Zeit ist die alles entscheidende Variable in unserem Leben. Wir haben keinen Einfluss auf sie. Wir können sie nicht stoppen, beschleunigen, zurückdrehen oder überspringen. Die Zeit bewegt sich unaufhörlich vorwärts und sorgt dafür, dass alles im Leben und auch das Leben selbst vergänglich ist. Begeisterte Physiker werden mir vielleicht nun erklären wollen, dass man die Zeit krümmen kann, deswegen ein kleiner Hinweis vorab: Dies ist ein Blog über die persönliche Entwicklung, nicht über Physik 😉
Das, was niemals zurückkommt
Es gibt Leute, die es furchtbar finden, dass die Zeit unaufhörlich läuft und es gibt jene, die einen tieferen Sinn darin sehen. Jedem sei seine Überzeugung gegönnt, aber eine Tatsache ist unbestreitbar: „Verbrauchte“ Zeit kommt niemals zu uns zurück. Das Leben ist eine Aneinanderreihung von Momenten und mit jedem endenden Moment beginnt auch schon der nächste. Es ist nicht möglich, einen Moment festzuhalten. Wir können lediglich einen neuen Moment verwenden, um uns an den alten zu erinnern. Aber dadurch verpassen wir wieder den neuen Moment und aus diesem Grund ist es wenig sinnvoll, an der Vergangenheit zu hängen. Das Leben findet immer JETZT statt, deswegen ist JETZT auch immer der wichtigste Moment des Lebens.
Wir können für nahezu alles im Leben arbeiten und es uns verdienen. Wir arbeiten für Geld, Besitztümer und die Sicherung unserer Existenz. Wenn wir von all dem wenig haben, können wir wieder mehr davon beschaffen, indem wir cleverer, fleißiger und effizienter werden. Es ist alles eine Frage des Einsatzes.
Aber egal, wie sehr wir uns bemühen, auf den Kopf stellen und alle möglichen Sichtweisen ausprobieren und hinterfragen: Wir können uns keine Zeit erarbeiten. Zeit ist keine Währung. Sie ist nichts, was zu uns zurückkommt und vor allem ist sie gnadenlos: Wenn wir zu viel von ihr verschenken oder vergeuden, hat sie kein Mitleid mit uns. Sie kehrt nicht zu uns zurück, sondern läuft weiter und erinnert uns daran, dass unser Dasein vergänglich ist.
Die Zeit ist gerecht. Sie läuft für uns alle gleich schnell und bevorzugt oder benachteiligt niemanden.
Kann ich mir das leisten?
„Kann ich mir das leisten?“ ist eine Frage, bei der wir meist zu allererst an Geld denken. Das ist schon seltsam, nicht wahr? Geld kann man sich schließlich erarbeiten und Zeit nicht.
Um das Ganze zu verdeutlichen: Stell dir einmal vor, du wärst an einem vollkommen abgeschiedenen Ort. Um dich herum gibt es zahlreiche Bäume, Sträucher, Ackerland und Pflanzen, von denen du dich ernähren kannst, aber du hast nur einen großen Tank voll Wasser, von dem du genau weißt, dass er niemals nachgefüllt werden wird. Was wäre dir wichtiger? Was würdest du eher beschützen und was würdest du weniger teilen wollen? Das Essen, von dem du mehr als genügend besitzt und das immer wieder neu wächst oder das Wasser, das du nur in einer streng begrenzten Menge besitzt?
Auf dieses Beispiel übertragen ist die Zeit unser Wasser und ich möchte dir etwas verraten: Für die meisten Menschen ist das Essen wichtiger. Sie vergessen das Wasser und verschenken es. Sie vergeuden es, ohne jemals darüber nachzudenken. Warum sie das tun? Weil es ihnen vom Leben geschenkt wurde und sie es für selbstverständlich halten. Das Essen müssen sie sich selbst erarbeiten und deswegen behaupten sie, es sei wichtiger. Weil sie es mit ihren Händen erarbeiten müssen. Erst, wenn der letzte Tropfen Wasser versiegt, wünschen sie sich eine neue Chance, um alles noch einmal anders machen zu können. Ohne Wasser nützt auch der größte Vorrat an Essen nichts.
Und nun wieder zurück ins wahre Leben: Ohne Zeit nützt alles Geld und jeder Besitz der Welt nichts.
Wenn es etwas in deinem Leben gibt, das du wirklich brauchst oder möchtest, dann solltest du dich nicht fragen, ob du es dir leisten kannst und dabei an Geld denken. Du solltest dich fragen, ob du es dir leisten kannst, es dir NICHT anzuschaffen und dabei an deine Zeit denken.
Kein gnadenloser Countdown
Vielleicht macht der heutige Artikel auf dich einen düsteren und melancholischen Eindruck. Das soll er jedoch keineswegs. Ich glaube daran, dass im Leben alles möglich ist, aber als Realist weiß ich auch, dass es zwei Dinge im Leben gibt, denen wir uns beugen müssen: Die Zeit und der Tod. Dies sind die beiden Dinge, über die wir keine Kontrolle haben und vermutlich auch niemals haben werden. Über alle anderen Dinge wird der Mensch im Laufe der Zeit schon noch Herr werden 🙂
Es tut uns gut und es bereichert uns, ein gesundes Bewusstsein über die Zeit zu haben, aber wir sollten niemals das Gefühl haben, dass ein gnadenloser Countdown abläuft. Mit diesem Gedanken macht das Leben einfach keinen Spaß. Viele Menschen haben sich an der berühmten Sinnfrage versucht und ich persönlich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich das überhaupt nicht tun möchte.
Ich finde: Solange wir nicht allgemein definieren können, was der Sinn des Leben ist, können wir doch zumindest das Beste aus der uns gegebenen Zeit machen.
Damit, wie wir das Beste aus unserer Zeit machen und wie wir herausfinden, was für uns das Beste ist, werden wir uns nächste Woche beschäftigen. Das Thema „Zeit“ ist so umfangreich, dass ich alleine zu diesem kleinen Abzweig des Themas zwei ganze Blogartikel schreiben kann. Alles in einen Wochenbeitrag zu packen, hätte den Rahmen gesprengt und vermutlich auch für Qualitätseinbußen gesorgt.
Was ich dir unbedingt mitteilen möchte
Es ist Freitag und heute bricht das Wochenende an, auf das sich die meisten Menschen immer so sehr freuen. Passend zum heutigen Thema gibt es zwei Dinge, die ich dir unbedingt mitteilen möchte, weil sie meiner Meinung nach sehr wichtig sind:
1) Kein Tag ist wichtiger als der andere. Genieße den Montag genauso sehr wie den Sonntag. Zeit ist immer gleich, sie ist niemals zu einem bestimmten Zeitpunkt besser oder schlechter. Die Qualität eines Moments wird dadurch bestimmt, was du aus diesem Moment machst. Ob dein schönster Tag ein Montag, Mittwoch oder Sonntag ist, ist also völlig egal. Lass jeden Moment schön sein, denn jeder einzelne Moment hat das Potenzial, der beste von allen zu werden.
2) Wenn du am kommenden Montag aufwachst und die in die neue Woche startest, liegt ein Wochenende hinter dir, das NIEMALS zu dir zurückkehren wird. Jetzt gerade in diesem Moment hast du die freie Wahl, wie dein Rückblick am Montag ausfallen wird. Tu dir einen Gefallen und sorge dafür, dass du Montag mit einem Lächeln aufwachst. Hab eine so schöne Zeit, dass du niemals das Gefühl haben musst, du hättest etwas verpasst oder eine Chance liegen gelassen.
Ich wünsche dir eine wunderbare Zeit!
Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael
Titelfoto: Gratisography.com
Hallo Michael,
sehr schönes Thema, philosophisch hochspannend 😉 Darum möchte ich heute ein paar Zeilen schreiben.
Irgendwo habe ich mal gelesen, Gott gab dem Menschen die Zeit, der Mensch schuf die Uhr.
Der Vergleich mit dem Wasser gefällt mir. Du vergleichst Wasser mit Zeit. Doch es heißt ja auch Wasser ist Leben, also LebensZeit. Marc Aurel sagte „Die Qualität unserer Gedanken, bestimmt die Qualität unseres Lebens.“ So auch unserer Zeit. Wie, wo und vor allem mit wem verbringen wir unsere Zeit. Das bestimmt die Qualität, die stets hochwertig sein sollte.
Es kommen mir tausend Gedanken in den Kopf zu diesem Thema, doch soviel Zeit der Leser möchte ich wiederum nicht beanspruchen. So bleibt mir nur zu sagen, jegliches hat seine Zeit und immer wird diese unterschiedlich empfunden. Je nach Situation. Freude, Kummer, Eile oder Ruhe…
So dehnbar dieser Begriff und doch nur so ein kurzes Wort.
Ein Zitat, dass mich schon seit geraumer Zeit, haha, begleitet, möchte ich an dieser Stelle noch anfügen.
„Dreifach ist der Schritt der Zeit, zögernd kommt die Zukunft hergezogen, pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, ewig still steht die Vergangenheit“ (Konfuzius)
Alles Gute weiterhin und eine gute Zeit.
sonnige Grüße
Hallo Stefanie,
ich kann dir nur zustimmen. Die Qualität unseres Lebens steht im direkten Zusammenhang zur Qualität unserer Zeit. Bei ihrer Gestaltung kommen zahlreiche facettenreiche Faktoren zusammen.
Schön, dass auch dir so viele Gedanken zu diesem Thema durch den Kopf gehen. Dann kannst du ja auch bestimmt gut nachvollziehen, weshalb es nächste Woche einen zweiten Artikel dazu geben wird 🙂
Das Zitat von Konfuzius kannte ich bisher noch nicht, aber es gefällt mir sehr gut. Es fasst die Vergänglichkeit und unsere Auffassung der Zeit schön zusammen.
Auch dir eine gute Zeit und vor allem erst einmal ein schönes Wochenende!
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
ich musste beim Lesen deines Artikels daran denken, wie unterschiedlich wir Zeit in den Lebensphasen empfinden.
Als Kind wartet man immer darauf, dass die Zeit vergeht, wartet auf den nächsten Geburtstag, auf die nächsten Ferien, auf Weihnachten, darauf, dass man endlich 18 ist.
Später dann und dann auch immer schneller hat man das Gefühl, die Zeit vergeht immer schneller und alle warten darauf, endlich in den Ruhestand zu gehen und sagen, dann kann ich endlich wieder richtig und selbstbestimmt leben. Ich habe in letzter Zeit aber leider einige Beispiele erlebt, bei denen diejenigen ihren Ruhestand dann nur wenige Wochen oder gar nur Tage erleben durften.
Darum denke ich auch, dass man sein Leben jeden Tag leben soll und auch kann und nicht ständig auf irgendetwas zu warten und dabei den aktuellen Moment zu verpassen.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende
Manfred
Hallo Manfred,
so wie wir alles in den verschiedenen Entwicklungsstadien unseres Daseins unterschiedlich auffassen, nehmen wir natürlich auch die Zeit anders wahr.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie man jüngeren Generationen eine intensivere Wertschätzung ihrer Zeit und Jugend beibringen könnte, stoße aber immer wieder an Konfliktpunkte und Widersprüche. Der Schlüssel zur Einsicht ist die eigene Erfahrung und die muss wohl jeder Mensch selbst machen, mal früher, mal später.
Somit wird weiterhin jeder Mensch erleben, was du beschreibst.
Es freut mich, dass du auch das Problem des „Wartens“ ansprichst. Wer ewig auf etwas wartet, verpasst das Leben. Leider mussten ja auch die Menschen aus deinem näheren Umfeld diese Erfahrung machen. Wie ich es schon in dem Artikel geschrieben habe, glaube ich, dass jeder Moment gleich wertvoll ist. Zeit ist niemals besser oder schlechter. Es ist eine Frage dessen, was wir daraus machen.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit vielen besonderen Momenten.
Viele Grüße
Michael
Schöner Artikel….ich darf hier an dieser Stelle ein Gedicht meines Vaters zitieren, das er schon vor Jahren geschrieben hat…ich finde, es könnte nicht besser hierher passen.
Die Zeit – Eine Zeitbetrachtung
Seit wann gibt´s die Zeit?
Sicher schon seit Ewigkeit,
mit Schlange, Apfel im Paradies,
Oh wie fies.
Und was ist Zeit?
Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit?
Hätte man oft mehr Zeit,
vieles wär` ´ne Kleinigkeit.
Wenn morgens der Wecker rasselt,
hat die Zeit den Schlaf vermasselt.
Die Zeiger der Uhren drehen ihre Runden,
aus Sekunden werden Stunden.
Es erübrigt sich die Frage,
wie viele Stunden geben wie viele Tage.
Die Natur hat ihre Zeiten,
Ebbe und Flut ihre Gezeiten.
Vom Frühjahr bis zum Winterkleid,
auch die Natur braucht ihre Zeit.
Die Zeit ist überall vorhanden
Beim Flugzeug starten und beim Landen,
beim Fliegen über Kontinente,
die Zeit fliegt mit ohne Ende.
Auch beim Sport geht`s um die Zeiten,
ein Sieger, ein Verlierer, einer muss leiden.
Beim Radsport, Segeln auch beim Reiten
Überall gehr´s um die Zeiten.
Auch die Pünktlichkeit
geht nicht ohne Zeit.
Das Sterben braucht auch seine Zeit
vom Krankenbett bis man bereit
zu vergessen seine Leiden.
Gott zu danken für gute Zeiten
Ohne Zeit wird nichts gescheh´n
die Zeit ist und bleibt ein Phänomen.
Es gibt eine Komponente,
Zeit gibt`s immer ohne Ende!
Günther Aepfelbach
Hallo Petra,
vielen Dank, dass du das Gedicht deines Vaters mit uns teilst. Ich wurde schon lange nicht mehr mit Poesie überrascht und habe mich nun umso mehr gefreut! Deinem Vater ist eine wunderbare Aufnahme der alles entscheidenden Rolle der Zeit gelungen. Ein ganz großes Kompliment von mir und vielen Dank!
Viele Grüße
Michael