Von der Kunst, das Leben so zu nehmen, wie es kommt

Eine lebensbejahende Perspektive…

Kennst du das, wenn man eine glückliche Phase im Leben hat und plötzlich das Gefühl bekommt, das alles sei zu schön, um wahr zu sein? Wenn es gut für uns läuft, dann wollen wir nicht leichtgläubig werden und auf gar keinen Fall wollen wir die Bodenhaftung verlieren. Wir wissen, dass das Leben uns immer wieder knüppelhart auf die Finger hauen kann und bleiben deshalb vorsichtig. Das heißt, dass wir auch in glücklichen Phasen niemals vollkommen glücklich sein können und vielleicht ist das sogar gut so. Ich meine, würden wir einen sonnigen Tag wertschätzen, wenn wir nicht ganz genau wüssten, dass es bald auch mal wieder regnen kann? Sich der Dualität aller Dinge bewusst zu sein, ist also hilfreich. Nur leider denken wir viel zu einseitig über dieses Prinzip und das, OBWOHL es impliziert, von beiden Seiten zu funktionieren.

Einfach ausgedrückt heißt das: Ja, wenn es gut für uns läuft, müssen wir im Hinterkopf behalten, dass es auch mal wieder einen Rückschlag geben könnte. Es heißt aber auch: Wenn es mal richtig schlecht für uns läuft, sollten wir ebenfalls bedenken, dass sich das Blatt schon bald wieder wenden könnte. Was machen wir stattdessen? Wir lassen den Kopf hängen, wenn nicht alles wie gewünscht läuft. Wir beschweren uns darüber, Pech zu haben und reden uns ein, unser Leben sei vorbei. Wir erzeugen einen Sog des Unglücks und unsere selektive Wahrnehmung hilft uns dabei, nur noch das Negative um uns herum zu sehen.

Das ist uns selbst gegenüber irgendwie unfair, oder? Wir denken an das Unglück, wenn wir glücklich sind, aber gleichzeitig denken wir nicht an das bevorstehende Glück, wenn wir unglücklich sind.

Eine bewährte Lebensphilosophie

Es gibt viele uralte Lebensphilosophien, die darauf beruhen, den Weg in der Mitte zu finden und zu gehen. Über viele Jahre hinweg habe ich das für Unsinn gehalten. Mein Gedanke war: Wieso sollte ich mein Denken mittelmäßig ausrichten, wenn ich es auch auf Glück programmieren kann? Doch irgendwann holte mich die Realität ein. Du kannst sehr positiv denken und das ist eine wundervolle Sache. Es schützt dich aber nicht davor, dass das Leben eine Richtung einschlägt, die du nicht auf dem Radar hattest. Ja, wir ziehen das in unser Leben, woran wir primär denken. Allerdings hat auch dieses Prinzip seine Grenzen und ich bin da lieber ehrlich, anstatt dir das Blaue vom Himmel zu versprechen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mit den Jahren hat sich (für mich persönlich) die Erkenntnis gefestigt, dass der Weg in der Mitte ein sehr bewährter Pfad ist, um glücklich durch das Leben zu schreiten. Wann immer es richtig gut für mich läuft, freue ich mich darüber. Ich bleibe jedoch auch bodenständig und achte darauf, nicht zu hoch zu fliegen. Wer hoch fliegt, kann tief fallen. Man kann sich sein Lebensglück Stück für Stück auf- und ausbauen. Es gibt keinen Grund zur Eile.

Auf der anderen Seite lasse ich mich von Rückschlägen nicht mehr allzu sehr beeindrucken und herunterziehen. Ich stelle mir die Frage, was ich daraus lernen kann und was ich tun kann, um möglichst bald wieder für eine Besserung zu sorgen. Wenn das Prinzip der Dualität in die eine Richtung funktioniert, dann auch in die andere.

Das Beste daraus machen

Das letzte Jahr lief sehr gut für mich. Ich hatte viele Erfolge zu feiern, habe wunderbare Momente mit tollen Menschen gehabt und habe Vieles erlebt, das ich so schnell nicht vergessen werde.
In diesem Jahr gab es einige Tiefschläge für mich. Enttäuschungen, Todesfälle, wirtschaftliche Einbußen durch Corona und ich habe ein Buch veröffentlicht, das man mir trotz bester Absichten sehr übel genommen hat. So ist das Leben.

Wäre ich letztes Jahr abgehoben, hätten mich die aktuellen Ereignisse in ein Loch geworfen.
Würde ich mich dieses Jahr hängen lassen, würde das nächste nicht so gut werden, wie es ganz sicher werden wird. Die Reise geht weiter, ebenso wie das Leben.

Es ist eine Kunst, die Ereignisse im Leben so zu nehmen, wie sie kommen. Das Schicksal gibt die Karten, aber du spielst das Blatt. Du suchst dir nicht immer aus, was passiert. Aber du kannst dir immer aussuchen, was du daraus machst.

Mir persönlich geben diese Gedanken und Erkenntnisse mehr Stabilität im Leben und ich hoffe, dass sie auch auf dich einen ähnlichen Effekt haben.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Greg Rakozy

6 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Michael,

    danke fuer deine wirklich inspirierende Blogs :-).
    Eine Frage, das erwähnte Buch, ist das „Hat noch jemand Bock, die Welt zu retten“? Ich habe es nicht gelesen, aber falls ja, was kann dir denn da übel genommen werden? Soweit ich es verstanden habe, geht es doch gerade darum, die Welt zu retten, oder? Wuerde mich nur mal interessieren, was da das Problem ist…

    Vielen Dank dir
    und
    Liebe Gruesse
    Katja

    1. Hallo Katja,

      vielen Dank für deine lieben Worte.

      Ja genau, mit dem erwähnten Buch liegst du richtig. Das Problem ist nicht, dass das Buch schlecht ist. Ich ließ mir sagen, es sei sogar sehr gut. Das größere Problem ist die Tatsache, dass es uns alle zur Veränderung aufruft und das gefällt den meisten Menschen nicht.
      Ein gutes Buch muss leicht sein und uns das Gefühl geben, dass wir alles richtig machen. Liest du aber nun ein Buch, das dir vor Augen führt, wie sehr alles aus dem Ruder läuft, kann das durchaus sauer aufstoßen… 🙂

      Ich halte es dennoch für das Richtige, meine Reichweite für einen guten Zweck einzusetzen. Das ist mitunter wichtiger als Mainstream-Erfolg und eine große finanzielle Entlohnung.
      Natürlich werde ich weitermachen und es wird sogar noch in diesem Jahr etwas Neues von mir geben, das in eine viel klassischere Richtung geht.

      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Viele Grüße
      Michael

      1. Hallo Michael,
        ich habe dein Buch gelesen, ich fand es sehr gut und warum nicht mal versuchen die Menschen damit wach zu rütteln. Ja klar kann man mit so einem Buch nicht jeden glücklich machen, wer will schon beim Schlafen in seiner „heilen“ Welt gestört werden. Aber ich finde es trotzdem gut, das du nicht immer versuchst es allen recht zu machen und bestimmten Mainstreams folgst. Mach weiter so, ganz bestimmt hat dein Buch Leute inspiriert auch wenn es vielleicht nur wenige sind, aber jeder einzelne zählt um unsere Welt positiv zu verändern. liebe Grüsse Anna

  2. Interessant!
    Ja, ich weiß, interessant sind deine Beiträge ja immer. Aber ich erkläre es dir: Heute habe ich mit meinem Vater telefoniert, es ist sein Geburtstag, er wird 88 Jahre alt. Und ich wünschte ihm Gesundheit, Glück, Freude und all das, was man seinem lieben Papa halt so alles wünscht. Wie es so seine Art ist, kamen dann einige wohl gesetzte Worte zurück, die beschrieben, wie zufrieden er mit dem Verlauf seinem Lebens ist (und es war beileibe kein Zuckerschlecken, mein Vater ist ein Heimatvertriebener, der seinerzeit schwer traumatisiert wurde als Kind). Er sagte: „Weißt du, es ist so, dass ich das Leben angenommen habe, wie es ist. Es bringt nichts, zu jammern, dies oder das sei ungerecht verteilt und man hätte schlechte Karten bekommen vom Leben.“ Wann immer etwas nicht gut lief, war sein Motto: Es kommen auch wieder andere Zeiten. Und wenn es gut lief, hat man diese Zeiten nicht vergessen. Das hat er auch uns Kindern so mitgegeben und ich bin sicher auch mit wegen seines Vorbilds jemand, der optimistisch in die Zukunft schaut und gerne an einer guten Zukunft mit baut. Glück hatte er sicher, dass er mit meiner Mama als Gefährtin jemanden an seiner Seite hat, die eine ähnliche Einstellung teilt.
    Um zurück zu deinem Beitrag zu kommen: Mit deinen Ausführungen sehe ich den Ansatz „ich will meine Mitte finden und darin verweilen“ einmal aus einem etwas anderen Blickwinkel. Da habe ich was zum Nachdenken bekommen.
    Ein schönes Wochenende wünsche ich dir und allen.

    LG, Ela

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