Ein paar Rückblicke auf meine eigene Geschichte, die dir hoffentlich Mut machen werden…

In all meinen Büchern und Blogartikeln geht es immer darum, was man tun kann und sollte, um glücklicher zu werden und sich weiterzuentwickeln. Mit der Zeit kommen immer mehr Leserinnen und Leser dazu und natürlich häufen sich dann einige Fragen an mich:

  • „Woher weißt du all diese Dinge?“
  • „Wie kommst du immer auf diese Themen?“
  • „Woher willst du wissen, dass deine Vorschläge funktionieren?“
  • „Wie bist du zu dem geworden, der du heute bist?“
  • „Hast du eigentlich selbst erlebt, worüber du schreibst?“

Das sind nur wenige der Fragen, die mir Woche für Woche begegnen und wenn ich in Ruhe darüber nachdenke, finde ich es nur fair, dass man mir diese Fragen stellt. Schließlich sind die Themen teilweise sehr ernst und es ist vermutlich beruhigender, wenn man sich von jemandem „beraten“ lässt, der bereits einige Erfahrungen gemacht hat.

Ganz allgemein gesagt denke ich, dass jeder Mensch Erfahrungen gemacht hat, die ihn geprägt haben und immer noch prägen. Das Leben geht an niemandem spurlos vorbei. Am Ende ist die Frage jedoch immer, was wir daraus machen. Ich sehe viele Menschen leiden. Natürlich. Als Coach und Autor über die Persönlichkeitsentwicklung suchen mich vorwiegend Menschen auf, die mit ihrer aktuellen Situation nicht gut zurechtkommen. Ich werde jeden Tag daran erinnert, wie schwer das Leben sein kann, ABER ich weiß auch, dass die schwerwiegendsten Erfahrungen zu guten Dingen führen können, wenn man bereit ist, das Beste aus ihnen zu machen.

Da ich sonst immer sehr allgemein schreibe, möchte ich heute ein gutes Vorbild sein und von mir erzählen. Einfach mal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern, in der Hoffnung, es möge die ein oder andere Person motivieren. Wer zu viele Details erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Meine Lebensgeschichte werde ich nicht ausrollen. ABER ich werde dir von 3 Erfahrungen erzählen, die mich damals sehr, sehr schwer getroffen haben und zu meinen heute größten Stärken führten. Ich hoffe, dass dich das ein wenig inspirieren und motivieren wird.

1. Mit wenig Geld aufwachsen

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich hatte eine gute Kindheit und darf mich glücklich schätzen, eine herzliche Familie zu haben. Wir waren stets gut versorgt, aber es war einfach nicht sehr viel Geld da. Kein ausschweifender Luxus. Meine Jugend hat das sehr geprägt. Ich besuchte ein Gymnasium, an dem man eigentlich nur die Kinder sehr reicher Familien vorfand. Während die anderen an den Wochenenden Parties in den riesigen Häusern ihrer Eltern feierten, saß ich im Supermarkt an der Kasse und verdiente mir für satte 5 Euro die Stunde mein eigenes Geld. Und wo kauften meine Mitschüler ihre Snacks und Getränke? Natürlich, an meiner Kasse, um mich auslachen zu können und mir von ihren tollen Plänen zu erzählen. Damals, als ich 16 Jahre alt war, hat mich das wirklich verletzt und ich fand es unfair, anderen immer beim Spaßhaben zusehen zu müssen, während ich für alles kämpfen musste.
Als ich 18 Jahre alt war, kaufte ich mir mein erstes Auto: Einen alten, klapprigen Renault Twingo in der Farbe Lila. Für ganze 1.000 Euro. Ich liebte dieses Auto und pflegte es wie einen besonderen Schatz. Meine Mitschüler dagegen bekamen von ihren Eltern teure Sportwagen geschenkt. Einer bekam sogar einen Bentley im Wert von einer Viertelmillion Euro. Kein Scherz. Und wie gingen die mit ihren Autos um? Achtlos. Bereits damals begriff ich, was der Unterschied zwischen uns war: Ich empfand echte Wertschätzung, sogar für meine alte Schrottmühle. Es war MEINE Schrottmühle. Ich hatte hart dafür gearbeitet und entsprechend wusste ich, welchen Preis man für diese Art der Freiheit zahlen musste. Von da an konnte ich nicht mehr wütend oder neidisch auf die anderen sein. Ich bemitleidete sie. Sie konnten keine echte Wertschätzung empfinden. Wie denn auch? Sie hatten noch nie etwas Eigenes geschaffen. Sie hatten noch den Anreiz bekommen, sich um etwas bemühen zu müssen. Ihnen fehlten wichtige Erfahrungen. Erfahrungen, die man im Leben dringend braucht, wie ich später lernen sollte.

Also hab kein Mitleid mit dem guten alten Michael 🙂 Ich bereue gar nichts aus dieser Zeit. Ich beschwere mich auch nicht darüber. Ich bin einfach dankbar. Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mir die Freiheit gegeben haben, mich weiterzuentwickeln. Ich bin mir selbst dankbar dafür, dass ich nicht aufgegeben habe. Nicht gejammert habe, sondern einfach weitergemacht. Heute profitiere ich sehr davon.

Ich bin dankbar für meine Situation. Was ich habe, habe ich mir hart erarbeitet. Warum? Weil ich es so gelernt habe. Ich bin auf meinen Erfolg und Wohlstand genauso stolz wie damals auf meinen Renault Twingo. Einen überschwänglichen Lebensstil brauche ich nicht. Ich habe gelernt, mit wenig auszukommen. Viel wichtiger noch: Ich habe gelernt, mit wenig glücklich zu sein. Der 16-jährige Michael, der traurig an der Kasse saß, träumte von einem Porsche. Der Michael von heute könnte sich locker einen leisten, aber braucht ihn nicht mehr. Die wirklich guten Dinge des Lebens haben kein Preisschild. Ich bin dankbar.

2. Arbeiten, während andere feiern

Wie ich vorhin erzählte, saß ich an der Kasse, während andere feierten und ihr Wochenende genossen. Man will meinen, das hätte sich spätestens dann geändert, als ich mich selbstständig machte. Pustekuchen!

Mein erstes Büro war in einem Gebäude, das 50 Meter von einer großen Diskothek entfernt stand. Es war ein winziges, quadratisch geschnittenes Büro. Vielleicht 10 oder 12 m² groß. Die Ausstattung war spartanisch: Ein Schreibtisch, zwei Stühle, ein Aktenregal und ein kleiner Büroschrank. Das war’s. Auf diesem Felsen sollte ich all das bauen, das heute besteht. Und dann war da natürlich noch mein Elefantenfuß, eine pflegeleichte Pflanze, die ich auch heute noch habe. Von meinem Fenster aus konnte ich über den Parkplatz bis hin zum Außenbereich des Clubs schauen. Wenn ich an den Wochenenden lange im Büro blieb, hörte ich die Musik von nebenan. Vor allem hörte ich die Menschen, die sangen, riefen und Spaß hatten. Das waren Gleichaltrige, die das Leben genossen. Und was machte ich? Ich hockte in meinem schäbigen Büro und werkelte an einer ungewissen Zukunft. An vielen dieser Abende fühlte ich mich einsam und traurig. Nach einiger Zeit jedoch begann ich, diese Abende zu lieben. Ich ging freiwillig freitags und samstags nachts arbeiten. Warum? Weil das der Beweis dafür war, dass ich mehr vom Leben wollte. Während andere ihr Geld ausgaben und versuchten, die harte Woche zu vergessen, drehte ich erst so richtig auf. Ich war zwar so gut wie pleite, ABER ich arbeitete für mich selbst. Ich verwirklichte meine eigenen Visionen. Ich baute meine eigene Stadt. Von Woche zu Woche erkannte ich mehr Erfolge. Mein Selbstvertrauen wuchs und meine Fähigkeiten als Geschäftsführer verbesserten sich. Ich entwickelte mich weiter. Der Rest ist Geschichte.

So traurig und einsam ich damals auch gewesen sein mag, heute bin ich dankbar. Ich schaffte es, den Schmerz in Energie und Motivation zu verwandeln und erkannte, was mir wirklich am Herzen liegt: Das Erschaffen. Bis heute zieht sich das durch mein Leben hindurch. Ich erschaffe nachhaltige Dinge, die auch am nächsten Tag noch Bestand haben werden. So wie meine Blogartikel, zum Beispiel. Oder meine Bücher.

Ich lernte (mal wieder) den Wert harter Arbeit kennen. Vor allem lernte ich zu unterscheiden, worin man seine Zeit, Kraft und Aufmerksamkeit investieren sollte. Wäre ich eine der Personen in der Diskothek gewesen, hätte ich all das nicht getan. Ich hätte mich nicht auf diese Weise weiterentwickelt. Vermutlich hätte ich heute kein Unternehmen, keinen Blog und auch kein einziges Buch geschrieben.

Manchmal vermisse ich das alte Büro. Für mich hatte es eine ganz besondere Atmosphäre, die ich nie vergessen werde. Mit jedem Erfolgserlebnis, das ich dort verbuchte, empfand ich eine Art grimmigen Stolz. Objektiv betrachtet war das vielleicht ein schäbiger Ort, aber an diesem schäbigen Ort hatte ich etwas aus eigener Kraft geschafft. Unter anderem habe ich dort ein Buch geschrieben, das sich bis heute mehr als 100.000 mal verkauft hat. Ich würde nicht ernsthaft dorthin zurückwollen. Aber manchmal, wenn ich heute von meinem Arbeitsplatz aus ins Grüne schaue, schließe ich die Augen und erinnere mich an diese besondere Atmosphäre. Dann denke ich daran, was für eine verrückte Reise es bis hierhin war und bin einfach dankbar.

3. Der Tod meines Sohnes

Es wäre falsch zu sagen, dass ich dankbar für diese Erfahrung bin. Wie könnte ich? Ich glaube, kein Mensch auf der Welt würde sich darüber freuen, sein Kind zu verlieren. Allerdings hat diese Erfahrung mich verändert. Kurzfristig hat sie mich zerstört. Langfristig hat sie einen (hoffentlich) guten Menschen aus mir gemacht.

Wie es zu diesem tragischen Verlust kam, möchte und werde ich nicht ausführen. Es ist hier ohnehin nicht wichtig für diesen Beitrag. Wichtig ist, was im Anschluss aus mir wurde. Ich war damals 21 Jahre alt und am Boden zerstört. Pleite, perspektivlos, einsam und schwerst depressiv. Wenn ich heute auf mein jüngeres Ich zurückblicke, kann ich gar nicht glauben, dass das wirklich ich war. Ich war ein Schatten meiner selbst und ließ mich gehen. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch starke Angststörungen entwickelt, die mich daran hinderten, das Haus zu verlassen. Ohne meine Eltern und ihre Obhut hätte ich diese Zeit wohl nicht überlebt.

Da ich ein realistischer und pragmatischer Mensch bin, war ich irgendwann gnadenlos ehrlich zu mir. Das war kein richtiges Leben, das ich da führte und davon hatte wirklich niemand etwas. Meine Familie litt darunter, mich so am Boden zu sehen und mir selbst tat ich damit ohnehin keinen Gefallen. Also traf ich eine Entscheidung: Entweder lebe ich gar nicht mehr oder „richtig“. Glücklicherweise entschied ich mich für die letztere Option. Aber wie lebt man „richtig“? Ich wollte mich von allen Zwängen befreien, von allen möglichen Sorgen und Problemen. Ich wollte die Schmerzen der Vergangenheit hinter mir lassen und keiner mehr von denen sein, die anderen beim Leben zuschauen. Falls mein Sohn mir zusehen konte, wo immer er auch war, so sollte er stolz auf mich sein können. In dieser Phase machte ich mir sehr viele, sehr tiefe Gedanken über das Leben und welchen Sinn es haben könnte. Ich tauchte tief in die Persönlichkeitsentwicklung ein und begriff, wie viel ein Mensch in seinem Inneren entdecken kann.

Ich stieß auf viele interessante Themen und Fragen. Fragen, auf die ich mir eine Antwort erarbeiten musste, wenn ich weitermachen wollte. Es gab kein Zurück. Ich hatte eine Entscheidung getroffen und suchte einen Weg zurück ins Leben. Ich kämpfte gegen meine Angststörungen. Ohne Therapeuten und ohne Medikamente. Ich setzte mich der Angst aus und sagte mir, dass meine Angst niemals stärker sein dürfte als mein Verstand. Ich hielt die Ängste aus, bis sie weggingen. Später sollte ich zu meiner großen Freude erfahren, dass auch Therapeuten mit dieser Methode arbeiten. Für mich hat es funktioniert.

All das hat so viel in mir ausgelöst, dass ich gar keine andere Wahl hatte als mich weiterzuentwickeln. Und das ging auch nicht spurlos an meinen Mitmenschen vorbei. Sie sahen, wie ich ins Leben zurückkehrte. Sie sagten mir, ich könne stolz darauf sein und dass das nicht selbstverständlich sei. Das fand ich traurig. Ich fand, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, nach schweren Rückschlägen und Erfahrungen das Leben wieder zu genießen. Wenn ich alter Kürbiskopf das konnte, dann konnte es genauso jeder andere Mensch. Aufgrund meiner vorherigen Erfahrungen im Leben hatte ich eine wichtige Lektion bereits gelernt: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Also, was tat ich? Ich nahm die Sache selbst in die Hand und der Rest ist Geschichte.

Hätte ich diese Entscheidung nicht getroffen, hätte ich niemals ein Buch geschrieben. Ich hätte nicht einen einzigen Blogartikel verfasst. Ich hätte nicht einem einzigen Menschen geholfen, sein Leben zu verbessern und sich persönlich weiterzuentwickeln.

Ist es falsch zu sagen, ich sei dankbar? Es ist schwierig, das zu beantworten, nicht wahr? Mein Kompromiss ist der folgende: Ich bin nicht froh darüber, was passiert ist. Ich bin jedoch stolz darauf, was ich daraus gemacht habe. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an meinen Sohn denke. Es vergeht aber auch kein Tag, an dem ich mein Leben nicht wertschätze.

Was ich dir damit sagen will

Warum ich dir das alles erzähle? Weil ich hoffe, dir damit Mut zu machen. Offen gestanden rede ich nicht allzu gern von mir. Erst recht nicht, wenn so viele Menschen mitlesen. Aber ein gutes Vorbild zeigt nicht nur mit dem Finger in die richtige Richtung. Ein gutes Vorbild geht voran und zeigt, wie es geht. Was ich weiß, das teile ich, so wie die Lektionen hinter meinen Erfahrungen.

Jeder erlebt hin und wieder eine schwierige Phase. Manche trifft es milde und manche wirklich schwer. Wir können uns nicht aussuchen, was geschieht. Wir können uns jedoch immer aussuchen, was wir daraus machen. Es liegt in unserer Hand, das Steuer festzuhalten und den Sturm zu durchqueren. Dahinter warten auch wieder bessere Tage.

Man sagt, dass die stärksten Bäume im Sturm wachsen. Das glaube ich auch. Welchen Grund hätte ein Baum, stark zu werden, wenn er nicht herausgefordert würde? Welchen Grund hätten wir, stark zu werden und das Leben wertzuschätzen, wenn es uns nicht auf die Probe stellen würde?

Ich bin ständig damit beschäftigt, meine größten Nachteile zu meinen Stärken umzuformen. Ich versuche, auch aus den schlimmsten Erfahrungen wertvolle Lehren zu ziehen und mein Leben zu verbessern. Bis hierhin bin ich recht erfolgreich damit und ich hoffe, dass du dir ein Beispiel daran nimmst. Das Leben geht immer weiter. Es hört nicht auf, schön zu sein. Manchmal hören wir einfach nur auf, an ein gutes Leben zu glauben. Aber, weißt du was? Eine gute Geschichte endet niemals mit einer miserablen Situation. Ein guter Protagonist wendet immer alles zum Guten. Am Ende wird alles gut. Und wenn das Leben noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende.

In diesem Sinne: Lass dich NIEMALS unterkriegen.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, © Stefan Spassov