Offene Worte an all meine Leserinnen und Leser.

Man hat mir schon oft gesagt, ich sei meinen Leserinnen und Lesern keine Rechenschaft schuldig. Das stimmt. Ich habe nicht das Gefühl oder die Pflicht, mich rechtfertigen oder erklären zu müssen.
Allerdings empfinde ich Respekt, Wertschätzung und Freundschaft für all die Menschen, die mir folgen, regelmäßig meine Blogbeiträge lesen und sich darüber freuen, wenn ich ein neues Buch veröffentliche.

Jedes Mal, wenn ihr einen meiner Beiträge lest, schenkt ihr mir ein wenig Zeit, Aufmerksamkeit und Vertrauen. Dafür bedanke ich mich aufrichtig.
In einer Zeit, in der Leser, „Follower“ und Fans für viele nur ein paar Zahlen auf einem Bildschirm sind, möchte ich echte Wertschätzung und Dankbarkeit empfinden. Ich möchte ganz bewusst wahrnehmen, dass am anderen Ende des Bildschirms echte Menschen sind. Diesen echten Menschen bin ich vielleicht keine Rechenschaft schuldig, aber sie sind ein Teil dessen, was ich hier aufgebaut habe, und somit verdienen sie Transparenz und Ehrlichkeit.

Oder in kürzeren Worten: Ich möchte einfach mal mit euch reden.

Allerdings möchte ich nicht einfach erzählen, was bei mir los ist. Ich möchte euch an meinen Gedanken teilhaben lassen und hoffe, dass sie ein paar interessante Anregungen zu Authentizität, Integrität und Moral enthalten.

 

Warum gibt es noch keine neuen Bücher?

Die meisten von euch fragen sich bestimmt, warum ich im Jahr 2024 kein Buch veröffentlicht habe, obwohl ich angekündigt hatte, es zu tun. Mehr noch: Ich habe Veröffentlichungstermine angekündigt und diese verschoben. Und während wir hier sitzen, warten wir auf die Veröffentlichung von „29 psychologische Skills, die jeder kennen sollte“.

Hier kommt die ungefilterte Wahrheit, weil ich euch sehr schätze: Ich habe inzwischen alle Probleme bezüglich Produktion und Logistik gelöst. Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich drei fertige Manuskripte in der Schublade. Das heißt, dass ich drei Bücher auf einmal veröffentlichen könnte.
Warum habe ich es also noch nicht getan? Warum der Rückzieher?

Um das zu erläutern, muss ich ein wenig ausholen. Es gibt viele Menschen, die meine Beweggründe nicht nachvollziehen können. Sie würden sie als „Luxusprobleme“ bezeichnen. Das finde ich vollkommen in Ordnung.
Es gibt mindestens genauso viele Menschen, die sie sehr gut nachvollziehen können und meine Entscheidungen befürworten. Wie du zu meinen Gedanken stehst, ist ganz dir überlassen.
Ich werde versuchen, sie transparent und klar verständlich darzustellen.

 

Mehr als nur ein Geschäft

Es gab eine Zeit, in der das Schreiben mir mehr bedeutet hat, als ich in Worte fassen kann. Ich bin vom Esstisch aufgesprungen und habe etwas zum Schreiben gesucht, um spontane Ideen für ein neues Kapitel festzuhalten. Ich bin nachts aus dem Bett aufgestanden, um mich an den Computer zu setzen und auszuformulieren, wovon ich geträumt hatte. Einmal bin ich sogar komplett nass aus der Dusche gerannt, weil mich der Geistesblitz ereilt hatte. Kein Scherz!
Als ich das Buch „Seelenbalsam“ schrieb, hatte ich eine Schreibphase, die fast zwei ganze Tage andauerte. Ich bin abends schlicht und einfach nicht ins Bett gegangen, habe die Nacht durchgemacht, morgens gefrühstückt, mich wieder an den Schreibtisch gesetzt und bis in die nächste Nacht hinein geschrieben.
Die besten Kapitel meiner Veröffentlichungen schrieb ich mitten in der Nacht, weil ich mich einfach besser konzentrieren kann, wenn alles schläft. Locker die Hälfte von „Drauf geschissen!“ enstand in Nächten, in denen ich im Bademantel in meinem Lesesessel saß, mit dem Laptop auf meinem Schoß.

All das macht man nur, wenn man von Herzen liebt, was man tut. Dann ist Arbeit keine „Arbeit“ mehr. Man zählt keine Stunden, man fürchtet keinen Aufwand, man fragt sich nicht, ob sich das alles auch lohnen wird. Man macht es, weil es sich richtig anfühlt.

Hinter all diesen skurrilen Aktionen, die ich euch soeben geschildert habe, steckten stets liebevolle Gedanken. In meinem Kopf fielen Aussagen, wie:

  • „Wow, das muss ich unbedingt festhalten! Dieser Gedanke könnte jemandem wirklich weiterhelfen.“
  • „Je schneller ich mit dem Manuskript fertig bin, desto eher kann dieses Buch da draußen jemandem helfen.“
  • „Dieser kleine Scherz ist super. Hoffentlich wird er viele Menschen zum Lächeln bringen.“

Das Motiv hinter meinen geschriebenen Worten war stets der aufrichtige Wunsch, zu helfen. Zu inspirieren. Zu motivieren. Ein klitzekleines Licht in dunklen Zeiten zu sein.
Ich habe immer mit Liebe und Hingabe geschrieben, immer vollen Einsatz gezeigt.
Noch bevor irgendjemand ein Buch von mir in den Händen hatte, habe ich bereits alles gegeben. Noch bevor ich überhaupt wusste, dass ich mit dem Schreiben auch nur einen Cent verdienen könnte, gab ich mir so viel Mühe damit, als wäre es der wichtigste Job der Welt.

Und ganz offen gesagt glaube ich, dass das auch der Grund ist, warum ich letztendlich sehr viel Erfolg als Autor haben durfte.

Ich bin nicht bekannt für die längsten Bücher, literarische Tiefgänge oder bombastische Marketing-Kampagnen. Meine Bücher überzeugen, weil jeder spürt, wie viel Herz in ihnen steckt.
Hinter diesen Büchern steht kein Moralapostel mit erhobenem Zeigefinger, der weise Pseudo-Lektionen durch den Äther jagt.
Nein. Hinter diesen Büchern steht ein ganz normaler Mensch. Ein Mensch, der durch die Hölle gegangen ist und einen Weg fand, wieder glücklich zu sein. Ein Mensch, der sich nichts sehnlicher wünscht als denen zu helfen, die auch gelitten haben oder unter Herausforderungen leiden, zu denen sie einfach keine Lösung finden. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin mir sicher, dass es auch genau das ist, was viele von euch an mir schätzen, und dafür bedanke ich mich sehr.

Damit will ich euch sagen: Meine Art Bücher zu schreiben, basiert auf Liebe, Hingabe und dem ehrlichen Wunsch, anderen zu helfen. Es ist mir wichtig, dies zu bewahren und zu beschützen. Denn ich spüre seit einiger Zeit, dass ich nicht mehr dieselbe Liebe, Hingabe und intrinsische Motivation in das Schreiben investiere.

 

Das Schreiben als Geschäft

In den letzten 10 Jahren durfte ich einige fantastische Erfolge als Autor erleben. Ich habe mehrere Bestsellerlisten erobert, Auszeichnungen gewonnen und meine Bücher wurden in andere Sprachen übersetzt. Ich habe inzwischen weit mehr als eine Million Bücher verkauft, was für mich manchmal immer noch schwer zu glauben ist.
Dies hier ist mein 480. Blogartikel auf dein-fussabdruck.de! Lass dir das mal auf der Zunge zergehen: 480 Blogartikel. Im Durchschnitt hat jeder von ihnen deutlich mehr als 1.000 Wörter. Von der reinen Menge her entspricht das mehr als einem Dutzend Bücher!

Für all das bin ich sehr dankbar. Als ich mein erstes Buch schrieb, habe ich nicht einmal darüber nachgedacht, dass ich es als Autor so weit bringen könnte. Ganz ehrlich: Wenn überhaupt, dann hatte ich banale Ziele. Ich weiß noch, wie unvorstellbar ich den Gedanken fand, 100 Bücher zu verkaufen. In meinen Gedanken stellte ich mir einen Stapel mit 100 Büchern vor und fragte mich, ob ich so viele Leserinnen und Leser jemals erreichen würde. Heute verkaufen sich 100 meiner Bücher innerhalb eines Tages. Es ist schwer, sich nicht daran zu gewöhnen, denn wir alle wissen, dass man sich früher oder später an alles gewöhnt. Jedes Privileg wird irgendwann zur Selbstverständlichkeit, wenn man sich nicht darum bemüht, die Wertschätzung zu wahren.

Im Laufe der vergangenen Jahre wurde es zunehmend schwieriger, die Magie des Autorendaseins aufrechtzuerhalten. Als Coach und Berater bin ich glücklicherweise sehr gefragt. Ich genieße diese Tätigkeit, genauso wie meine anderen unternehmerischen Abenteuer. Aber es führt auch dazu, dass mein Umfeld eine 60-stündige Arbeitswoche scherzhaft als „Urlaub“ betitelt.
Um es ganz einfach und ehrlich zu sagen, ist es einfach schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Ab einem gewissen Punkt wird die Leidenschaft zur Pflicht.

Früher freute ich mich aufrichtig über jede Lesermail und nahm mir reichlich Zeit dafür. Heute denke ich: „Oh verdammt, ich bin mit 50 Mails im Rückstand und sollte die Leute nicht warten lassen. Schließlich haben sie sich ja auch Zeit für mich genommen.“
Früher liebte ich es, mir Zeit für einen Blogartikel zu nehmen. Im letzten Jahr erwischte ich mich oft dabei, wie ich frustriert dachte: „Wann soll ich den denn noch schreiben?“

Eine Buchveröffentlichung war früher etwas ganz Besonderes für mich. In den Nächten vor den Veröffentlichungen konnte ich vor Aufregung nicht schlafen. Gespannt wartete ich auf die Rückmeldungen meiner Leserschaft. Über jede einzelne freute ich mich wie ein kleiner Junge.

Im letzten Jahr sprach ich oft davon, die Buchveröffentlichung „endlich über die Bühne zu bekommen“, und irgendwann, das war erst vor wenigen Monaten, läutete eine laute Alarmsirene in meinem Hinterkopf. Mein Unterbewusstsein, der kleine Michael in meinem Hinterkopf, erinnerte mich daran, dass meine Bücher kein Business sind. Sie sind ein Ausdruck meiner Art zu denken, zu fühlen und die Welt so zu betrachten, wie sie durch meine Augen nun mal aussieht.
Aber sie sind kein Geschäft. Sie sind keine Projekte. Keine Zahlen, Daten und Fakten. Keine kostenoptimierten Produkte, die ihr Investment innerhalb einer bestimmten Zeitspanne wieder einspielen müssen.

Versteht mich bitte nicht falsch: Als Unternehmer bin ich Geschäftsmann durch und durch. Aber bei meinen Büchern habe ich schon immer eine Grenze gezogen. Meine Bücher sind meine intellektuellen Babys.
Das ist übrigens auch der Grund dafür, warum ich die Anfragen vieler großer Verlagshäuser abgelehnt und zahlreiche Auftritte in den Medien nie wahrgenommen habe. Weil meine Bücher kein Geschäft sind. Und ich möchte nicht anfangen, sie als solche zu behandeln.

Als ich im vergangenen Herbst die Freigabe für den Druck von „29 psychologische Skills, die jeder kennen sollte“ bekam, las ich noch einmal das Manuskript und kam zu dem Schluss: Das bin nicht ich. Das Buch ist zu lang. Zu professionell. Zu fachlich. Da ist zu wenig Mensch drin. Da ist zu wenig Michael drin.
Es war ein gutes Buch, ohne jeden Zweifel. Die Lektorin war begeistert, ebenso wie die Testleser. Aber ich war es nicht.

 

Mehr Herz und Seele

Vorhin sagte ich, dass meine Bücher auf Liebe, Hingabe und dem aufrichtigen Wunsch basieren, anderen zu helfen. Also nehme ich mir Zeit, um meine Manuskripte entsprechend zu überarbeiten. Ich streiche vieles, überarbeite einige Passagen und schreibe ganze Kapitel neu. Aber vor allem merke ich, dass ich beim Schreiben wieder öfter lächle. Sei es wegen der manchmal dämlichen und absolut nicht komischen Witze, die ich einbaue, oder auch einfach nur, weil ich mich darauf freue, jemandem mit einem gut geschriebenen Absatz den Tag zu verschönern.

In anderen Worten: Ich fülle meine Manuskripte wieder mit Herz und Seele. Es ist ein schöner Prozess. Er tut gut. Aber er braucht auch Zeit.

 

Alles halb so wild…

Wisst ihr… all diese Gedanken, die ich habe, sind eigentlich ziemlich irrelevant. Ich könnte zehn Bücher veröffentlichen, mit denen ich mich nicht wohl fühle. Es würden sich trotzdem genügend Käufer dafür finden. Man könnte die Bücher attraktiv gestalten, mit interessanten Titeln versehen und sie schick vermarkten. Da draußen gibt es zig Millionen Menschen, die noch nie von mir gehört haben. Sie würden nicht merken, dass „weniger Herzblut“ in diesen Veröffentlichungen steckt.
Aber darum geht es eben nicht. Es geht nicht um Erfolg. Es geht nicht um Geld. Es geht nicht um Verkaufszahlen. Es geht nicht darum, anderen zu gefallen, und es geht ganz bestimmt nicht darum, berühmt zu sein.

Es geht um Authentizität. Um Integrität. Um das Gefühl, das ich habe, wenn ich in den Spiegel blicke. Und es geht um euch. Es geht um dich, ja genau, um dich! Denn ich weiß, dass du meine Werte teilst. Warum sonst wärst du gerade hier? Warum sonst würdest du die ellenlangen Ausführungen eines Menschen lesen, den du noch nie persönlich getroffen hast? Du tust es, weil du mich verstehen kannst.
Menschen, die unsere Werte nicht teilen, werden nie verstehen, warum wir es uns „schwer“ machen. Warum wir unsere Handlungen und Entscheidungen so stark reflektieren. Warum wir zögern und zweifeln, obwohl alle Zeichen auf Erfolg stehen.
Ich betrachte es als großen Luxus, dass der Drang, es mir selbst recht zu machen, höher ist als der Drang, es anderen recht zu machen. Und ich glaube, dass du hier bist, weil du auch so denkst.

Und falls dies wirklich der Fall ist, dann hoffe ich, dass du verstehst, warum ich ein wenig Zeit brauche. Ich möchte nicht „zurück“ an einen früheren Punkt, an dem es mir leichter fiel. Ich möchte ein neues Gefühl entwickeln. Genauer gesagt möchte ich einem Gefühl folgen, das ich seit einiger Zeit (wieder) habe.

 

Wie es jetzt und im Jahr 2025 weitergeht

Ich bin müde davon, Ankündigungen zu machen, die ich nicht einhalten kann, also werde ich es nicht tun. Aber so viel kann ich sagen: Ich nehme mir wieder sehr viel mehr Zeit zum Schreiben. Aktuell überarbeite ich fertige Manuskripte, arbeite an neuen Ideen und habe aufrichtigen Spaß daran, Ideen und Konzepte auszuformulieren. Genau so soll es sein. Es muss von Herzen kommen und nicht aus Druck und Verpflichtung heraus entstehen.

Es könnte ein gutes Zeichen sein, dass ich diese Zeilen hier mitten in der Nacht schreibe, während alles schläft 🙂
Ich mache es gerne, und das ist gut so.

Das Jahr 2025 ist noch jung. Vor meinen Augen wirkt es wie eine weiße Leinwand, die noch darauf wartet, dass jemand seine Gelegenheit nutzt, sich darauf zu verewigen. Wer weiß… Gebt mir ein wenig Zeit.

 

Das Wichtigste zum Schluss

Mir ist bewusst, dass dieser Artikel sehr persönlich ist und sich hauptsächlich um mich und meine Arbeit dreht. Ich bin niemandem böse, dem das nicht gefällt. Ganz allgemein gilt: Wem es nicht gefällt, dass ich gerade nicht so produktiv bin wie sonst, ist nicht gezwungen, mir zu folgen. Das meine ich von Herzen nicht böse. Ich möchte einfach nur ehrlich sein.

Ich verstehe sehr gut, dass manche es „schwach“ von mir finden könnten, so offen mit meinen Gedanken umzugehen, anstatt einfach ein paar erfolgreiche Bücher abzuliefern und zu beweisen, dass ich es immer noch draufhabe. Aber darum geht es nicht.
Dieser Artikel ist ein Stück Transparenz für alle, die mich auf diesem Weg begleiten und meinen Erfolg somit ermöglicht haben. Ich teile meine großen Erfolge, also teile ich auch meine Misserfolge. Ich teile meine Philosophie und meine Sicht aufs Leben, also teile ich auch die Entwicklung meiner Persönlichkeit. Das ist gelebte Authentizität, nicht mehr und nicht weniger.

Völlig unabhängig davon wünsche ich euch allen ein wirklich gutes Jahr 2025. Die Welt ist im Umbruch und es stehen nicht wenige Krisen vor der Tür. Aber lasst uns bitte nicht vergessen, dass Herausforderungen die besten Möglichkeiten sind, um mit wahrer Stärke zu glänzen und über sich hinauszuwachsen.
Was immer 2025 zu bieten hat, es möge uns besser, weiser und stärker machen.

Danke für alles. Das meine ich aufrichtiger, als Buchstaben auf einem Bildschirm es übertragen können. Danke.

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

Titelbild: Unsplash.com, Aaron Burden