Ein paar Überlegungen zu persönlichem Wachstum…

Es gibt eine Geschichte über den berühmten Künstler Michelangelo, die mich seit Jahren inspiriert. Sie handelt von der Entstehung seiner berühmten Skulptur „David“.
Man erzählt, dass Michelangelo wochenlang still vor seinem Marmorblock saß. Er tat nichts. Keine Hammerschläge, kein Meißel in der Hand. Nur stilles Sitzen, Tag für Tag.

Die Leute begannen zu tuscheln. „Er arbeitet nicht“, sagten sie. „Er faulenzt. Vielleicht hat er keine Ahnung, wie er es machen soll. Vielleicht ist er gar nicht so gut, wie alle sagen.“

Aber als ihn jemand darauf ansprach, soll Michelangelo schlicht gesagt haben: „Sto lavorando.“ – Ich arbeite.
Und dann, einige Tage später, begann er zu meißeln, mit einer Präzision und Leichtigkeit, die schlicht unfassbar war. Die Skulptur, die wir heute als „David“ kennen, wurde ein Meisterwerk.

Nachdem er fertig war, fragte man ihn, warum er so lange gewartet habe. Er soll geantwortet haben: „Ich habe die ganze Zeit gearbeitet. Ich sah den Engel im Marmor und habe gemeißelt, bis ich ihn befreit habe.

Wachstum ist ein stiller Prozess

Niemand konnte sehen, was Michelangelo sah. Und es musste auch niemand sehen. Denn wichtig war nur der Prozess, der in ihm stattfand.

Das erinnert mich daran, dass persönliches Wachstum ein stiller Prozess ist, den man oft nicht von außen sehen kann. In unserer Gesellschaft geht es immer nur um die lauten Erfolge. Um die sichtbaren und messbaren Ergebnisse. Deshalb haben wir aus den Augen verloren, dass Menschen auch wachsen, wenn sie sich zurückziehen. Wenn sie kein Wort sagen. Wenn sie sich neu orientieren und innerlich sortieren.

Vielleicht geht es dir manchmal genauso. Und vielleicht ärgerst du dich über das Gefühl, nicht voranzukommen und keine sichtbaren Erfolge zu haben.
Aber was, wenn genau jetzt etwas in dir reift? Was, wenn du gerade innerlich die Weichen stellst, obwohl niemand es sehen kann… nicht einmal du selbst?

Nicht jeder Fortschritt ist laut und nicht jedes Wachstum ist sichtbar. So wie der Samen, der im Verborgenen wurzelt, bevor er die Erde durchbricht. So wie die Raupe, die sich in ihren Kokon zurückzieht, bevor sie als Schmetterling hervortritt und fliegen kann.

Es ist in Ordnung, wenn du gerade nichts „vorzuweisen“ hast. Du musst nicht immer liefern, glänzen oder leisten. Vielleicht bereitest du dich gerade auf etwas vor, das niemand sehen oder verstehen kann.

Das ist völlig okay, denn dein Leben ist kein Wettbewerb, sondern ein Kunstwerk. Und manchmal braucht es einfach seine Zeit, bis das Bild klar wird. Niemand muss das verstehen. Niemand muss das nachvollziehen können. Wichtig ist nur, dass du dir den Raum gibst, es geschehen zu lassen.

 

Du wächst – auch wenn es nicht so aussieht

Wenn du mich vor der Veröffentlichung meines ersten Buchs gesehen hättest, hättest du nicht ahnen können, was ich bald tun würde. Und ich auch nicht. Die mächtigsten Prozesse inneren Wachstums hatte ich in Phasen, in denen es von außen so aussah, als würde ich bald zusammenbrechen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das bei dir nicht anders ist.

Also falls du hin und wieder das Gefühl hast, festzustecken, denke an meine Worte. Und falls du offen für eine neue Perspektive bist, dann lass dich von Michelangelos Geschichte inspirieren. Jeder Erfolg beginnt mit einer Vision. Und diese Vision beginnt in uns, nicht in den Köpfen der anderen.

In der Hoffnung, den ein oder anderen inspirierenden Gedanken in die Welt hinausgesendet zu haben, verabschiede ich mich für heute.

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

Titelbild: Unsplash.com, Jeremy Bishop