Für alle, die gerne ein stärkeres Selbstvertrauen hätten!
Im Laufe meiner bisherigen Karriere habe ich mich im wahrsten Sinne mit tausenden Menschen über das Thema „Selbstbewusstsein“ ausgetauscht.
Dabei habe ich viele faszinierende Beobachtungen machen dürfen, und eine davon möchte ich hier in den Raum werfen: Es gibt sehr viele gutherzige und wunderbare Menschen, die jederzeit und ohne Zögern für andere einstehen würden. Aber nicht für sich selbst.
Vor allem gerechtigkeitsliebenden, fairen und empathischen Menschen ist es wichtig, für andere da zu sein. Aber weniger für sich selbst.
Vielen von uns fällt es leicht, für ihre liebsten Mitmenschen in die Bresche zu springen. Aber für sich selbst…naja, eher weniger.
Wir sagen oft ja, obwohl wir lieber nein sagen würden. Wir übernehmen Aufgaben, die nicht unsere Aufgaben sind und unternehmen Dinge, auf die wir keine Lust haben.
Wir lassen uns von anderen auf eine Art und Weise behandeln, die wir selbst niemals jemandem antun würden. Wir wissen, dass es nicht in Ordnung ist. Und dennoch lassen wir es geschehen.
Warum eigentlich all das? Naja, es lässt sich ziemlich leicht erklären: All das sind Folgen eines schwach ausgeprägten Selbstwertgefühls.
Lass uns ehrlich sein
Falls du dich in meinen Ausführungen wiederfinden kannst, dann fühle dich bitte nicht von mir beleidigt, weil ich von einem schwachen Selbstwertgefühl spreche. Es ist nicht mein Anliegen, irgendjemanden zu beleidigen. Ich bin nur ehrlich.
Wenn wir bereit sind, etwas für andere zu tun, das wir für uns selbst nicht tun würden, heißt das schlicht und einfach, dass wir anderen eine höhere Priorität zuweisen als uns selbst. Wir geben uns selbst einen geringeren Wert.
Die Gründe dafür sind extrem vielfältig! So vielfältig, dass man ganze Bücher darüber schreiben kann (was ich übrigens bereits getan habe, wie die meisten wissen).
Aber heute geht es nicht um Gründe und Hintergründe. Heute geht es darum, etwas zu verändern. Also, Ärmel hoch und los geht’s!
Ein einfacher, praktischer Leitfaden
Hier kommt die Kurzfassung:
- Entwickle eine Meinung.
- Stehe zu dieser Meinung.
- Lebe mit den Konsequenzen.
Und hier kommt die Kurzfassung mit ein paar nützlichen Erläuterungen:
1. Entwickle eine Meinung
Egal, ob aus Höflichkeit oder Gewohnheit: Wir neigen dazu, unsere eigene Meinung den Meinungen anderer anzupassen. Vor allem heute, in einer Welt, in der (dank Social Media, den omnipräsenten Medien und Co.) Meinungen allgegenwärtig sind, ist es schwierig, seinen inneren Kompass auszurichten und auf Kurs zu halten. Zyniker könnten sagen, viele von uns seien in ihren Meinungen „fremdbestimmt“.
Sich anzupassen, macht das Leben in vielen sozialen Kontexten leichter. Auf diese Weise wird es einfacher, gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Man gerät in weniger Konflikte. Man erscheint seinen Mitmenschen eher sympathisch. Sämtliche Konversationen sind unbeschwerter, denn schließlich streitet und diskutiert man weniger.
Aber für diese Art der Flexibilität zahlen wir einen hohen Preis: Wir gewöhnen es uns ab, uns eine eigene Meinung zu bilden. ODER wir bilden uns eine eigene Meinung, aber leiden darunter, diese nicht laut äußern zu können und stattdessen den Meinungen zuzustimmen, die sich nicht mit unserer eigenen decken. Ein echtes Dilemma.
Daher sage ich: Entwickle eine eigene Meinung. Und um das zu bewerkstelligen, schiebe ich meinen besten Rat hinterher: Hinterfrage ALLES.
Akzeptiere keine fertige Meinung. Hinterfrage! Überprüfe jede Information, die dir begegnet und lasse sie durch einen Filter laufen, der aus deinen Werten, deinem moralischen Kompass und deinem Intellekt besteht.
Bilde dir eine eigene Meinung über dich selbst (Stichwort: SELBST-BEWUSSTSEIN!) und über alles, was um dich herum geschieht. Dies ist der erste Schritt zu gedanklicher Unabhängigkeit.
Sich anzupassen, macht es einem leichter, von seinen Mitmenschen akzeptiert zu werden.
Zu hinterfragen, macht es einem leichter, zu sich selbst zu finden.
2. Stehe zu dieser Meinung
Wir leben in einer Gesellschaft, in der es nicht unbedingt leicht ist, seine Meinung zu äußern. Erst recht nicht, wenn sie auch nur ansatzweise vom gesellschaftlichen Konsens abweicht. Falls du dich fragst, wie ich auf diese Idee komme, lege ich dir einen beliebten Blogartikel ans Herz, den ich diesbezüglich verfasst habe (Hier klicken).
Zu sich zu stehen und sich für sich selbst einzusetzen, bedeutet jedoch oft, anderen zu widersprechen. Es bedeutet, seinen Standpunkt zu erläutern und zu beweisen, dass man eine starke Meinung hat.
Es bedeutet, sich für die eigene Gerechtigkeit einzusetzen. Es bedeutet, sein Selbstwertgefühl zu schützen. Bei dieser Übung geht es nicht zwangsläufig darum, sich bei anderen beliebt zu machen. Es geht darum, sich bei sich selbst beliebt zu machen!
Würden andere es immer nur gut mit uns meinen, gäbe es kaum noch eine Notwendigkeit, sich und sein Selbstwertgefühl zu verteidigen, nicht wahr?
Wir sollten in der Lage sein, unsere eigene Meinung zu äußern. Schließlich macht auch so ziemlich jeder andere Mensch von diesem Recht Gebrauch.
Wir sollten in der Lage sein, zu unserer eigenen Meinung zu stehen. Schließlich gibt es Gründe dafür, dass wir sie entwickelt haben.
Wir sollten in der Lage sein, uns mit anderen respektvoll über unsere Meinung auszutauschen. Wir sollten in der Lage sein, anderen unsere Perspektive zu eröffnen, aber auch eine neue Sichtweise anzunehmen, sobald sie uns ansprechend präsentiert wird und Sinn ergibt.
All das ist nicht verboten. Es ist kein Verbrechen. Es ist menschlich und sogar zwingend notwendig, wenn wir danach streben, selbstbewusst und selbstbestimmt zu leben.
3. Lebe mit den Konsequenzen
All das ergibt Sinn. Es ist nichts Neues. Keine Revolution. Wir alle haben uns schon Ähnliches gedacht. Aber warum setzen wir es dann nicht um?
Weil wir Angst vor den Konsequenzen haben.
Und genau hier kommen wir zum heißen, alles entscheidenden Punkt: Wir können nur für uns selbst einstehen, wenn wir bereit sind, mit den entsprechenden Konsequenzen zu leben.
Was sind die Konsequenzen? Nun, hier sind ein paar von ihnen:
- Wir geraten in Konflikte mit Menschen, die unsere Grenzen nicht respektieren.
- Wir diskutieren öfter, um unsere Werte und unsere Weltanschauung zu präsentieren und zu schützen.
- Wir nehmen Abstand von Menschen, die uns nicht gut tun.
- Wir erleben, wie andere uns den Rücken kehren, weil wir auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.
Wir sind hier unter uns, also lass uns doch ganz ehrlich zueinander sein: Die meisten von uns haben schlicht und einfach Angst davor, abgelehnt und verlassen zu werden. Das ist doch die stärkste Konsequenz von allen.
Es ist im wahrsten Sinne mein Job, mit Menschen darüber zu sprechen, wie sie mehr für sich selbst einstehen können. Nahezu jeder fragt mich: „Aber was, wenn ich dann am Ende ganz alleine bleibe, weil mich niemand akzeptiert wie ich bin?“
Ich gebe mir größte Mühe, empathisch mit dieser Frage und den dahinter stehenden Ängsten umzugehen. Als tief empfindender Mitmensch verstehe ich all das. Doch der Realist in mir sieht sich dazu verpflichtet, auch eine andere Perspektive zu eröffnen: Was passiert denn eigentlich, wenn sich herausstellt, dass kein Mensch in deinem Umfeld dich so akzeptiert, wie du bist? Ist das wirklich ein Verlust oder vielleicht sogar ein Gewinn?
Ist das nicht viel eher die Chance, Platz im Leben zu schaffen, für die Menschen, die uns so akzeptieren würden, wie wir sind? Kann das nicht ein fantastischer Startschuss sein, um neu anzufangen?
So viel steht fest: Wir können nur wahre Freundinnen und Freunde in unserem Leben haben, die unser wahres Ich annehmen, wenn wir auch unser wahres Ich nach außen zeigen. Wen wundert es also, dass wir keine „wahren Freunde“ haben, wenn diese Menschen nie unser „wahres Ich“ gesehen haben?
Es ist ein Teufelskreis. Wenn wir nicht für uns selbst einstehen, weiß auch niemand, wer wir wirklich sind. Wenn niemand weiß, wer wir wirklich sind, kann sich niemand auf uns einstellen. Wer sich verstellt, ist im Grunde immer allein. Und ja, wir können auch dann einsam sein, wenn wir von vielen, vielen Mitmenschen umgeben sind.
Die Konsequenzen, vor denen wir uns fürchten, wenn wir zu unserem wahren, authentischen Ich stehen, können also auch als Chance und Segen betrachtet werden. Solange wir uns vor ihnen fürchten, werden wir ihnen immer aus dem Weg gehen, also uns auch immer anpassen, anstatt für uns einzustehen.
Der Leitfaden, den du brauchst. Nicht der, den du willst.
Dieser Leitfaden ist nicht das, was die meisten sich wünschen würden. Ich verstehe das. Aber es ist der ehrliche Leitfaden, den wir brauchen. Der, den viele bereits kennen, aber niemand laut aussprechen möchte.
Am Ende des Tages müssen wir uns fragen, wem wir es recht machen wollen. Uns selbst oder den anderen?
In der Hoffnung, den ein oder anderen inspirierenden Gedanken ausgesprochen zu haben, verabschiede ich mich ins Wochenende.
Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael
Titelbild: Unsplash.com, Annie Spratt
Einfach nur großartig und soooo wahr !
Das habe ich selbst hinter mich gebracht-und es geht mir viel besser.. und vor allem ich fühle mich befreit!
Liebe Grüße Michael und ein sonniges Wochenende,
ElkeT.
Ich danke dir sehr für diesen tollen Blogartikel und deine ehrlichen Worte. der Weg ist nicht immer leicht und manchmal sogar sehr herausfordernd. Doch deine Worte geben mir – wie so oft – wieder neue Kraft weiterzumachen. Dafür danke ich dir, lieber Michael. Du bist eine Inspiration 🙂🙂
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße, Luisa
Ich liebe deine Ehrlichkeit!
Aus tiefster Seele,
Danke Michael.
Lieber Michael
Wieder einmal direkt auf den Punkt gebracht. So einfach und doch so schwer. Wenn jeder für sich selber sorgt. Ist für alle gesorgt! Das fand ich früher immer sehr egoistisch. Langsam glaube ich, dass ich falsch lag. Es ist schwer die eigenen Bedürfnisse zu leben, wenn man sie immer und immer wieder verleugnet. Also machen wir ins auf den Weg. Vielen Dank für deine klaren Worte. Ein wunderschönes Wochenende wünsche ich dir.
Lieber Michael,
ein wirklich guter Blog mit sehr vielen richtigen Feststellungen. Die Angst nicht geliebt zu werden ist sehr verbreitet und viele Menschen scheuen sich davor, die Dinge zu sagen, die sie denken und die eigentlich ihre Meinung sind. Das ganze ist aus meiner Sicht ein Lernprozess, der abhängig vom Alter einige Zeit dauern kann. Ergänzend möchte anmerken, dass man mit kleinen Dingen anfangen sollte, seine Meinung zu vertreten und so sein Selbstwertgefühl Step by Step stärkt. Wichtig ist auch, denke ich, die Art und Weise, wie man seine Meinung vertritt. Es sollte nicht rechthaberisch oder aggressiv sein, denn dann erreicht man nicht das, was man eigentlich möchte. Der Ton macht die Musik, heißt es so richtig. Außerdem ist es für die anderen, die einen bisher immer nur als zustimmende Person kannten auch neu, wenn man plötzlich “etwas zu sagen hat“.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und weiterhin viel Erfolg und gute Ideen.
Endlich mal jemand der es zu 100 Prozent auf den Punkt bringt und mir aus der Seele spricht! Vielen Dank und ich wünschte ich könnte es so gut formulieren wie du. Denn ich fühle es, aber kann es leider nicht mit Worten so gut ausdrücken.
Moin moin,, wie so oft finde ich mich auch in diesem Blogartikel wieder 😁. Danke lieber Michael für deine tollen Bücher und Artikel…. 👍
Hallo Michael, das ist ein sehr schöner und guter Beitrag! Vielen Dank! Ich hoffe, dass es Dir gut geht und ich wünsche Dir ein super tolles Wochenende.
Herzliche Grüße,
Katja