Jetzt mal Butter bei die Fische!

Manchmal werde ich für meine „Naivität“ belächelt. Man sagt mir nach, ich sei ein unrealistischer Optimist, der zu sehr an das Gute im Menschen und in der Welt glaubt. Ja, sogar für mein neues Buch hat man mich kritisiert. Man wirft mir vor, ich würde anderen falsche Hoffnungen machen. Da stelle ich mir die Frage: Wenn es naiv ist, an das Gute zu glauben, was sagt das über unsere Welt aus? Richtig: Es impliziert, dass unsere Welt schlecht ist. Allerdings ist diese „Welt“ unpersönlich. Der Planet ist nicht böse, ganz im Gegenteil. Die Gesetze der Physik sind es auch nicht. Das einzig „Schlechte“ hier ist der Mensch. Der Mensch ist jedoch nicht in seiner Standardeinstellung schlecht. Er kann sich seine Lebensphilosophie aussuchen.

Der Mensch ist in der Lage zu lieben, Freundschaft zu schließen, Verantwortung zu übernehmen, friedlich zu sein und sich weiterzuentwickeln. Genauso ist er in der Lage zu hassen, Zwietracht zu säen, verantwortungslos zu sein, Krieg zu stiften und sich nicht weiterzuentwickeln. Für welchen Weg der Mensch sich entscheidet, liegt ganz bei ihm. Es ist seine Entscheidung.

Die Welt können wir nicht ändern, so viel steht. Aber der Mensch kann sich ändern. Er kann sich jeden Tag dazu entscheiden, verantwortungsbewusst zu sein und niemandem zu schaden. Das ist möglich. Macht mich diese Sichtweise naiv? Ist das zu hoffnungsvoll? Natürlich nicht. Was mich naiv erscheinen lässt, ist der Gedanke, dass alle Menschen sich für diesen Weg entscheiden könnten. Dazu bräuchte es ein kollektives Umdenken und offensichtlich findet dieses nicht statt.

Angst vor Verantwortung

Jetzt wird es knifflig. Wenn ich die Menschen nicht dazu bringen kann, Verantwortung zu übernehmen, was kann ich dann tun? Die Lösung ist sehr simpel: Ich kann selbst Verantwortung übernehmen. Verantwortung für mein eigenes Leben. Ich kann mich HEUTE dazu entscheiden, liebevoll, respektvoll und freundschaftlich mit mir selbst und anderen umzugehen. Ich kann mich HEUTE für ein positiveres und besseres Leben entscheiden. Völlig unabhängig von den anderen. So zumindest die Theorie.

Nun kommen jedoch die üblichen Ausreden ins Spiel, mit denen ich täglich konfrontiert werde:

  • „Leichter gesagt als getan.“
  • „Wenn das mal so einfach wäre…“
  • „Solange die anderen nichts ändern, muss ich das auch nicht tun.“
  • „Was, wenn das nicht klappt und ich am Ende noch schlechter dastehe?“
  • „Es ist alles schon so schlecht. Da ist nichts mehr zu retten.“
  • „Ich bin zu alt, um noch etwas zu verändern.“
  • „Ich habe keine Kraft mehr, um es weiter zu versuchen.“

Kommt dir das bekannt vor?

Wir leben in einer Welt, in der es einfach und bequem ist, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Man findet immer einen guten Grund und einen Schuldigen dafür, dass man unglücklich, wenig erfolgreich oder unausgeglichen ist. Schließlich ist die Welt schlecht und die Mitmenschen sind blöd. Dann gibt es da noch die bösen Buben aus der Vergangenheit und überhaupt diese allgegenwärtig schwierigen Umstände, sein Leben zu verbessern. Und dann sind auch noch alle so gemein, nicht mitzuziehen. Ja, wie man soll man denn bloß sein Leben verbessern, wenn niemand mitmacht? WIE UM ALLES IN DER WELT soll man abnehmen, wenn die beste Freundin bei der Diät nicht mitzieht? Und wie, um Himmels Willen, WIE soll man erfolgreicher werden, wenn die besten Freunde die eigenen Ambitionen nicht teilen?

Es ist einfach, sich ein Nest aus Ausreden zu bauen, mit dem man sein Gewissen beruhigen kann. Immer, wenn man darüber nachdenkt, wie viel schöner das Leben sein könnte, hat man den passenden Grund parat, um es gar nicht erst zu versuchen. Es etabliert sich eine gewisse Komfortzone, mit der man sich abfindet. Das Leben dort ist nicht ideal, aber man geht auch keine Risiken ein. Es gibt weniger Konfrontationen und man kann es sich erlauben, bequemlich zu sein. Für viele funktioniert das, aber es hat auf lange Sicht einen hohen Preis:

Erstens wird man es auf diese Weise niemals schaffen, ein hohes Maß an Lebensqualität zu erreichen. Man wird niemals sein volles Potenzial ausschöpfen und nie über sich hinauswachsen.
Zweitens wird die Welt auf diese Weise niemals eine bessere sein. Solange niemand Verantwortung für sich, sein Umfeld und die Umwelt (Umwelt ist nicht gleich Natur) übernimmt, geht es weiterhin bergab.

Die nackte Wahrheit

All diese Dinge sind ein kleiner Teil des Grundes, warum viele Menschen sich provoziert fühlen, wenn ich ein Buch veröffentliche, das zu mehr Verantwortung aufruft. Es rüttelt an ihrer bequemen Komfortzone. Es rüttelt an ihren Ausreden. Es gibt ihnen das Gefühl, den falschen Weg eingeschlagen zu haben. Da muss man sich die Frage stellen: Was ist einfacher? Die Stimme der Vernunft mit Eiern bewerfen oder endlich Verantwortung übernehmen und LEBEN? Hier entscheidet sich, aus welchem Holz ein Mensch geschnitzt ist. Nutzt er den Weckruf oder wirft er halbherzig ein Ei, um es sich dann wieder bequem zu machen? Die Entscheidung, die ein Mensch in diesem Moment trifft, entscheidet maßgeblich über den weiteren Verlauf seines Lebens.

WARUM rufe ich zu mehr Verantwortung auf? Glaube ich etwa, der Allwissende zu sein und der Menschheit den Weg der Erleuchtung weisen zu können? Nein. Erstens ist mein Haar viel zu dicht, um den Jesus-Look kopieren zu können und zweitens geht es nicht darum, was ich für richtig halte. Ich habe einfach nur erkannt, dass Verantwortung der Schlüssel zu allen guten Dingen des Lebens ist. Sie ist unumgänglich.

Ich habe schon sehr viele Menschen gecoacht und bei jeder einzelnen Erfolgsgeschichte gab es dieselbe Ausgangssituation: Ein toller Mensch hat sich ein Nest aus Ausreden gebaut, das ihn daran hinderte, Verantwortung zu übernehmen. Sobald diese Barriere durchbrochen wurde, gab es kein Halten mehr und es stellte sich wieder eine hohe Lebensqualität ein. Ende der Geschichte. So könnte man jedes erfolgreiche Coaching zusammenfassen. Wie du siehst, habe ich also meine guten Gründe, an die Macht der Verantwortung zu glauben.

Die nackte Wahrheit ist, dass Ausreden feige sind. JEDER Mensch hat das Recht auf ein großartiges Leben. Es haben aber nicht alle Menschen ein großartiges Leben und wir sollten deshalb in Alarmstimmung sein! Wir sollten jeden Tag daran arbeiten, unser eigenes Leben und diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Stattdessen sind wir damit beschäftigt, unser Nest aus Ausreden aufzuhübschen. Das funktioniert vielleicht kurzfristig, aber am Ende kommt für uns alle der Tag der Abrechnung. Irgendwann spüren wir die Konsequenzen unserer Passivität und das macht wahrlich niemandem Spaß.

Spätestens dann, wenn wir eines Tages aufwachen und feststellen, dass das Leben uns nicht mehr viele Tage zur Verfügung stellen wird, denken wir darüber nach, wie wir unsere Zeit auf Erden verbracht haben. Dann ist es jedoch zu spät. Also, warum um alles in der Welt hat niemand Lust jetzt schon etwas dagegen zu unternehmen?

Keine Ausreden

Soll ich aufhören, meinen Garten zu pflegen, weil die Nachbarn ihren auch vernachlässigen? Soll ich in einem hässlichen und verwahrlosten Umfeld leben und mir jegliche Lebensfreude verderben lassen, weil die anderen es auch so machen?

Soll ich aufhören, mir mittags etwas Gesundes zu kochen, weil meine Freunde das ja auch nicht machen? Soll ich meine Gesundheit gefährden, weil die anderen es auch so machen?

Muss es leicht sein, Erfolg zu haben? Darf Erfolg nichts Besonderes mehr sein? Hat es etwa keinen Stellenwert mehr, über sich selbst hinauszuwachsen und sein Potenzial zu entdecken? Sind nur noch die Dinge erstrebenswert, die wir sofort und ohne Mühe haben können?

Wollen wir nur noch den sicheren Weg gehen? Wenn ja, dann habe ich gute Nachrichten: Auf diesem befinden wir uns bereits. Auf dem sicheren Weg zu mehr Unglück, Elend und Problemen.

Kann es jemals zu spät sein, um etwas zu verändern? Ist das Leben nicht etwa jede Sekunde wertvoll, solange wir es führen? Können wir Lebenszeit guten Gewissens abschreiben und tatenlos auf das Ende warten?

Ist es am Ende wichtig, was ein Mensch in der Vergangenheit über uns gesagt oder gedacht hat? Sollten wir nicht selbst den Maßstab für die Qualität unserer Persönlichkeit definieren? Wollen wir die Grenzen unseres Daseins wirklich daran festmachen, was eine von fast 8 Milliarden Personen jemals gesagt, gedacht oder getan hat?

Klarheit

Jetzt mal ernsthaft: Jeder kann sein Leben so leben, wie er will, solange er anderen nicht schadet. ABER, ständig über negative Umstände zu meckern und gleichzeitig null Verantwortung zu übernehmen, ist einfach nur Heuchelei. Ja, das ist hart und du darfst mir das auch gerne übel nehmen. Das ist dein gutes Recht. Allerdings führt am Ende des Tages KEIN Weg an Verantwortung vorbei.

Für alle, die Verantwortung übernehmen wollen, habe ich ganz aktuell ein Buch veröffentlicht. In diesem Buch teile ich meine Erfahrungen und erkläre die Zusammenhänge, die ich persönlich sehe. Es enthält die für mich sinnvollsten Lösungsansätze und du kannst sie gerne mit deinen eigenen abgleichen, um zu einem für dich guten Ergebnis zu kommen.

Wer keine Verantwortung übernimmt, darf mich gerne weiterhin mit Eiern bewerfen, weil ich ein unermüdlicher und „naiver“ Optimist bin. Damit ruiniert man jedoch nicht mein Leben, sondern sein eigenes.

Ich verrate dir mal ein kleines Geheimnis: Ich weiß, dass ich die Welt nicht retten kann. Das ist mir schon klar. Aber am Ende meiner Tage werde ich stolz auf mein Leben zurückblicken und mir dafür danken, nicht aufgegeben zu haben. Jeder Schritt, den ich gehe, bringt mich weiter. Jedes positive Erlebnis steigert meine Lebensqualität. Ich rette diese Welt also nicht (nur) für andere, sondern in erster Linie für mich. Das könnte ein Anreiz für Viele sein.
Wer heute jedoch keine Verantwortung übernimmt, auf den wartet nichts als Reue.

Deshalb werde ich weitermachen. Ich bin immer noch hier. Für alle, die zwischendurch etwas Motivation benötigen. Für alle, die gerne mal eine andere Perspektive in Erwägung ziehen. Für alle, die ihre Ausreden endlich über Bord werfen wollen. Für euch bin ich da.
Und allen, die mich deshalb mit Tomaten bewerfen, kann ich nur Folgendes sagen: Wirf bitte auch ein wenig Balsamico-Dressing hinterher. Denn, aus allen Steinen, die das Leben mir in den Weg legt, baue ich Treppen und Brücken.

In diesem Sinne: Lass dich nicht unterkriegen!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Scott Graham