Der am häufigsten vernachlässigte Aspekt jedes Erfolgs

Wusstest du das schon?

Ganz am Anfang meiner Karriere war ich geradezu besessen von allen möglichen Büchern und Veröffentlichungen rund um das Thema Erfolg. Ich habe die Biografien erfolgreicher Persönlichkeiten förmlich aufgesaugt und mir so viele öffentliche Auftritte von Berühmtheiten angesehen wie nur möglich. Ich wollte von ihnen so viel wie nur möglich lernen.

Es gibt viele positive Eigenschaften, die diese Personen gemeinsam haben, aber natürlich auch ein paar negative. Nachdem ich selbst nun seit acht Jahren im Geschäft bin und die ein oder andere Erfahrung gemacht habe, denke ich manchmal darüber nach, welche Lektionen besonders hilfreich waren und welche nicht.

Auf einen der schlechteren Ratschläge – oder besser gesagt: Auf einen wirklich miesen – möchte ich heute näher eingehen.

Völlig vernachlässigt

Wenn es um Erfolg geht, sprechen wir sehr häufig darüber, was wir noch alles tun können. Zu selten sprechen wir jedoch darüber, was wir lassen können.

Du findest so viele „Experten“, die dir sagen, du solltest weniger schlafen, um mehr Zeit für die „wirklich wichtigen Dinge“ zu gewinnen. Mit anderen Worten: Arbeite härter und ruhe dich wenig aus.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass das durchaus sinnvoll sein kann. Wer mit Prokrastination (der guten alten Aufschieberitis) oder Faulheit zu kämpfen hat, kann in der Tat eine ganze Menge leisten, indem er weniger auf der Couch liegt und sich mehr engagiert.

Grundsätzlich ist der Tipp, weniger zu schlafen, jedoch unsinnig. Müsste ich ihn eins zu eins mit etwas anderem vergleichen, könnte man auch sagen: „Wenn du willst, dass dein Auto längere Strecken schafft, tanke weniger.“

Arnold Schwarzenegger pflegt zu sagen, man solle „schneller schlafen“. Das soll lustig sein. Mit anderen Worten: Schaffe in sechs Stunden so viel Schlaf und Erholung wie andere in acht Stunden. Das ist völlig unmöglich. Und das sage ich als jemand, der sonst behauptet, alles sei möglich 🙂

Aber auch andere Erfolgscoaches, Motivationsredner und berühmte Unternehmer reden uns ins Gewissen, wir sollen später ins Bett gehen, früher aufstehen und die Zeit dazwischen für mehr Arbeit nutzen. Dadurch kann man sicherlich vieles erreichen. Nur eben nicht Gesundheit. Selbstverständlich erhöht mehr Arbeit statistisch gesehen die Chancen auf Erfolg. Sie erhöht aber auch die Chancen auf Burnout, Depressionen, schwerwiegende Erschöpfung und zahlreiche körperliche Erkrankungen.

Am Ende muss jeder für sich entscheiden, was ihm wichtig ist. Und natürlich muss auch jeder die passende Balance für sich finden.

Balance

„Balance“ – was für ein schönes Stichwort. Man könnte mir durchaus Heuchelei unterstellen. Schließlich gehöre ich zu denen, die jahrelang massiv an Schlaf und Erholung gespart haben. Um ganz offen zu sein, habe ich auch oft damit geprahlt, dass ich wenig schlief und viel arbeitete. Ich dachte, es sei besonders stark und klug. Heute weiß ich, dass es zwar ziemlich willensstark war, mich aber auch viel gekostet hat.

Und da sind wir wieder bei der Balance. Ich möchte nicht behaupten, Ehrgeiz sei falsch. Ich möchte nicht behaupten, es sei falsch, sich Mühe zu geben und sich ins Zeug zu legen. Fleiß ist gut! Sehr gut sogar.
Auf der anderen Seite möchte ich aber auch nicht so tun, als wäre es falsch, sich auszuruhen oder auch mal schwächere Phasen zu haben.

In unserer heutigen Leistungsgesellschaft ist es beinahe schon schändlich, sich Ruhepausen zu gönnen. Bis acht Uhr am Morgen zu schlafen, gilt bereits als faul. In Unternehmerkreisen ist man nur so gut wie sein Arbeitspensum und ich kann dir versichern, dass dies selten ein gutes Ende nimmt.

In meinem Studio habe ich ca. einmal pro Woche jemanden sitzen, der es zu lange zu wichtig fand, ein hohes Arbeitspensum zu haben, viel Geld zu verdienen und den Erfolg zu jagen. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie brauchen Ruhe und viel Schlaf, um wieder zu heilen…

Gönn dir ein wenig Ruhe

Ich glaube fest daran, dass von nichts nun mal nichts kommt. Alles, was ich mir aufgebaut habe, entstand nur durch Schweiß, (metaphorisches) Blut, Ausdauer und Kreativität. Dennoch möchte ich es mir nicht nehmen lassen, mir die Ruhepausen zu gönnen, die ich brauche. So wie unsere Muskeln nur wachsen, wenn wir ihnen nach jedem Training Zeit zur Regeneration lassen.

Ein simples Beispiel: Dieser Beitrag erscheint nicht wie sonst an einem Freitag, sondern an einem Samstag. Warum? Weil die Woche unglaublich ereignisreich war und ich mir nicht die Zeit genommen habe, meinen wöchentlichen Beitrag rechtzeitig fertigzustellen. Ich liebe das Schreiben, keine Frage. Aber es darf mich nicht (mehr) meine Gesundheit kosten. Also habe ich mich gestern zeitig ins Bett gelegt und wunderbar geschlafen. Jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, ist Samstagmorgen. Ich fühle mich ausgeruht und liege auf der Couch, mit ausgestreckten Beinen und dem Laptop auf meinem Schoß. Um authentisch über die Macht des Ausruhens schreiben zu können, muss ich nun mal ausgeruht sein 😉

Wenn dir also das nächste Mal ein Motivationsredner ein schlechtes Gewissen verursacht, weil du hin und wieder den Weg ins Bett findest oder das Bedürfnis hast, dich kurz auszuruhen, dann denke bitte daran, dass nicht einmal die stärkste Maschine der Welt ohne Unterbrechung und Kraftstoffe laufen kann.

Hinter jedem großen Erfolg steckt eine spannende Geschichte. Ich glaube, diese Geschichten müssen immer ein wenig aufgebauscht werden, damit sie noch spektakulärer klingen. Es wirkt doch deutlich dramatischer, wenn jemand erzählt, er habe Tag und Nacht Vollgas gegeben, anstatt einfach zuzugeben, dass auch er seine schwachen Tage hatte. Nimm es also bitte nicht zu ernst, wenn dir suggeriert wird, Erfolg sei nur möglich, wenn du dich völlig aufgibst.

Wer Großartiges leisten will, muss erst einmal die Akkus aufladen. In diesem Sinne: Genieß den Tag und lade die Akkus auf. Danach kannst du wieder voll durchstarten. Dabei wünsche ich dir viel Erfolg.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

 

Titelbild: Unsplash.com, Clement Falize

20 Kommentare, sei der nächste!

  1. Guten Morgen Michael,

    danke für den wieder sehr schönen Blockartikel. Ich sehe es genauso wie Du, wer schwer arbeitet, darf sich auch hin und wieder mal eine Pause gönnen. Da ich selber im Jahr 2017 eine Anpassungsstörung durch zu viel Stress und familiären Problemen hatte, weiß ich, daß es gut tut, auch mal zurückzuschalten. Bei der anschließenden Reha, habe ich den passenden Werkzeugkasten mit genommen und arbeite jeden Tag damit. Bis heute kann ich nur jedem empfehlen, sich ab und zu mal eine Pause vom normalen Leben zu nehmen und vor allen Dingen nicht darüber nachzudenken, was andere machen. In diesem Sinne Dir ein schönes und ☀️ Wochenende.

    Liebe Grüße Eric

    1. Vielen Dank für deinen Zuspruch, lieber Eric. Und vielen Dank auch für den Einblick in deine Geschichte. Ich finde es schön, dass du so positiv über die Reha sprichst und das Gelernte immer noch jeden Tag anwendest. Dabei wünsche ich dir auch weiterhin viel Erfolg!

      Liebe Grüße
      Michael

  2. Das ist doch kein Ding, wenn der Artikel einen Tag später erscheint. Auf etwas qualitativ hochwertiges wartet man doch gerne etwas länger.

    Ich misstraue Leute, die stets angespannt sind und etwas erzwingen wollen. Zu mir hat mal jemand gesagt, dass ich an sich alles richtig mache (bei einem Kurs zu einer bestimmten Sportart), aber es darf ruhig etwas „lässiger“ rüberkommen.

    Ach ja, ich schlafe faktisch jeden Tag bis fast 8 Uhr (dank Homeoffice) und das tut mir gut.

    Wer macht noch mit im Club der „After Eight“ Aufsteher ヅ

  3. Lieber Michael,

    ich danke Dir ganz herzlich für Deinen heutigen Artikel. Sich Ruhe zu gönnen, ist wirklich ein wichtiger Umstand. Ich finde es auch nicht immer leicht, den Wunsch nach Ruhe umzusetzen, aber heute nachmittag werde ich mir mal wieder etwas Pause zum Lesen und Dösen schenken.

    Ich wünsche Dir ein wunderschönes Frühlingswochende

    Liebe Grüße von Konrad

  4. Der Titel machte mich schon gespannt was du über dieses Thema zu schreiben hast. Wahrlich und wie gewohnt einmal wieder ein meisterlicher Artikel mit sehr guten Auslegungen. Mal am Rande gesagt: genau deshalb kann ich auch gerne deine Bücker empfehlen.

    Die „Szene“ wie ganz doll Erfolg hat und natürlich ganz doll Geld ist noch nicht so alt und wie in fast allen Szenen kamen plötzlich Leute die ganz doll Experten seien. Ebenso die Szene „Survival“. Schnell bemerkt man aber das viele dieser „Experten“ schlicht Erfolg hatten nebst viel Geld wobei der Kunde oder Kundin schlicht auf der Strecke blieben. In Sachen Surviva ist das im Realfall natürlich salopp tötlich. Kommen wir zur „Motivationsszene“ also auch das was meist mict Erfolg und Geld usw. zu tun hat.

    Auch auf diesem Sektor kenne ich viele Leute wobei ich kaum wen wirklich als Experte umschreiben würde. Einer der wenigen wirklichen Experten aber bist du Michael.

    Du packst eine Situation richtig an und scheinst auch eine Lösung anzubieten die schlicht auch der Wahrheit entspricht. So wie es dein Artikel hier bestens belegt.

    1. Vielen Dank für dein Lob, lieber Ray! Das weiß ich wirklich sehr zu schätzen.

      Ich glaube, dass Expertise auf Erfahrung beruht. Nicht auf guten Absichten, Erfolgswünschen oder besonders vielen Einheiten theoretischen Lernens. Im Survivalbereich könnte das wohl am allerwichtigsten sein. Wer da wirklich Experte ist und wer nicht, zeigt sich erst, wenn der Haufen wirklich am Dampfen ist 😉

      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Liebe Grüße
      Michael

  5. Hallo Michael,

    dein Artikel hat mich wieder einmal sehr inspiriert und ich nehme Dir jedes Wort genau so ab, wie du es schreibst, wie immer sehr ehrlich und authentisch!

    Ich muss da auch an einen Musiker denken, der sich bewusst 4 Jahre Zeit für ein Album genommen hat, dass besonders gut unnd erfolgreich gewordeen ist.

    Danke für diesen tollen Artikel, den du , nach dem Verlauf deiner Woche, nicht passender als am Samstag hättest vierfassen können.

    Einen schönen Sonntag noch
    Ralf

    1. Hallo Ralf,

      danke für deine Wertschätzung! Die Geschichte von dem Musiker finde ich sehr inspirierend. Ich möchte mich nicht mit einem erfolgreichen Musiker vergleichen, sondern kenne es einfach von mir selbst, dass ich gewisse Dinge manchmal nicht erzwingen kann.

      Das Buch „Seelenbalsam“ wollte mir erst nicht leicht von der Hand gehen. Ich war verkrampft und hatte eine Abgabefrist für das Manuskript. Dann habe ich das Projekt wochenlang stehengelassen, auf die Frist gepfiffen und meinen Alltag entschleunigt. Dann, eines Abends hatte ich Lust zu schreiben und siehe da: Es war einfach. Innerhalb von 9 Tagen stand das Manuskript.
      Deshalb glaube ich daran, dass die Kraft wirklich in der Ruhe liegt 🙂

      Ich danke dir sehr für deinen Zuspruch und wünsche dir ein schönes Wochenende.

      Liebe Grüße
      Michael

  6. Lieber Michael,
    vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich habe 83 Jahre Lebenserfahrung und kann bestätigen, dass Du die Dinge wieder mal auf den Punkt gebracht hast und in Deiner wunderbaren Art einleuchtend und nachvollziehbar beschrieben hast. Wie alles im Leben, ist die Mitte immer das Richtige. Natürlich ist das nicht immer möglich aber man muss lernen, nach einer intensiven Hochphase sich anschließend wieder die Zeit zu nehmen zu regenerieren, auch wenn man vom Kopf her meint es ginge immer so weiter. Unser Körper ist, besonders im jungen und mittleren Alter, eine “Hochleistungsmaschine“ und scheint grenzenlos belastbar, bis wir eines besseren belehrt werden und wir oft erst wieder nach einem längeren “Werkstattaufenthalt“ wieder einsatzfähig sind.
    Ich denke, nicht nur ausreichend Schlaf ist wichtig sondern auch uns immer wieder die nötigen Ruhepausen zu gönnen/nehmen, um das Leben und den Erfolg zu genießen.
    Bleib gesund und pass auf Dich auf.
    Horst Hansvencl

    1. Lieber Horst,

      vielen herzlichen Dank für deinen Zuspruch, den ich sehr zu schätzen weiß. Nach 83 Jahren Lebenserfahrung wirst du bestens wissen, was gut für dich ist. Besonders zu Herzen nehme ich mir, dass du betonst, man solle nicht nur auf den Schlaf, sondern auch auf Ruhepausen und Auszeiten achten. Das kommt bei mir definitiv zu kurz und ich arbeite daran, mir einfach die Zeit zu nehmen, die ich sonst angeblich nicht habe 🙂

      Bleib du auch gesund!

      Liebe Grüße
      Michael

  7. Kann ich leider aus eigener Erfahrung bestätigen. Alles hat seinen Preis aber die Gesundheit sollte niemals der Preis für „Erfolg“ sein.

    Gerade in der heutigen Leistungsgesellschaft sollte hinterfragt werden ob man die Gesundheit ruinieren muss um den Anforderungen jederzeit gerecht zu werden.

  8. Was fällt mir dazu ein.. ein „Genau so“ und vielen Dank für deine unbezahlbaren Worte.
    Wer, wie ich schon einmal das Problem hatte, monatelang gar nicht mehr schlafen zu können, wird gesunden Schlaf wie ich auch sehr zu schätzen wissen.
    Das Leben kann soviel leichter sein, warum tut man sich dann manchmal so schwer, ist mit sich selbst so streng.. ein bisschen mehr Balance in so mancher Hinsicht würde ganz gut tun!
    Na ja, also auf die Pause zwischendurch, gesunden Schlaf, eine Auszeit und einfach auch mal „zu tun und zu lassen“ wie es mir gefällt.. weil mein Bestes immer ausreicht und es das Beste für mich ist.

    1. Auch ich habe zu danken, liebe Kathi!

      Du stellst die richtigen Fragen. Warum sind wir nur so streng mit uns? Darauf gibt es vermutlich tausende Antworten. Aber manchmal tut es gut, sich einfach mal auszuruhen, anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen 😉

      In diesem Sinne wünsche ich dir ein erholsames Wochenende!

      Liebe Grüße
      Michael

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