Hast du schon einmal vom Seelenvertrag gehört?

Es gibt eine sehr beliebte Theorie über den sogenannten „Seelenvertrag“, den ich im Folgenden in Ruhe erläutern werde. Vorab möchte ich jedoch betonen, dass ich diese Theorie nicht als Wahrheit über das Leben betrachte. Es ist, wie gesagt, eine Theorie, aber es schadet nicht, sich mit ihr zu beschäftigen. Im Rahmen unserer Persönlichkeitsentwicklung ist es wichtig, verschiedene Möglichkeiten über unsere Herkunft und den Sinn des Lebens zu betrachten und sich offen zu zeigen. Wenn wir an einer vermeintlichen Wahrheit festhalten und keine andere Option zulassen, werden wir engstirnig und lassen keine neuen Gedanken zu. Somit stehen wir unserer Weiterentwicklung im Weg. Sei also aufgeschlossen und ziehe in Betracht, mal über den Seelenvertrag nachzudenken.

Die Seele sucht sich das Leben auf Erden aus

Die Theorie des Seelenvertrags setzt voraus, dass wir eine Seele haben, bzw. eine Seele sind, die den menschlichen Körper bewohnt. Man sagt, dass die Kapazitäten des menschlichen Gehirns begrenzt sind und dass wir uns deshalb nicht an unser Leben außerhalb des Körpers erinnern können. Vor dem Leben auf der Erde befinden wir uns auf einer ganz anderen Ebene, wo es keine Zeit gibt, denn diese ist schließlich von den Menschen gemacht. Auf dieser Ebene, inmitten der Ewigkeit, suchen wir nach Herausforderungen, um als Seele zu wachsen. Welches Ziel man als Seele verfolgt, ist schwer zu sagen. Hier gehen die Theorien weit auseinander. Manche behaupten, es ginge darum, auf höhere Ebenen aufzusteigen. Manche sagen, es sei ein reiner Reifeprozess.

Auf jeden Fall ist das Leben als Mensch auf der Erde eine tolle Möglichkeit, zu lernen. Das würde gewissermaßen die Herausforderungen unseres Lebens erklären. Ich meine, welchen Lernfortschritt hätte die Seele, wenn alles wie am Schnürchen laufen würde? Stell dir mal vor, du würdest wohlhabend zur Welt kommen, niemals Sorgen haben, dich niemals streiten und dann wieder die Erde verlassen? Was würdest du im Laufe dieser Jahre lernen? Mit Sicherheit nicht so viel wie in einem Leben mit Hürden und Herausforderungen.

Wenn wir ehrlich sind, sind die härtesten Zeiten unseres Lebens auch die lehrreichsten. Sie machen uns stark und weise. In dieser Hinsicht ergibt es also Sinn, als Seele die Herausforderung zu suchen.

Fragen über Fragen

Mir persönlich kamen an dieser Stelle einige schwierige Fragen in den Sinn. Was ist zum Beispiel mit Mördern, Terroristen und Vergewaltigern? Man kann sich doch unmöglich freiwillig aussuchen, solche Taten zu verüben. Und was ist mit bitterer Armut und Elend? Wer würde sich aussuchen, jeden Tag so extrem schwer ums Überleben kämpfen zu müssen?

Die Anhänger der Seelen-Theorie sagen dazu, dass eine Seele nur vollumfänglich wachsen kann, wenn sie ALLE möglichen Erfahrungen macht. Auch das würde theoretisch Sinn ergeben, auch wenn der Gedanke mir persönlich nicht sonderlich zusagt. Das würde bedeuten, dass wir alle schon mehrmals auf der Erde waren und auch schon mindestens ein Dasein als grausamer Mensch gefristet haben. Dadurch würde man mit Sicherheit Demut, Reue und einige moralische sowie emotionale Abgründe kennenlernen, die in einem glücklichen Leben nicht vorkommen. Auf der anderen Seite stehen die Opfer solcher Taten, die Schmerz und Demütigung kennenlernen, was in einem vollkommen glücklichen Leben ebenfalls nicht passieren würde.

Betrachtet man das Ganze völlig logisch und unemotional, ergibt das irgendwie Sinn. Es zeichnet sich ein Kreislauf ab. Jeder muss irgendwann einmal jede Rolle kennenlernen und jedes Gefühl selbst erleben, um zu wachsen. Dennoch empfindet der empathische Mensch in mir einen bitteren Beigeschmack bei dieser Vorstellung. Ich glaube, das lässt sich nicht völlig abschalten und das ist vermutlich auch gut so.

Der Seelenvertrag

Die Theorie besagt weiterhin, dass wir nach dem aktuellen Leben auf der Erde wieder auf die Seelen-Ebene zurückkehren (wie auch immer die aussehen mag) und unser Leben auf der Erde reflektieren. Mit neuen Erfahrungen im Gepäck entscheiden wir, welche Erfahrung wir als nächstes machen wollen, um neue Eindrücke zu sammeln. Hierfür eignet sich ein neues Leben in einer neuen Rolle hervorragend.

Wir schließen dann einen sogenannten „Seelenvertrag“, einen Vertrag mit uns selbst. Dieser beinhaltet, gewisse Aufgaben zu erfüllen, um noch mehr zu lernen. Erst, wenn diese Aufgaben erfüllt sind, kehren wir zurück. Das wäre eine Erklärung dafür, warum manche Menschen so früh sterben. Vielleicht war genau das der Sinn dahinter oder vielleicht war die Aufgabe schon schnell erledigt?

Mich erinnert das ein wenig an einen Filmabend auf der Couch. Man hat sich eine Komödie angesehen und möchte nun zur Abwechslung auch mal einen Actionfilm schauen. Also schaltet man ihn ein. Ein bizarrer Gedanke, oder?

Damit möchte ich keineswegs negativ über die Seelen-Theorie sprechen. Es fällt einfach schwer, sie zu begreifen. Insgesamt finde ich den Gedanken schön, eine Seele zu haben, bzw. zu sein und aus mehr als nur meinem Körper zu bestehen. Ich mag den Gedanken, meine Taten auf Erden zu reflektieren und daran zu wachsen. Wie bereits beschrieben, hat diese Sichtweise auch ihre Schattenseiten, die es in sich haben. Letztendlich denke ich, dass es nur einen Weg gibt, um herauszufinden, was die Wahrheit ist. Wir leben dieses Leben so gut wie möglich und wenn unsere Zeit gekommen ist, werden wir erfahren, was es mit der Sache wirklich auf sich hat.

Was hältst du von der Theorie des Seelenvertrags? Hast du schon einmal zuvor davon gehört oder ist dir das Konzept völlig neu? Wie findest du es?

Ich freue mich auf deine Meinung zu dem Thema und wünsche dir einen wunderbaren Tag!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

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