilen. Einen großen Anteil, dass wir Zeit verschwenden haben auch die Medien und das Internet.
    Leider muss oft erst etwas gravierendes passieren, um zu erkennen, Stopp, so kann es nicht weitergehen. Bei dem vielfältigen Angebot, unsere Zeit zu investieren, ist es m. E. wichtig, zu lernen „nein“ zu sagen, und sich zu fragen, ist das was ich beabsichtige zu tuen, wirklich wichtig und wenn ja, kann ich es mit meiner zur Verfügung stehenden Zeit schaffen oder muss ich etwas anderes los lassen?
    Liebe Grüße
    Horst

    1. Vielen herzlichen Dank dafür, lieber Horst! Ich habe deinen Kommentar mit großer Freude gelesen. Es sind so viele wichtige Punkte darin! Danke. Ich denke ebenfalls, dass viel mehr Menschen sich mit genau diesen Themen auseinandersetzen sollten. Vor allem jene, die es bisher nie getan haben 😉

      Ebenfalls denke ich, dass der Medienkonsum einen sehr großen Einfluss auf uns, unsere Produktivität, und somit auch auf unser Wohlbefinden und unser Leben hat. Wir müssen lernen, besser mit unseren persönlichen Ressourcen umzugehen, um mehr Balance und Ausgeglichenheit zu finden.

      Ich danke dir für deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinen Gedanken und wünsche dir noch ein schönes Wochenende.

      Liebe Grüße
      Michael

    2. Hier sind mir gewisse Übereinstimmungen aufgefallen nämlich: „wir leben in einer Leistungsgesellschaft“. Den Fakt möchte ich nicht bestreitet jedoch „murre“ ich bei dem Wort „wir“. Also ich lebe zwar in viele Gesellschaften die mal so und mal so gestrickt sind jedoch verbindet mich reichlich wenig zu diesen Gesellschaften. Die meisten Menschen leben auch noch auf rein freiwilliger Basis in Gesellschaften in welchen sie eigentlich nicht leben wollen und da frage ich mich warum entzieht man sich nicht solchen Gesellschaften? In der Motivation wird oft angeraten sich mit „positiven“ Menschen zu umgeben und das klappt und es tut gut. Wenn also eine Gesellschaft „negativ“ auf uns wirkt dann kann man sich auch einer ganzen Gesellschaft entziehen. Als ich in (schmunzel sehr) jungen Jahren erkannte das mir diese und jene Gesellschaft nicht gut tat ging ich fort. Zwar leben wir auf einer Kugel und unsere Reise hat so seine Grenzen jedoch gibt es immer noch recht große Orte wo man sich salopp gesagt schon seine eigene Gesellschaft aufbauen kann. Fast ähnlich tat ich es obschon ich kein Bestreben habe eine Gesellschaft aufzubauen jedoch kann jeder noch an Orte kommen wo man wirklich (weitgehend) frei ist und nach seinen eigenen Werte leben kann. Angemerkt sei: egal wo du hin kommst das Stück Land ist garantiert irgend einer Gesellschaft aber je abgelegener der Ort um so wahrscheinlicher ist es das du sehr lange Zeit Ruhe haben wirst. Es wird in der Tat immer schwerer aber noch ist es machbar. Alternativ gibt es ja schon Projekte ernsthaft andere Planeten zu besiedeln was ich sehr begrüße. Schmunzel leider fehlt mir die Technik sonst hätte ich mich (sehr salopp gesagt) längst auf den Mond geschossen.

  4. Lieber Michael,
    Vielen lieben Dank für Deine lieben Worte.
    Und Danke, für die Zeit, die Du investiert.
    Ich freue mich schon sehr auf Dein neues Buch 🤗

    Liebe Grüße Melanie

    1. Auch ich habe zu danken, liebe Melanie! Vielen Dank für deine Wertschätzung.

      Ich freue mich ebenfalls auf das Buch und kann es kaum erwarten, mehr davon zu erzählen 🙂

      Hab noch ein schönes Wochenende!

      Liebe Grüße
      Michael

  5. Hallo Michael,
    vielen Dank für eine weitere „Lebenshilfe“.
    Mein Problem ist, dass bei mir anscheinend sogar zwei der von dir genannten Punkte zuzutreffen scheinen: Meine finanziellen Sorgen konnte ich etwas lindern, aber weg sind sie nicht; im Hinterkopf nagt das weiter täglich an mir…
    Ich habe in einem Bereich, in dem ich auch unterrichte, eine besondere Fähigkeit entwickelt, die ich gerne als zweites Standbein der Öffentlichkeit zugänglich machen würde. Meine Schüler finden die Idee gut, aber mein familiäres Umfeld hält davon gar nichts und teilt mir das auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit.
    Deine Artikel haben mir in der Vergangenheit schon oft weitergeholfen, aber derzeit fühle ich mich wie eine „Gefangene“.
    Bleib‘ gesund & besten Gruß
    Silke

    1. Mir ist bei deinem Kommentar der Aspekt aufgefallen das du eine Idee hast und eine Seite findet die Idee gut und eine andere Seite findet die Idee nicht gut. (schmunzel) schön und gut jedoch denke ich das es wichtiger ist was du von deiner Idee hälst. Wenn du deine Idee hast und den Willen hast sie umzusetzen dann setzte die Idee um. Es ist „nett“ von dir Meinungen anderer einzuholen doch die wichtigste Meinung ist deine eigene Meinung. Salopp „mach mal“.

      1. Das stimmt. Wege gibt es immer. In Sachen Gründe wird man meist feststellen das die Gründe warum etwas nicht ginge mehr und mehr absurder werden und am Ende gehen den Leute die einen hindern schlicht die Gründe aus.

  6. Du bist wie immer einfach großartig und einmalig die Dinge auf den Punkt zu bringen und bewusst im Alltag die Dinge, die wichtig sind, zu sehen und auch uns klar zu machen. Ein Geschenk, das nicht jeder hat 🙂
    Dankeschön !! LG Ulla

  7. Natürlich gibt es den Zustand der Faulheit. Es ist auch nichts „schlimmes“ daran wenn man es möchte faul zu sein. Faul ist eine Art Zustand schlicht nichts zu tun bzw. nur das zu tun was man tun will. Übel wird die Geschichte wenn man sich oder anderen schadet. Ist man sich dessen dann auch noch bewusst sollte man schlicht Hilfe in Anspruch nehmen. Eine ganz andere Geschichte ist wie Faulheit ausgelegt wird. Es ist absurd jmd.. zu beschuldigen faul zu sein wenn der oder die Betroffene (zum Beispiel) aus gesundheitlichen Gründen eine gewünschte Leistung nicht erbringen kann. Hinzu kommen dann noch gewisse Wortverdrehungen wie „man ist zu bequem“. Was um alles in der Welt bedeutet das denn? Ja und wenn man noch die Sache mit Ethik und Moral nebst Auslegungssache ins Spiel bringen dann kann aus Faulheit alles und nichts werden. Bewusst habe ich all diese Aspekte eingebracht weil gerade viele Sprachen und dann auch noch viele Menschen eine Unmenge an Begriffe haben die man wie auch immer auslegen kann. Man kann es in negative oder in positive Ebenen ziehen und bei all der Sprache Auslegung und Co haben wir schlicht den Ursprung und die wahre Bedeutung eines Wortes total verlernt. Aber nicht genug. Selbst wenn wir die ursprüngliche Bedeutung eines Wortes (glauben) zu kennen ist es noch keine Garantie das dies auch richtig ist. Beispiel: vor einigen hundert Jahren (leider auch bis heute) legte der Mensch im Wort Erde die Bedeutung das es eine Scheibe sei (… ganz abgesehen von dem Aspekt das diese Scheibe das Zentrum des Universum sei. Heute wissen wir die Bedeutung und Auslegung war so restlos falsch mal ganz abgesehen davon das diese Erde weder Mittelpunkt des Universum ist zumal wenn wir andere Universen einbeziehen. Ja und dann zurück zur Faulheit. Was ist überhaupt Faulheit? Ist es womöglich so ein erfundener Begriff den wir auch abschaffen könnten weil Faulheit nichts ganzes und nichts halbes beschreibt und in Sachen Auslegung so restlos alles bedeuten könnte?

  8. Danke Michael,
    Ein sehr aktueller Beitrag von dir.
    Ich finde du hast genau die richtigen Worte gefunden, für
    die vielen Menschen die in der heutigen Zeit damit
    zu kämpfen haben.
    Super formuliert

    Danke dafür

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