Garantiert besser als jeder Lottogewinn!

Neulich saß ich in einer Runde freundlicher Menschen und irgendjemand stellte die Frage: „Was würdet ihr eigentlich machen, wenn ihr im Lotto gewinnen würdet?“
Natürlich ging sofort ein neugieriges Raunen rund um den Tisch und schließlich rief jemand: „Kündigen! Zu allererst kündigen!“
Daraufhin brach Gelächter aus und alle anderen stimmten zu. Alle waren sich einig: Zuerst würde man seinen Job aufgeben und dann anfangen, sich neu zu orientieren. Während ich mit den anderen lachte, überkam mich ein altes Gefühl aus der Vergangenheit. Eines, das ich als sogenannter „Experte“ eigentlich nicht haben sollte und das mich ziemlich ins Grübeln brachte. Es war das Gefühl, nicht „normal“ zu sein.

Doch warum hatte ich das Gefühl, nicht „normal“ zu sein? Das lag ganz einfach an der Antwort, die ich mir selbst auf die Frage gegeben hatte, was nach einem Lottogewinn passieren würde. Ich gebe ganz offen zu, dass auch ich Wünsche habe, die nur mit viel Geld erfüllt werden können. Ich hätte gerne ein Haus direkt am Meer, an einem Ort, wo fast immer nur die Sonne scheint. Das war jedoch nicht mein erster Gedanke. Als ich mir einen Lottogewinn vorstellte, dachte ich zu allererst daran, wie viele tolle Projekte ich mit dem Geld starten könnte. Ich dachte an internationale Literaturagenturen und daran, dass ich meine Bücher in alle Sprachen der Welt übersetzen lassen könnte, ohne mir Sorgen darüber zu machen, ob sich das Investment lohnen wird oder nicht. Während alle darüber sprachen, ihre Arbeit hinzuwerfen, plante ich bereits noch (viel) mehr Arbeit. Verrückt, oder?

Leidenschaft, Sucht oder einfach nur bescheuert?

Klar, normalerweise würde ich jetzt sagen, dass ich halt meine Arbeit liebe und sie nicht als Qual empfinde. In diesem Moment jedoch habe ich mich ernsthaft hinterfragt und einen objektiven Blick darauf geworfen, wie viel ich arbeite und was ich mir alles freiwillig vornehme. Kann man etwa eine Art „Sucht“ danach entwickeln? Ist das ein ungesundes Verhalten und rede ich es mir nur schön, um den Tatsachen nicht ins Auge blicken zu müssen? Oder habe ich einfach nur einen an der Waffel und sollte mich mal auflockern, um mich Lottogewinner-Fantasien mit einem ewigen Leben am Strand hinzugeben?

Die kurze Antwort ist: Ein wenig bescheuert bin ich ohnehin, völlig ohne Zweifel 😉 Für den Moment brauchte ich es, mich kurz zu hinterfragen und zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. Die Tatsache, dass ein Lottogewinn nichts an meinem Alltag ändern würde, ist jedoch etwas Tolles. Im Folgenden möchte ich dich dazu motivieren, deinen Alltag besser aufzustellen, als er durch den Gewinn eines Millionen-Jackpots gemacht werden könnte.

Die Chancen zu seinen Gunsten ändern

Im letzten Blogartikel habe ich ziemlich gegen „das System“ gewettert (kannst du gerne hier nachlesen) und das Hamsterrad thematisiert, in dem wir alle feststecken. Wir machen einen Job, den wir hassen, um gerade genug Geld zum Überleben zu erhalten. Dabei sind wir auch noch stark in unserer Freiheit eingeschränkt. Kein Wunder, dass alle vom Lottogewinn und dem Ausbruch aus dem Alltag träumen. Das Problem dabei ist, dass ein Lottogewinn ziemlich unwahrscheinlich ist. Ich habe es gerade noch einmal für dich recherchiert: Deine Chancen stehen 1 zu 140 Millionen. Bitter, oder? Also, so sehr ich dir auch den Gewinn gönnen würde, er ist nicht gerade wahrscheinlich. Was heißt das im Umkehrschluss für dein Leben? Dass du im Unglück des Alltags feststecken musst, bis dir etwas nahezu Unmögliches passiert? Nein danke, ohne mich. Da muss es doch eine bessere Lösung geben.

Jetzt kommt eigentlich das klassische Argument: „Aber Michael, es können nicht alle reich sein. Nicht jeder ist dazu gemacht, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, berühmt zu werden oder mit irgendeinem anderen Talent Millionen zu verdienen.“

Für heute lasse ich dieses Argument sogar durchgehen. In unserer aktuellen Gesellschaft können tatsächlich nicht alle wohlhabend sein. ABER, was ist, wenn es gar nicht um Wohlstand geht? Was, wenn die Menschen nicht im Lotto gewinnen wollen, um einen Ferrari zu kaufen? Vielleicht resultiert der Wunsch ja auch nur daraus, das Hamsterrad zu verlassen. Denn oberflächlich betrachtet ist Geld die einfachste Möglichkeit aus dem Alltag auszubrechen. Das finde ich völlig logisch. Geld ist jedoch nicht die einzige Option.

Wie wäre es mit dem folgenden simplen Ansatz: Wenn du schon jeden Tag hart arbeiten musst, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen, warum machst du dann nicht etwas, das dir Spaß macht? Wenn du schon deine Zeit einer Aufgabe widmen musst, warum dann nicht einer, mit der du dich identifizieren kannst? Das ist wesentlich einfacher zu realisieren als ein Lottogewinn und löst einen Großteil der alltäglichen Unzufriedenheit auf.

Gute Beispiele

Wie du weißt, habe ich diesen Weg eingeschlagen. Ja, es war nicht leicht und ich gebe offen zu, dass ich kurz vor der Totalpleite war, aber ich habe mich damals auch blöd angestellt. Aus heutiger Sicht hätte ich das auch einfacher hinbekommen. Heute bin ich an einem Punkt, an dem ich mehr arbeite als damals. Allerdings macht es mir Spaß. Es erfüllt mich. Wenn ich abends zu Bett gehe, freue ich mich auf den nächsten Tag und wenn ich morgens aufstehe, kann ich es kaum erwarten loszulegen. Meiner Meinung nach ist das wertvoller als ein Lottogewinn und all die Dinge, die man damit kaufen kann. Aber hören wir doch auf von mir zu reden und schauen uns mal andere positive Beispiele an:

Vor einiger Zeit lernte ich einen Mann kennen, der seinen hochbezahlten Managerposten bei einer Großbank aufgegeben hat, um als Straßenkehrer bei den Stadtwerken zu arbeiten. Das ist kein Scherz und er hat auch nicht den Verstand verloren. Er war einfach müde von all dem Stress und den Oberflächlichkeiten. Wenn er draußen an der frischen Luft ist und für Ordnung sorgt, hat er das Gefühl, der Gesellschaft etwas Gutes zu tun. Sein Haus musste er im Zuge dessen gegen eine kleine Wohnung am Stadtrand eintauschen, aber er ist glücklicher als je zuvor.

Darüber hinaus kenne ich einen Supermarktbesitzer, der zusätzliches Personal eingestellt hat, das sich um die Organisation des Marktes kümmert. Warum? Weil er selbst so gerne an der Kasse sitzt! Er liebt den unmittelbaren Kontakt zu seinen Kundinnen und Kunden. Außerdem ist für ihn das Gefühl befriedigend, die Waren „wirklich“ zu verkaufen, die vorher noch im Laden standen.

Und dann hätte ich da noch die freundliche Dame, die sich nach einem Coaching mit mir dazu entschloss, im Alter von 59 Jahren Tanzlehrerin zu werden.

„Es ist nicht leicht“

Das zeigt, dass ALLES möglich ist. Es ist möglich, aber unwahrscheinlich, dass du im Lotto gewinnen wirst. Viel einfacher ist es, den Trott zu durchbrechen, indem du jeden Tag das machst, was dir Spaß macht. Es geht nicht darum, reich zu sein. Es geht nicht darum, viel Geld zu verdienen. In erster Linie geht es darum, glücklicher zu werden. So glücklich, dass auch ein Lottogewinn nichts an deinem Alltag ändern würde.

Eine solche Umstellung ist nicht leicht, das ist mir klar. Zuerst einmal erfordert das die Erkenntnis: „Was würde mich eigentlich glücklich machen?“
Und dann muss man natürlich einen entsprechenden Job finden oder gründen („Selbstständigkeit“) und seinen alten Job aufgeben. Das ist mit existenziellen Ängsten verbunden und ebenfalls nicht leicht.

Aber ist es denn leicht, jeden Tag etwas zu machen, das einen nicht erfüllt? Ist es leicht, ein Leben lang von einer Chance auf den Ausbruch („Lottogewinn“) zu träumen, die womöglich niemals kommen wird? Ist es leicht, im wahrsten Sinne ein Leben zu führen, das man bei Gelegenheit sofort eintauschen würde?

Stell dir die richtigen Fragen

Nimm diese Gedanken einfach mal mit. Lass sie wirken. Und dann fang an, dir die richtigen Fragen zu stellen. Fang mit der folgenden an:

„Wie müsste mein Leben sein, damit ein Lottogewinn es nicht verbessern könnte?“

Sobald du eine Antwort darauf gefunden hast, weißt du, was zu tun ist. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

Titelbild: Unsplash.com, Ethan Robertson