5 wichtige Eigenschaften, die uns seit der Kindheit verboten werden

Einer muss es ja mal hinterfragen…

Als Kinder verfügen wir über angeborene und faszinierende Eigenschaften, die uns helfen, eine starke Persönlichkeit zu entwickeln und im Leben voranzukommen. Doch mit der Zeit, während des Heranwachsens und des Anpassens an gesellschaftliche Normen, verlieren wir diese Fähigkeiten. Wir lernen, uns anzupassen, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden.

In diesem Artikel werden wir uns 5 wichtige Eigenschaften ansehen, die in unserer Kindheit selbstverständlich waren, aber die wir ablegen mussten, um „erwachsen“ und „gesellschaftsfähig“ zu werden.

 

1. Eigenlob und Selbstbestätigung

Schon als Kinder wurden wir immer wieder darauf hingewiesen, dass „Eigenlob stinkt“. Das heißt nichts anderes, als dass wir uns selbst nicht loben sollten. Schließlich mag keiner Angeber, nicht wahr?
Doch hier stellen sich ein paar interessante Fragen:

  • Wenn wir uns selbst nicht schätzen, wer wird es dann tun?
  • Wenn wir uns selbst nicht schätzen, wie sollen es dann andere tun?
  • Wenn wir uns selbst nicht schätzen dürfen, wie sollen wir dann ein Selbstbewusstsein aufbauen, das unabhängig von der Bestätigung anderer ist?

Irgendwann im Erwachsenenalter erkennen viele von uns, wie wenig Selbstbestätigung sie sich geben. Anstatt stolz auf die eigenen Erfolge zu sein, neigen wir dazu, sie kleinzureden und uns selbst nicht die Anerkennung zu geben, die wir verdienen.
Wir warten darauf, dass unser Chef, unsere Freunde oder die Gesellschaft uns sagen, dass wir „gut genug“ sind. Doch was passiert, wenn diese Bestätigung ausbleibt? Dann verlieren wir unser Selbstwertgefühl. Einfach verrückt…

Aus diesem Grund kann ich nur immer und immer wieder predigen: Lasst uns keine Angst davor haben, uns selbst wertzuschätzen. Ich habe ein ganzes Buch zu diesem Thema geschrieben, und falls du es noch nicht gelesen hast, lege ich es dir wärmstens ans Herz.
(Hier kannst du dir das Buch ansehen.)

 

2. Nein sagen und Grenzen setzen

Von klein auf haben wir gelernt, immer vorbildlich höflich zu sein, nie „Nein“ zu sagen, unseren Eltern nicht zu widersprechen und immer zu versuchen, es anderen recht zu machen. „Sei nett“, „Hilf anderen“ und „Gib dein Bestes“  waren oft die Lehren, die wir mit auf den Weg bekamen. Und grundsätzlich sind all diese Lehren gut gemeint! Einige können sogar sinnvoll sein.
Doch diese Einstellung hat auch einen hohen Preis: Wir verlieren die Fähigkeit, uns selbst zu schützen und unsere eigenen Bedürfnisse zu wahren.

Wenn wir lernen, immer alles zu akzeptieren und nie „Nein“ zu sagen, verlieren wir nicht nur unsere eigene Stimme, sondern auch unser Selbstbewusstsein. Wenn es immer nur wichtig ist, was die anderen wollen, vergessen wir irgendwann, was wir selbst wollen. Unsere eigenen Wünsche zurückzustellen, wird zur Normalität. Wir verlernen, Grenzen zu setzen und merken deshalb lange nicht, wie andere unsere Grenzen ständig verletzen.

Es ist nicht nur in Ordnung, „Nein“ zu sagen. Es ist notwendig. Dafür müssen wir uns nicht erklären oder entschuldigen, denn es ist unser gutes Recht, Grenzen zu bestimmen und zu verteidigen. Dass diese eigentliche Selbstverständlichkeit für so viele erwachsene Menschen eine riesige Hürde darstellt, sollte uns allen zu denken geben.

(Übrigens kann ich auch an dieser Stelle wieder guten Gewissens Werbung für das eben genannte Buch „Du darfst auch mal an dich denken“ machen)

 

3. Neugier

Als Kinder sind wir unglaublich neugierig. Wir stellen tausend Fragen, wollen die Welt entdecken und haben keine Angst davor, unsere Unwissenheit zu zeigen. Doch irgendwann hören wir auf, Fragen zu stellen, weil uns beigebracht wird, dass es „unhöflich“ oder „unangemessen“ ist, ständig nachzufragen. Ebenfalls suggeriert man Kindern, dass sie mit ihren vielen Fragen nerven. Und so entwickeln sich neugierige Kinder zu Erwachsenen, die sich lieber zurückhalten, um nicht negativ aufzufallen.

Neugier ist eine der wichtigsten Eigenschaften überhaupt! Sie hilft uns dabei, im Leben zu wachsen und Neues zu lernen. Sie treibt uns dazu an, uns weiterzuentwickeln, kreativ zu sein und neue Möglichkeiten zu entdecken. Neugier ist der Treibstoff, mit dem wir unsere Horizonte erweitern!
Wenn wir aufhören, neugierig zu sein, beschränken wir uns auf das, was wir bereits wissen. Es ist ein Leben in Stillstand und Stagnation.

Erlaube dir, Fragen zu stellen. Erinnere dich an die Freude, die du als Kind hattest, wenn du etwas Neues entdeckt hast. Lies mehr, schau dir Dokumentationen an, probiere ein neues Hobby aus. Und vor allem: Sei bereit, Dinge zu hinterfragen. Akzeptiere nicht einfach, dass das Gras grün ist, sondern finde heraus, WARUM das so ist.
Durch Neugier wird das Leben zum Abenteuer. Zu einer Mission, auf der wir danach streben, so viel wie möglich über uns und das Leben zu lernen. Und glaub mir, dass diese Mission niemals aufhört, uns zu erfüllen und Spaß zu machen.

 

4. Hinterfragen

  • „Das haben wir immer so gemacht.“
  • „So funktioniert das eben.“
  • „So macht man das halt.“

Diese Sätze haben wir alle schon oft gehört. Warum? Weil Kinder – wie eben schon gesagt – neugierig sind. Und zur Neugierde gehört auch, einfach alles zu hinterfragen: Warum ist der Himmel blau? Warum dürfen Erwachsene mehr entscheiden als Kinder? Und warum gibt es Regeln, an die wir uns halten müssen, obwohl sie keinen Sinn zu ergeben scheinen?

Das Hinterfragen von Normen und Autoritäten ist eine der größten Fähigkeiten, die wir als Kinder besitzen, aber im Erwachsenenleben verlieren. Die Gesellschaft verlangt von uns, den Status quo zu akzeptieren, ihn nicht zu hinterfragen und uns anzupassen. Warum wohl? Weil eine Gesellschaft aus Freigeistern und eigenständigen Denkern sich nicht sonderlich gut lenken lässt. Das „System“ unseres Alltags würde nicht funktionieren.

Das Hinterfragen ist eine Grundvoraussetzung für Selbstbestimmung. Die meisten haben Angst davor. Einerseits, weil man heutzutage so ziemlich jeden, der auch nur im Geringsten hinterfragt, als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet, und andererseits, weil man durch das Hinterfragen ordentlich an seiner Realität rüttelt. Durch meine Arbeit als Coach und Berater habe ich sehr viele Leute kennengelernt, die lieber unglücklich bleiben und nichts hinterfragen, weil sie Angst vor möglichen Veränderungen haben.

Zu hinterfragen bedeutet nicht, gegen alles zu kämpfen, sondern viel eher, offen für neue Perspektiven zu sein. Wir sollten nicht alles akzeptieren und herunterschlucken, ohne vorher selbst darüber nachgedacht zu haben. Selbstbewusstsein heißt nicht nämlich auch, SELBST darüber BEWUSST zu sein, was man denken und glauben will.

 

5. Emotionen zeigen

Als Kinder haben wir unsere Emotionen oft ungefiltert gezeigt: Wir haben geweint, wenn wir traurig waren, gelacht, wenn wir glücklich waren, und unsere Wut rausgelassen, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlten. Doch irgendwann wurden uns diese natürlichen Ausdrucksweisen abtrainiert: „Sei nicht so empfindlich“, „Reiß dich zusammen“ und „Nicht weinen“ sind nur wenige der Botschaften, die wir aufgeschnappt haben.
Wir haben gelernt, dass Weinen ein Zeichen von Schwäche ist, dass Überschwang peinlich sein kann und dass wir uns verletzlich machen, wenn wir jemandem unsere Zuneigung offen zeigen. Und so haben wir gelernt, unsere Emotionen zu verbergen.

Im Erwachsenenleben werden wir oft dazu ermutigt, unsere Gefühle zu kontrollieren, sie zu unterdrücken oder „stark“ zu bleiben. Doch das führt nur dazu, dass wir unsere wahre Natur verleugnen. Wer authentisch sein will, wird oder früher oder später zu der Erkenntnis kommen, dass wir emotionale Wesen sind. Und das ist auch gut so.

Jemand sagte mir mal: „Alles, was du runterschluckst, muss irgendwann, irgendwie und irgendwo wieder raus. Also überleg dir gut, was du in dich hineinfrisst und wann, wie oder wo du es wieder rauslässt.“
Tatsächlich ist dies einer der besten Ratschläge, die ich je erhalten habe.

Wir sollten es uns erlauben, echte Emotionen zu fühlen und zum Ausdruck zu bringen. Ob es sich dabei um Wut, Freude, Liebe oder Angst handelt, ist in erster Linie nicht so wichtig. Wir sollten keine Angst davor haben, abgelehnt oder verurteilt zu werden, weil wir echt sind. Wir sollten Angst davor haben, was mit uns passiert, wenn wir vergessen, wie es ist echt zu sein.

 

Zurück zu uns selbst

Diese fünf Eigenschaften sind keine Raketenwissenschaft oder Dinge, die nur wenigen Menschen vorbehalten sind. Es sind ganz natürliche, gesunde und angeborene Eigenschaften.

Mir ist völlig bewusst, dass das bloße Lesen dieses Beitrags nicht zu einem sofortigen Umdenken und Verhaltensänderungen führt, aber das ist auch gar nicht das Ziel. Manchmal reicht es aus, ein wenig zu hinterfragen, ein paar neue Perspektiven zuzulassen und neue Erkenntnisse reifen zu lassen. Und wer weiß… Vielleicht findet ja der ein oder andere da draußen ein wenig zu sich selbst zurück…

Ich drücke die Daumen und wünsche euch allen viel Freude beim Nachgrübeln 🙂

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Jordan Andrews

25 Kommentare, sei der nächste!

  1. Ein sehr schöner Artikel 😊
    So viele Probleme liegen in unserer Kindheit und man sollte diese wirklich überdenken und hinterfragen
    Vielen Dank für deine tollen Worte ❤️

  2. Vielen Dank lieber Michael,
    wieder einmal ein sehr interessanter Artikel.
    Ich bin heute noch sehr dankbar dass ich 2017 die Persönlichkeits Entwicklung für mich entdeckt habe und das auch nach und nach lerne, dass es im Leben um mich geht und nicht um andere.
    Danke für deine Bücher, deinen Blog ❤️
    Liebe Grüße Bärbel

  3. Danke für deinen Artikel. Er trifft es wiedermal auf den Punkt und es wäre sooo wichtig das Alle ihn lesen würden.
    Vielen herzlichen Dank lieber Michael ❤️🍀

  4. Mit diesem Artikel hast Du voll ins Schwarze getroffen.
    Habe mich in Allem wiedergefunden.
    Danke dafür 🙏🏼. Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende .
    LG Loni

  5. Super Artikel, Michael! So habe ich noch nie darüber nachgedacht aber es macht total Sinn. Danke für die neue Perspektive 🙂

    Ich wünsche dir ein schönes und erholsames Wochenende.
    Liebe Grüße Anja

  6. Hallo Michael, ich finde es faszinierend wie du das Leben in einfachen Worten sinnbildlich verdeutlichen kannst. Es erscheint in deinen Erklärungen so einfachen und verständlich wie das Leben funktioniert. Ich bin froh deine Bücher und Artikel lesen zu dürfen. Lieben Dank dafür. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
    Liebe Grüße Verena

      1. Lieber Michael,

        ich bin Dir unendlich dankbar für alle Worte, Gedanken und Erfahrungen, die Du mit Deinen Lesern und Leserinnen, einschliesslich mir teilst. Sie erweitern nicht nur meinen Blickwinkel sondern Sie erreichen jeden Winkel in mir, den ich persönlich neu entdecke und dadurch viel mehr „Ich“ werde, als je zuvor. Deine Sichtweise der Dinge, erweitert meine Sichtweise der Dinge, weil Du sie weiter verschenkst und iich „Neues“ und „Altes“ lerne und sagenhaft davon profitiere. Durch Deine Persönlichkeit, Dein Selbstbewusstsein und Deine Stärke, habe ich die Möglichkeit und Chance bekommen, meine Persönlichkeit, mein Selbstbewusstsein und meine Stärke weiter zu entwickeln und zu festigen. Mit jedem neuen Blog und jedem durchdachten „Wortschatz“ von Dir, gehe ich vorwärts und nicht mehr rückwärts. Von ganzem Herzen Danke ich Dir lieber Michael. Ein wunderbares Wochenende wünscht Dir, Deine treue Leserin Astrid

  7. Hallo lieber Michael,

    ich finde Deinen Beitrag wie immer, sehr passend zu dieser heutigen Welt, wo jeder nur noch versucht, es dem anderen Recht zu machen. Ich bin der Meinung, man sollte immer ein bisschen Kind bleiben und auch das Erwachsenen Leben nicht immer so ernst nehmen. Ich bin jetzt 54 Jahre alt und kann immer noch über Dinge lachen oder auch mal bei einem traurigen Film ein paar Tränen fließen lassen, weil das ganz normal sein sollte. Auch egal ob Mann oder Frau, das hat meines Erachtens nichts mit Schwäche zu tun, eher mit Stärke und das man sich das nicht abgewöhnen sollte, so zu sein, wie man ist.

    Wünsche Dir ein schönes Wochenende und bleibe auch Du so wie Du bist 👌

  8. Wow. Michael. Du triffst mit deinem Artikel mitten ins Herz und den richtigen Zeitpunkt darüber zu schreiben. Von Herzen danke danke danke für das immer wieder Augen öffnen durch deine Artikel. Licht & Liebe geht raus an dich. Liebe Grüße & alles Gute Patricia

  9. Der Artikel bringt es auf den Punkt. Ich habe viele Bücher von dir gelesen und sie bringen mich immer weiter und helfen beim Hinterfragen und Verstehen. Danke dafür.
    Lieber Gruß
    Gaby

  10. Eine Anmerkung zu 5.
    Tatsächlich ist es ein Missverständnis, das alles so wieder heraus muss, das wir in uns hineinfressen.
    Es gibt viele Gelegenheiten, wo es angemessen ist, die Seitenstiche Emotion in einer angemessenen, das bedeutet meistens stark abgeschwächten, Weise zu äußern. Sogar Situationen, die erfordern, eine Emotion komplett zu schlucken.
    Dann kommt es darauf an, das zu machen, was mit den Lebensmitteln die wir schlucken, automatisch geschieht: verdauen.
    Eine geschluckte Emotion ist nicht weg und hat psychische Wirkung, ganz klar, doch als erwachsener Mensch darf man nicht mit den Hineinfressen enden, es gilt nun „zu verdauen“, die Energie der Emotion zu nutzen, um sie transformiert für die Entwicklung des Selbstbewusstseins zu verwenden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert