Wann du merkst, wie stark du wirklich bist

Eine sehr wichtige Erkenntnis…

„Stark sein“. Ein wichtiges Stichwort. Wenn ich in den Erstgesprächen meiner Coachings frage, was mein Gegenüber gerne erreichen würde, geht es ganz oft darum, stärker zu werden. Damit ist natürlich kein Fitnesstraining gemeint, denn dafür wäre ich wahrlich der falsche Ansprechpartner. Nein, wir sprechen von mentaler Stärke. Viele Menschen wollen emotional stärker, psychisch stabiler und insgesamt ausgeglichener werden. Völlig verständlich, oder? Schließlich kann das Leben sehr schwer sein. Es ist phasenweise überaus belastend. Da kann es nicht schaden, stark zu sein, um all die Last zu tragen und sich nicht davon erdrücken zu lassen.

Wie wird man stärker?

Das führt uns zu der Frage, wie man denn stärker wird. Ich denke, am Ende des Tages ist das eine reine Frage des Trainings. Wenn wir unseren Körper stärken wollen, machen wir Sport und gezieltes Fitnesstraining. Dabei kommt es nicht darauf an, wie intensiv wir trainieren. Es kommt darauf an, dass wir oft und vor allem regelmäßig aktiv sind. Dasselbe gilt auch für das Training unseres Verstandes.

Mentales Training bedeutet, sich weiterzubilden. Wenn du z.B. diesen Blog oder auch ein Buch liest, bildest du dich weiter. Du nimmst positive Gedanken auf, mit denen du negative überschreiben kannst. Darüber hinaus ist es ebenfalls Training, wenn du dir Zeit nimmst, um in Ruhe nachzudenken. Indem du negative Glaubenssätze hinterfragst und sie durch bessere ersetzt, konditionierst du deinen Verstand darauf, positiv zu sein. Zusätzlich können Gespräche sehr hilfreich sein. Wenn du mit anderen über das sprichst, was dich aktuell bewegt und dabei lösungsorientiert und konstruktiv bist, stärkst du deinen Geist ebenfalls. All das ist hilfreich und es funktioniert wirklich.

Für viele Menschen funktioniert es allerdings nicht, weil sie nicht am Ball bleiben. Ich stelle es mir gerne so vor, als würde man ins Fitnessstudio gehen, hart trainieren und dann hoffen, man würde am nächsten Tag aussehen wie ein Top-Athlet. So geht das einfach nicht. Regelmäßigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg jedes Trainings. Wir müssen unseren Geist regelmäßig trainieren, damit er stärker wird. Es bringt also nur wenig, mal ein Buch zu lesen und dann zu erwarten, alles sei auf einmal viel besser. Der Weg zu mentaler Stärke ist lang. Er erfordert Ausdauer und Geduld.

Wie stark muss man werden?

Eine gute Frage, oder? Wie stark muss man werden, um dem Leben gewachsen zu sein? Das weiß niemand. Denn niemand weiß, was auf dich zukommen wird. Wie du sicherlich weißt, vereinfache ich Zusammenhänge gerne und deshalb werde ich jetzt noch einmal mit dir ins Fitnessstudio gehen. Wir wissen nicht, ob das Leben dir ein Gewicht von 30, 50 oder 100 kg zumuten wird. Wir können es auch nicht wissen. Jeder Mensch hat sein ganz eigenes Schicksal. Manche kommen durch das Leben, ohne dass viel Schreckliches oder Aufwühlendes geschieht. Andere werden mit unglaublich harten Schicksalsschlägen und Herausforderungen konfrontiert. Man kann es nie wissen. Man steckt da einfach nicht drin, wie man so schön sagt.

Deshalb versuche ich in diesem Fall nicht, auf ein bestimmtes Ziel hinzuarbeiten. Mein Ansatz ist nicht, mich auf die metaphorischen 100 kg vorzubereiten. Ich möchte einfach so stark sein, dass es völlig egal ist, welche Last das Schicksal mir zukommen lässt. Was auch immer kommen mag: Es ist schön, damit umgehen zu können. Und da sind wir wieder bei der Persönlichkeitsentwicklung. Bei wöchentlichen Blogartikeln, beim regelmäßigen Lesen von Büchern, beim sozialen Kontakt mit Gleichgesinnten, bei Meditation und anderen Achtsamkeitsübungen. Es hat noch nie geschadet, seinen Geist zu stärken. Mental stark zu sein, macht das Leben deutlich leichter. Es hilft uns dabei, es zu genießen und besser zu verstehen.

Wann merkst du, wie stark du wirklich bist?

Training ist das eine. Etwas ganz anderes ist der Moment, in dem man unerwartet auf die Probe gestellt wird. Hin und wieder wirft das Leben uns in Situationen, die wir uns niemals freiwillig ausgesucht hätten und dann zeigt sich, wie gut wir damit umgehen können oder nicht.

An dieser Stelle möchte ich dir etwas Tröstliches sagen: Ich glaube, dass ein Mensch mit allem umgehen kann. Unabhängig davon, wie sehr er seine mentale Stärke trainiert hat oder nicht. Allerdings bin ich ebenfalls überzeugt davon, dass Ernstfälle und Ausnahmesituationen deutlich besser gemeistert werden können, wenn wir stark sind. Und ebenfalls bin ich mir sicher, dass sie uns noch stärker machen und irgendeinen tieferen Sinn beinhalten, der sich uns erst zu einem späteren Zeitpunkt eröffnet.

Wer immer nur das tut, was er schon kann, wird auch immer das bleiben, was er schon ist. Deshalb sollten wir keine Angst davor haben, vom Leben auf die Probe gestellt zu werden. Viel leichter gesagt als getan, ich weiß. Es wäre jedoch naiv zu glauben, dass in schlechten Situationen nur etwas Schlechtes steckt. Das Leben befindet sich in Balance. Jede Medaille hat zwei Seiten und es liegt an uns zu entscheiden, welche wir uns ansehen wollen.

Und so komme ich zur Antwort auf die entscheidende Frage: Wann merkst du, wie stark du wirklich bist? Du merkst es dann, wenn du zum ersten Mal wirklich stark sein musst. Die Härte des Lebens kann Facetten in dir hervorbringen, von denen du selbst nicht wusstest, dass es sie überhaupt gibt. Wir leben oft in einer Blase. Einer Komfortzone. In dieser Komfortzone sind wir nicht darauf angewiesen, stark zu sein. Und so kommt es, dass wir uns hin und wieder selbst überraschen, wenn es wirklich darauf ankommt.

Jetzt gerade erleben wir alle eine extrem nervenaufreibende Zeit. Voller Widersprüche, voller Ungewissheit, voller Spaltung und voller Angst. Wir alle werden auf die Probe gestellt und wir alle bekommen die Chance zu zeigen, was in uns steckt. Hab keine Angst davor. Am Ende sind wir, und davon bin ich überzeugt, stärker als wir glauben würden. Und vielleicht erleben wir all das gerade, um uns dessen bewusst zu werden und zu erkennen, dass wir alles besser machen können. Zu dieser Entwicklung können du und ich heute schon einen Beitrag leisten.

In diesem Sinne: Sei stark, bleib stark und werde stärker.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Ingo Stiller

19 Kommentare, sei der nächste!

  1. Stark zu sein hat in diesem Fall nix mit der Statur des Körpers zu tun wie wir wissen …
    Gibt viele zierliche Menschen die mental stark sind und Hulks die die sprichwörtliche Angst vor einer Maus haben.
    Vor allem gilt…
    Together we are strong …

  2. Lieber Michael ,
    Gerade ich frage mich im Moment auch, werde ich für die nächste Zeit stark genug sein .
    Ich habe vor ein paar Wochen die Diagnose Brustkrebs bekommen .
    Alles was geplant war, steht auf dem Kopf .
    Neue Ziele und viele Fragezeichen .
    Was kommt auf mich zu , schaffe ich das ??
    Daher war dein Blog heute sehr passend .
    Liebe Grüße

    1. Liebe Ellen.
      In dieser Situation war ich vor 7 Jahren auch.
      Ich wusste auch nicht, was auf mich zukommen würde. Aber eins wusste ich genau: ich würde mich nicht unterkriegen lassen und alles dafür tun, dass es mir in dieser Zeit so gut geht, wie es eben möglich ist.
      Ich habe keine Sekunde daran gedacht, dass ich die Krankheit nicht überleben würde. Ich war fest entschlossen, nach einigen Monaten wieder die Alte zu sein.
      Ich habe mir in der Klinik nur die Nebenwirkungen der Behandlung aufzählen lassen, gegen die ich was tun konnte. Alle anderen wollte ich garnicht wissen. Ich redete mir ein, dass ich sie dann auch nicht bekommen würde. Und letztendlich war es dann auch tatsächlich so….
      Ich habe mir ein Trampolin gekauft, um den Fatigue auszutricksen. Auch das hat funktioniert.
      Und das Wichtigste: gib deinem Tag Struktur.
      Ich bin jeden Morgen um 7 Uhr aufgestanden und hab mich komplett zurechtgemacht, obwohl ich nicht arbeiten musste (durfte 😉
      Während der Chemo bedeutet dieses Zurechtmachen viel Arbeit 😉 Du musst Augenbrauen zeichnen, die Perücke muss sitzen etc.
      Aber es geht alles……du musst es nur unbedingt wollen.
      Ich muss es nie wieder haben, das braucht kein Mensch. Aber trotzdem ist es mir während diese Zeit nie schlecht gegangen.
      Und ich bin zugegebermaßen auch stolz auf mich, wie ich mit der „Sache“ umgegangen bin.
      Ich sehe heute viele Dinge anders und bin viel gelassener als früher.
      Versuche positiv daran zu gehen. Bei den Behandlungen hat es in den letzten Jahren so tolle Fortschritte gegeben.
      Ich wünsche dir alles Gute. Du schaffst das! Pass auf dich auf.
      Liebe Grüße, Ingrid

    2. Liebe Ellen,

      es tut mir leid, dass du eine so schwere Diagnose bekommen hast. Es ist schwer sich vorzustellen, dass es daran irgendetwas Gutes geben könnte. Und doch liegt der Weg zu unserer inneren Heilung darin, das Gute zu finden.

      Zu deiner Frage, ob du es schaffen wirst: Ja, das wirst du. Davon bin ich fest überzeugt, ohne dich zu kennen. Wenn wir wirklich stark sein müssen, sind wir es auch 🙂

      Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!

      Herzliche Grüße
      Michael

  3. Hallo Michael,

    bisher war ich eine stille Mitleserin. Nun bin ich aber zu dem Entschluss gekommen, dir mal meinen Lob auszusprechen und einfach DANKE zu sagen. Generell finde ich sowieso, dass wir alle mal öfters „Danke“ (auch wenn es nur Kleinigkeiten sind) sagen und Wertschätzung zeigen sollten. Das Leben ist zu kurz für später…
    Deine Blogartikel kommen immer „wie gerufen“ und sorgen in jedem Fall für eine positive Gedankenwelt und die Zuversicht, dass man in der Lage ist, sein Ziel zu erreichen.
    Wer Lust hat, sich weiterzuentwickeln, an sich zu glauben und in Zukunft einen Veränderungsprozess anstoßen zu wollen, der ist hier genau richtig 😉

    In diesem Sinne,
    Danke und einen schönen Advent auch an alle Mitleser*innen
    Viele Grüße, Sevilay

  4. Ein schönes Thema mit vielen möglichen Antworten.

    Wir müssten dennoch zunächst wissen was denn Stärke ist. Ist es Stark nach dem Verlust eines geliebten Menschen nicht zu weinen oder ist es Stark nach so einem Verlust doch zu weinen?

    Wahrscheinlich wird man weinen als völlig ok betrachten aber wie sieht es aus wenn statt des geliebten Menschen der geliebte Computer genommen wird der wie auch immer kaputt oder verloren ging. Gehört es zur Stärke jetzt nicht zu weinen oder soll man weinen um wahre Stärke zu haben?

    Und drehen wir noch etwas an den Begriffe wie ist es denn wenn ein Mensch stirbt den man jetzt absolut nicht mag. Soll man weinen oder nicht weinen?

    Sicherlich sind das alles sehr tiefgehende Fragen jedoch sollte man diese Aspekte stets bedenken. Man kann in der Tat eine enorme Stärke auf allen Gebieten erlangen. Was man jedoch nie vergessen sollte ist das wir „scheinbare Schwächen“ auch in der Stärke verankert haben sollten die weder Schwäche noch Stärke sind sondern rein Menschliche Normalitäten. Vergessen wir das aber so sind wir bestenfalls Maschinen ohne Herzen ohne Seelen usw.

    1. Hallo Ray,

      offen gesagt steige ich gar nicht erst so tief in diese Themen ein. Jeder muss für sich selbst wissen und beantworten, wie er die Dinge definiert. Würde ich versuchen, all diese Variablen zu berücksichtigen, würde ich durchdrehen 😉

      Außerdem möchte ich nicht, dass das ganze Definieren mich am Handeln hindert 😉 Grundsätzlich hast du natürlich Recht. Am Ende liegt der Weg jedoch irgendwo in der berühmten goldenen Mitte…

      Herzliche Grüße
      Michael

    1. Liebe Heike,

      ja, es ist unglaublich schnell gesagt und gedacht. Wie viel Tragkraft diese Ausrede hat, entscheiden wir selbst 🙂

      Ich wünsche dir viel Freude mit dem neuen Buch!

      Herzliche Grüße
      Michael

  5. Hallo Michael,
    Danke, das hast du sehr gut zusammengefasst.
    Meine Geschichte in diesem Zusammenhang geht in Richtung der Gesundheit. Aufgrund chronischen schmerzhaften Entzündungen wurde ich von mehreren Ärzten abgeschrieben. Die sagten mir, Rheuma sei unheilbar und eine Heilung auf natürlichen Weg gibt es keine…Mit 33jahren war die Diagnose ein echter Schock aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben und den Kampf und die Herausforderung angenommen. Einfach aufgeben und mein Leben lang auf Schmerzmittel angewiesen zu sein, ging für mich gar nicht.
    Heute, 2 Jahre später bin ich sehr glücklich das ich die Herausforderung angenommen und alternative Wege gesucht und gegangen bin. Ich bin wieder völlig gesund und fühle mich stärker als vorher, nicht nur Körperlich sondern auch seelisch und geistig.
    Gott gibt uns die Herausforderungen, die wir auch Meistern werden. Und wenn wir die Meistern, dann macht uns das stärker.
    Alles von dir zu lesen macht Mut und gibt Kraft , was viele in schwierigen Zeiten brauchen!
    Vielen Dank.
    Lg Martin

    1. Hallo Martin,

      wow, das ist eine wirklich beeindruckende Geschichte! Es freut mich, dass es dir inzwischen besser geht und ich finde es unglaublich stark, wie du mit der Diagnose umgegangen bist.
      Ich stimme dir darin zu, dass es uns nur stärker macht, unsere Herausforderungen zu meistern. Oft macht es uns sogar stärker, an ihnen zu scheitern und zu lernen. Wie dürfen einfach nicht wegsehen und müssen immer weitermachen.

      Vielen Dank für deine Wertschätzung!

      Herzliche Grüße
      Michael

    2. Wie gut kann ich deine Situation nachempfinden und ich freue mich immer wieder wenn ich auf Menschen stoße die auch manchmal völlig gegen medizinischer Aspekte ihren ganz eigenen Weg fanden eine Erkrankung zu überstehen. Offenbar verstehen es Ärzte immer noch nicht das der Mensch ein Unikat ist und jede „Medizin“ schlicht für jeden menschen neu erfunden werden müsste um wirklich optimale Wirkung zu haben.

      So wie du habe auch ich meinen ganz eigenen Weg der sicherlich bei vielen als absurd dumm doof blöd und wie auch immer umschrieben wird. Dennoch schaffe ich meine Ziele und ich habe tatsächlich schon den Spruch gehört „ach du lebst noch ich dachte du wärst längst tot“. Eine ernstgemeinte Aussage. Nun ja manchmal begreife ich es auch nicht das ausgerechnet ich das so schaffte zu leben.

      Aber du bringst da noch ein Aspekt ins Spiel nämlich (wie du es umschreibst) G*tt. Ich würde es Gauben nennen und gerade der Glaube der nicht immer mit einem G*tt verbunden sein muss ist eine Wichtigkeit. Dazu könnte man das Thema jetzt sehr vertiefen aber das würde wohl die Serverkapazität von Michaels Blog sprengen.

      Dir weiter alles gute und weiter viel Erfolg.

  6. Hallo Michael,

    Ich bin immer wieder überrascht, welche Themen Du ansprichst und Du triffst immer auf die Richtigen.
    Sehr gute Denkanstöße.. das gefällt mir. Ich lese jeden deiner Blogartikel und ebenso dein neues Buch.
    Das mit dem stark sein finde ich wieder faszinierend und anregend. Man muss auch mal seien Blickwinkel verändern.

    Ich bin froh hier zu sein und wünsche Allen eine besinnliche Weihnachtszeit. Macht das Beste daraus.
    Auch eine Art von Stärke sich nicht unter kriegen zu lassen.

    Liebe Grüße
    Annette

  7. Hallo Michael, ich breche innerlich zusammen wie ein Kartenhaus, ich dachte immer ich sei stark, darum kommt dein neues Buch gerade recht, es ist wirklich ein tolles Buch, ich danke dir l. G. Jaqueline

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