Zu wie viel Toleranz bist du bereit?

Was es heute zu lesen gibt, wird vielleicht nicht jedem gefallen. Aber es geht jeden etwas an!

Aktuell zeigt sich die Welt mal wieder uneinig und deswegen geht es im heutigen Artikel um Toleranz. Im Vorfeld möchte ich aber jeden Leser bitten, die Scheuklappen abzunehmen und aufgeschlossen zu sein. Empfindliche Themen können für empfindliche Reaktionen sorgen, was hier jedoch (hoffentlich) nicht nötig sein wird. „Dein Fußabdruck“ steht für die persönliche Entwicklung, die Suche nach mehr Lebensqualität und einen respektvollen Umgang miteinander.

Eine folgenschwere Entscheidung

Erst kürzlich, am 26.06.2015, hat der Oberste Gerichtshof der USA die gleichgeschlechtliche Ehe in allen Bundesstaaten der USA legalisiert und damit verschiedene Emotionsstürme ausgelöst. Während die einen diese Entscheidung feiern und von einem Durchbruch der Menschlichkeit sprechen, sind die anderen empört und verstärken ihren Hass gegen Schwule und Lesben.

Obwohl ich aus Prinzip keine Nachrichten schaue und mich von meinungsbildenden Zeitschriften und Medien fernhalte, war es geradezu unmöglich, nicht immer wieder die Neuigkeiten und Meinungen rund um dieses Thema mitzubekommen. Neugierig habe ich mir die Tagesnachrichten im Fernsehen angesehen und auch online das Geschehen verfolgt. Ich habe viel von Verstößen gegen die Bibel gehört und gelesen. Zahlreiche Menschen sprechen von einem widerwärtigen Verhalten wider unserer Natur und nicht wenige erinnern mit erhobenem Zeigefinger an Sodom und Gomorra.

Auf der anderen Seite sah ich Bilder, die mir wesentlich besser gefielen: Menschen, die Freudentränen weinten und sich in den Armen lagen. Große Feste und Einigkeit über einen Schritt in die Richtung zu mehr Respekt, Achtung und Toleranz. Die Bilder zeigten Menschen, die ihr Leben lang in Angst gelebt hatten und sich ihrer sexuellen Natur wegen verstecken mussten. Man sah förmlich, wie der Druck von ihren Schultern herunterfiel und sie sich glücklich befreiten. Automatisch stellte sich mir die Frage, wie man sich darüber nicht freuen kann.

Vergleiche, die wehtun

Wie jeder Leser meiner Bücher oder dieses Blogs weiß, liebe ich die Freiheit jedes einzelnen Menschen, das zu tun, was er möchte, solange er niemandem schadet. Noch schöner wird es natürlich, wenn ein Mensch sich so entwickelt, dass er für sich und andere das Beste aus seiner Zeit macht. Deshalb kann ich auch nichts Schlimmes an der Homosexualität erkennen. Wem wird dadurch geschadet, dass zwei Menschen sich lieben? Wer wird dadurch in seiner Freiheit eingeschränkt? Wer wird in seinen Grundrechten verletzt? Niemand. Es gibt aber ein anderes Verhalten, das diesen Schaden und die Freiheitseinschränkung hervorruft: Der Hass und die Hetze gegen Homosexualität. Es ist genau dieses Verhalten, das Schwule und Lesben verletzt, einengt, der individuellen Freiheit beraubt und auch ihr oberstes Grundrecht verletzt: Die Würde.

Von einem logischen Standpunkt aus betrachtet ist Homosexualität also nichts Schädliches und trotzdem wird sie nicht nur massiv kritisiert, sondern auch stark angegriffen. Diesen Umstand betrachtend kann man nur davon ausgehen, dass wir Menschen entweder noch nicht genügend gelitten oder nichts aus unserer Vergangenheit gelernt haben.

Eine dunkle Hautfarbe zu haben, ist nichts Schlechtes oder Schädliches und trotzdem gab es die Sklaverei. Dunkelhäutige Menschen kämpfen sogar heute noch gegen massive Diskriminierungen. Ganz logisch und objektiv betrachtet ist das lächerlich, denn wie kann ein Mensch durch eine bestimmte Hautfarbe schlecht sein? Und je mehr man sich damit beschäftigt, wie harmlos dieser Umstand ist, umso schmerzlicher ist der Gedanke, wie viele Millionen Menschen darunter gelitten haben und immer noch leiden. Versklavung, Erniedrigung, Folter, Mord, Freiheitsberaubung, Diskriminierung und vieles mehr.

Genauso ist es nichts Schlimmes, einen bestimmten Glauben zu haben. Wir alle glauben an etwas. Wie konnte es also dazu kommen, dass es ein Todesurteil war, den jüdischen Glauben zu haben? Auch hier fragt man sich wieder, was denn bitte so schlimm daran sein soll und trotzdem führt dieser Gedanke zurück zum dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Ich möchte das Thema „Holocaust“ erst gar nicht anbrechen, da es so grausam und umfangreich ist. Aber auch hier war der Ursprung eine simple Diskriminierung ohne eine reale Grundlage.

Der Ursprung jeder Grausamkeit und Diskriminierung sind hasserfüllte Gedanken. Menschen treten voran und verbreiten ihren Hass mit leidenschaftlicher Energie, die andere ansteckt. Und auch wenn es manch jemandem übertrieben vorkommen mag, die Diskriminierung homosexueller Menschen mit dem Holocaust oder der Sklaverei zu vergleichen, sollte man verstehen, dass jeder Massenhass mit „harmloser“ Diskriminierung beginnt. Überall auf der Welt, zu jeder Zeit werden Menschen wegen ihrer Sexualität, Herkunft, Glaubensrichtung, ihres Aussehens oder anderen Gründen benachteiligt, verurteilt und verletzt. Das ist schlicht und einfach nicht richtig und muss aufhören. Diskriminierung soll und darf gegen niemanden stattfinden. Man kann auch mit verschiedenen Meinungen glücklich Seite an Seite leben, Respekt und Toleranz sei Dank.

Man muss nicht mögen, was man toleriert

Ich persönlich bin von der Ästhetik des weiblichen Geschlechts fasziniert und kann mir nicht vorstellen, jemals eine sexuelle Beziehung zu einem Mann zu haben. Aber wieso sollte ich deswegen Schwule oder Lesben angreifen oder verabscheuen? Schließlich mag ich auch keine Zucchini und fange deswegen nicht an, jeden zu benachteiligen oder zu hassen, der gerne Zucchini isst.
Das, was man in der Umganssprache ein „tuckiges“ Benehmen nennt, finde ich auch nicht ansprechend. Aber es ist kein Sinnbild der Homosexualität. Es ist eine Entscheidung verhältnismäßig weniger Menschen, die sich lediglich mit dieser Sexualität in Verbindung bringen lassen. Ich finde es genauso unangemessen, wenn ein heterosexuelles Paar seine Sexualität öffentlich auslebt und zu viel Freizügigkeit an den Tag legt. Aber deswegen muss man niemanden verurteilen. Wieso sollte man eine ganze Interessengemeinschaft hassen oder diskriminieren, weil ein paar ihrer Mitglieder außerhalb der Reihe tanzen?

Das Motto ist: Leben und leben lassen. Niemand ist perfekt und wir alle wünschen uns insgeheim Toleranz gegenüber unseren Handlungen, Aussagen und unserem ganzen Wesen.

In einem persönlichen Gespräch fragte man mich dieser Tage: „Willst du etwa wirklich, dass es mehr Schwule und Lesben auf der Welt gibt?“, und meine Antwort darauf war: „Ich wünsche mir, dass es mehr glückliche Menschen gibt. Wenn wir das auf diese Weise erreichen können, dann definitiv ja.“
Ich stehe zu dieser Aussage, denn Glück ist bekanntlich das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt. Mehr glückliche Menschen = Mehr Glück auf der Welt.

Wer nicht toleriert, verliert

Nach all diesen Zeilen möchte ich klarstellen, dass ich mit diesem Artikel nicht für irgendjemanden Partei ergreifen möchte. Ich möchte an die Menschlichkeit und den Respekt voreinander appellieren. Weiterhin möchte ich ganz deutlich zeigen, dass man sich mit mehr Toleranz selbst etwas Gutes tut und dass man sich schadet, wenn man sie nicht lebt.

Wer negativ denkt, zieht Negatives in sein Leben. Eine Bewegung wie die neue Toleranz gegenüber der Homosexualität wird man nicht ohnehin nicht stoppen können. Wir Menschen entwickeln uns immer weiter und der Wunsch nach Einigkeit, Zufriedenheit, Lebensqualität und einem bewussten Leben wird immer größer. Entsprechend wächst auch die Toleranz gegenüber verschiedenen Interessengemeinschaften. Wer sich weiterhin dagegenstellt und seine Energie einsetzt, um Menschen zu diskriminieren, wird sich selbst mit seinem Hass zerfressen. Denn der einzige, der negative Gedanken hören kann, ist der, der sie denkt.

Warum sollte man sich nicht also von beiden Seiten entgegengehen? Toleranz lernen und anderen helfen, ein besseres Verständnis zu haben und Toleranz auszuüben. Das ist der Schlüssel zu dem, was man eine „bessere Welt“ nennt. Die Welt und das Leben sind, was wir daraus machen und nicht unveränderbar in unsere Hände gelegt worden.

Bevor ich mich für heute verabschiede, möchte ich dich dazu motivieren, auch mit Menschen in deinem Umfeld zu sprechen und sie für den Gedanken der Toleranz zu begeistern. Gemeinsam kann man wesentlich mehr erreichen als allein. Ich hoffe, dass wir gemeinsam unseren Beitrag zu einem schöneren und friedlicheren Leben leisten können.

In diesem Sinne wünsche ich dir ein wunderbares Wochenende.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo, also ich muss sagen, Sie sprechen mir aus der Seele. Ich war schon immer tolerant, bin es aber in letzter Zeit durch eigene Erfahrungen noch mehr geworden. Ich habe mich verliebt und zwar in einen 22 Jahre jüngeren Mann. Ganz ehrlich am Anfang kam ich mir vor als hätte ich ein Verbrechen begangen. Seine Eltern waren anfangs einfach nur dagegen, mit der Begründung das sei doch nicht normal. Aber was ist schon normal? Mittlerweile hat sich das alles beruhigt. Trotzdem kann ich solche Reaktionen nicht nachvollziehen. Mit ist es persönlich wer mit wem wie lebt. Hauptsache derjenige ist glücklich denn nur das zählt. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

    1. Hallo Sabine,
      es freut mich sehr zu lesen, dass Ihre Geschichte so eine gute Wendung genommen hat, vor allem nach den anfänglichen Schwierigkeiten und Barrieren. „Was ist schon normal?“ Eine ausgezeichnete Frage, die ich mir auch oft stelle. Lieber etwas unkonventionell, aber glücklich, anstatt unglücklich in der Einheitsschiene festzustecken und sich nicht entfalten zu können.
      Auch Ihnen ein schönes Wochenende und für die Zukunft biete ich Ihnen gerne das „Du“ an 🙂

      Viele Grüße
      Michael

  2. Hallo Michael,
    ein sehr sachlicher und einfühlsamer Blog zu einem extrem emotionalisierten Thema! Danke! Du sprichst mir aus der Seele. Nochmals Danke und ein schönes Wochenende.
    Viele Grüße
    Rudolf

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