Sie verändern sehr vieles…

Sich weiterzuentwickeln, ist gut. Sehr gut sogar. All die Menschen, die diesen Blog besuchen und diesen Beitrag hier lesen, sind durch den Wunsch nach Weiterentwicklung und das Interesse an der Persönlichkeitsentwicklung verbunden. Somit verstehen wir alle den Wunsch, über uns hinauszuwachsen und eine höhere Lebensqualität zu erreichen.

Allerdings haben auch die schönsten Dinge des Lebens ihre Tücken. Die erste Herausforderung, der wir in der Persönlichkeitsentwicklung begegnen, ist eine grundlegende: Der Wunsch nach Verbesserung und Weiterentwicklung impliziert eine Unzufriedenheit. Oder in einfacheren Worten: Wären wir vollkommen zufrieden mit uns und dem Leben, hätten wir nicht das Gefühl, etwas verbessern zu müssen. Die Unzufriedenheit ist ein Teil von uns, und das ist grundsätzlich auch gut so. Wir lernen, dass diese Unzufriedenheit der Motor ist, der uns Kraft gibt, um weiterzumachen. Sie erinnert uns daran, warum wir uns entwickeln und unsere Situation verbessern wollen.

Das kann jedoch schnell zur zweiten großen Herausforderung führen: Die meisten Dinge des Lebens sind schön, solange wir sie in Maßen genießen. Zu viel davon führt zu einem ungesunden Extrem. Das gilt nicht nur für Pizza und Sahnetorte, sondern auch für unsere Unzufriedenheit und den dahinterliegenden Wunsch nach Veränderung.

Was passiert also? Fokussieren wir uns zu stark auf den Wunsch nach Veränderung, fördern wir ein Extrem. Und genau das passiert sehr vielen Menschen. Sie verfallen geradezu einem Wahn der Selbstoptimierung. Die sozialen Medien sind Plattformen, die das stark begünstigen. Dort sieht man beinahe ausschließlich Personen, die scheinbar ein besseres und interessanteres Leben führen als man selbst. Das schürt das Feuer noch mehr. Und so beginnt die Spirale, sich zu drehen…

Ab und zu, wenn man sich inmitten einer solchen gedanklichen Talfahrt befindet, muss man den Anker werfen und sich bremsen. Für alle, denen gerade die Kraft oder Perspektive dazu fehlt, werde ich das heute tun.

 

1. Du bist jemand.

In meinen Coachings höre ich sehr häufig die folgende Aussage: „Ich möchte endlich jemand werden.“

An dieser Stelle erinnere ich mein Gegenüber dann gerne an eine wichtige Tatsache: „Du musst nicht dies und das schaffen, um jemand zu werden. Du BIST jemand. Und du bist gut, so wie du bist.“

Diese Aussage richte ich heute auch an alle, die immer mal wieder das Gefühl haben, nicht gut genug zu sein. Wir sind bereits jetzt jemand. Wir sind gut. Gut genug für das Leben. Das ändert sich nicht durch unseren Wunsch nach Veränderung und Weiterentwicklung.

Stell dir mal bitte vor, du würdest schon seit Jahren jeden Sonntag einen Kuchen backen. Plötzlich überkommt dich der Wunsch, etwas an deinem Rezept zu verändern. Du bekommst das Gefühl, es besser machen zu können. Sehr gut! Das ist der Lauf der Dinge. Entwickle dich weiter. Aber lass uns bitte nicht vergessen, dass der Kuchen jahrelang hervorragend geschmeckt hat. Dass du nun die Idee hast, deine Fähigkeiten zu erweitern, ändert nichts daran, dass dein jetziges Rezept vollkommen in Ordnung ist. Macht Sinn, oder?

Es ist gut, sich weiterzuentwickeln. Es ist der Lauf der Dinge. Gleichzeitig ist es jedoch auch unfair, jede Wertschätzung dafür zu verlieren, wer wir sind und was uns auszeichnet. Wir sollten genügend Respekt vor uns selbst haben, um anzuerkennen, wie weit wir es bisher gebracht haben.

Also, an jeden Zweifler da draußen: Du musst nicht erst jemand werden. Du bist jemand.

 

2. Nicht alles, was glänzt, ist Gold.

Vorhin sprach ich die sozialen Medien an. Sie sind der ideale Ort, um sich permanent mit anderen zu vergleichen und sich danach minderwertig zu fühlen. Aber auch außerhalb des Internets finden wir genügend Gelegenheiten, um uns mit anderen zu vergleichen. Und natürlich vergleichen wir dabei immer nur nach oben. Das heißt, dass wir unser Leben immer nur mit dem von Personen vergleichen, die etwas haben, das uns fehlt. Wir schauen auf Leute, die wohlhabender, erfolgreicher, fitter, sozial anerkannter oder auch einfach nur glücklicher sind.

Erlaube mir bitte, dich an dieser Stelle an einen klitzekleinen Umstand zu erinnern: Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Jeder Mensch wählt seinen Auftritt weise. Im Klartext heißt das:

  • Jeder Beitrag in den sozialen Medien wird auf Hochglanz poliert und entspricht nicht zu 100 Prozent der Realität.
  • In sozialen Interaktionen zeigen sich andere stets von ihrer besten Seite. Die wenigsten sind wirklich authentisch.
  • Viele zahlen für ein Hochglanz-Leben einen Preis, der sehr hoch ist. Frage dich, ob es dir die Sache wert wäre.

 

Darüber hinaus würde ich gerne noch ein paar unangenehme, aber dafür sehr ehrliche Erkenntnisse aus meiner Erfahrung hinzufügen:

  • Die erfolgreichsten Menschen sind nicht zwangsläufig die klügsten oder qualifiziertesten. Du würdest nicht glauben, wie viele nur durch Hilfe oder Glück in ihre Position gekommen sind.
  • Die Personen, die die meisten Freunde haben und am beliebtesten sind, sind nicht zwangsläufig die herzlichsten und sympathischsten Zeitgenossen. Sie sind einfach die besten darin, genau das Gesicht zu zeigen, das die Situation erfordert. Das lasse ich jetzt einfach mal so im Raum stehen.
  • Die berühmtesten Personen sind nicht zwangsläufig die moralisch korrektesten. Du würdest nicht glauben, was Menschen tun, um den Weg ins Rampenlicht zu finden.

 

Das ist ungewohnt negativ von mir, ich weiß. Allerdings nervt es mich, dass so viele wunderbare, warmherzige und besondere Personen da draußen glauben, sie seien nicht gut genug, weil sie sich mit etwas vergleichen, das in Wahrheit nicht annähernd so gut ist, wie es inszeniert wird. Ernst gemeinte Frage: Kannst du das nachvollziehen?

 

Lass dich nicht verrückt machen

Die Persönlichkeitsentwicklung ist eine Reise, die Spaß machen soll. Erlebe diese Reise in deinem Tempo, ganz nach deinen eigenen Vorstellungen. Lass dich von anderen inspirieren, aber ziehe keine unfairen Vergleiche, die dich herunterziehen.
Vergiss bitte nicht, dass es am Ende des Tages nur eine Meinung über dich gibt, die wirklich zählt: Deine eigene.

Und BITTE vergiss nicht die Kernausage aus diesem Beitrag: Du musst nicht erst jemand werden. Du bist jemand.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Annie Spratt