Mit Sicherheit kennst du den Begriff „Work-Life-Balance“. Ein furchtbarer Ausdruck, wenn du mich fragst. Er impliziert, dass unser Leben eine Balance zwischen der Arbeit und der Freizeit/dem Leben (Life) haben muss. Glaubt man diesem Schema, wird es nicht als „leben“ bezeichnet, wenn wir arbeiten. Was machen wir denn dann die ganze Zeit unseres Lebens?
Lass uns mal ein ganz einfaches Rechenbeispiel anschauen: Der Tag 24 Stunden. Ausgehend davon, dass du am Tag 6 Stunden schläfst und 8 Stunden arbeitest (beides sehr optimistisch geschätzt), sind 14 Stunden verbraucht. Es bleiben dir also in diesem Fall 10 wache Stunden „Leben“. Das ist nicht einmal die Hälfte des Tages. Und in dieser Zeit müssen ja auch noch Pflichten erfüllt werden: Einkaufen, Haushalt führen, sich um die Kinder oder die Familie kümmern, usw.
Ziemlich pessimistisch hochgerechnet könnte man also meinen, dass du nur ein Drittel deines Lebens „lebst“. Aus diesem Grund mag ich die „Work-Life-Balance“ überhaupt nicht. Dieser Begriff deprimiert Menschen, die sich auch nur einen ausführlichen Gedanken über ihren Alltag und ihr Leben machen.
In meinem Buch „30 Gedanken, die Ihr Leben bereichern werden“, beschäftige ich mich mit einem Perspektivenwechsel zu diesem Thema, den ich heute noch einmal aufgreifen möchte. In Zukunft werden wir noch über viele solcher Kniffe sprechen, die das Leben einfacher und leichter aussehen lassen. Heute ist es dieser spezielle.
Das Prinzip ist: Erkenne deine Arbeit als Erfüllung einer Aufgabe an. Gehe nicht zur Arbeit, um deine Zeit gegen einen Stundenlohn zu verkaufen. Es gibt so viele Menschen, die mit Ihrer Arbeit unzufrieden sind und jeden Tag mit gesenktem Haupt lostrotten, um es einfach nur hinter sich zu bringen. Das muss nicht sein. Aus „Work“ kann „Life“ werden! Du lebst, während du arbeitest. Und du tust etwas Sinnvolles. EGAL, WELCHEN JOB DU AUSÜBST: ER HAT EINEN SINN!
Der Sohn einer guten Freundin von mir arbeitet als Pizza-Lieferant. Er sagte mir einmal, er wäre furchtbar unzufrieden mit seinem Job. „Die Bezahlung ist okay, aber der Job ist eintönig und sinnlos. Wie lächerlich stehe ich bitte neben einem Arzt da?“, beklagte er sich.
Ich antwortete ihm: „Es gibt Ärzte und es gibt Pizza-Lieferanten und das ist vollkommen gut so. In welcher Welt würden wir denn leben, wenn jeder gleich wäre und das Gleiche tun würde? Jeder erfüllt seine Aufgabe und so funktioniert die Welt.“ Ich versuchte, ihn ein wenig zu ermutigen: „Hast du eine Ahnung, wie viele Menschen müde von der Arbeit nach Hause kommen und dankbar sind, dass es dich gibt, da sie einfach zu müde zum Kochen sind? Weißt du, wie vielen Menschen du den Tag erleichterst, indem du dich immer wieder auf den Weg machst, um ihnen etwas Frisches zum essen zu bringen?“
Etwa einen Monat später erhielt ich eine Schachtel Pralinen und eine Dankeskarte von ihm. In ihr stand: „Vielleicht ist mein Job wirklich nicht so übel. Danke, Michael.“
Ich hoffe, dass dieser Gedanke über die eigene Arbeit möglichst vielen Menschen dabei helfen kann, einen Sinn in dem zu sehen, was man tut. Denn in der Tat leben wir, während wir arbeiten. Niemand sollte den Kopf ausschalten, seine Zeit für Geld verkaufen und erst den Kopf wieder einschalten, sobald die Feierabendglocke läutet.
Versuch einmal, es so zu sehen: Du leistest deinen Teil dafür, dass unsere moderne Welt funktioniert und dafür bekommst du sogar Geld. Es gibt mit Sicherheit bessere Konzepte, wie die Welt laufen könnte 🙂 Aber ist es nicht auch von Vorteil, das Beste aus seiner Situation zu machen?
Während ich diesen Artikel heute schreibe, liege ich schwer erkältet im Bett. Der Laptop hat es sich auf meinem Bauch gemütlich gemacht 🙂 Was ich hier mache, ist keine Arbeit. Es ist ein Teil meines Lebens und ich liebe, was ich tue. Deshalb gibt es auch diesen Freitag einen Artikel, obwohl mein Kopf brummt 🙂
Ich hoffe, dass dieser Gedanke dir durch so manchen schweren Arbeitstag hindurch helfen wird. Hab ein tolles und vor allem entspanntes Wochenende.
Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael
Lieber Michael,
vielen Dank für Deine Mails, sie sind immer sehr inspirierend. Ich arbeite sehr gerne, was aber auch daran liegt, dass wir im Team sehr viel Spaß haben, wir verbringen sogar einen Teil unserer Freizeit zusammen, Sport, Kino, Theater, gestern Weihnachtsmarkt… Einfach schön. Ich bin da wirklich dankbar, das ist auch in unserem Unternehmen nicht selbstverständlich. Leider will unser Konzern bis 2018 1400 Stellen abbauen, das trübt die Stimmung, wie Du Dir denken kannst. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen!
Lass Du Dich auch nicht unterkriegen und werde schnell wieder gesund.
Ich wünsche Dir ein schönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und ein gutes gesundes neues Jahr.
Ich freue mich auf Dein neues Buch.
Liebe Grüße
Jutta
Hallo Jutta,
wie immer sehr gerne! Es ist schön, dass du mit deinen Kollegen so gut befreundet bist und die Arbeit dadurch mehr genießen kannst. Das ist, wie du selbst sagst, nicht selbstverständlich.
Ich bin mir sicher, dass du mit deiner optimistischen Einstellung auch die schwierigen Zeiten überstehen wirst. Bereits in unserer Kindheit haben wir ja gelernt: Nach jedem Unwetter wird die Sonne wieder scheinen und auf jeden Winter folgt ein Frühling 🙂
Langsam aber sicher befinde ich mich wieder auf dem Weg der Besserung, vielen Dank. Auch dir ein schönes, gesundes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr.
Bis bald 🙂
Michael
Hallo Michael,
Vielen Dank für deine Denkanstöße. Sie helfen mir sehr. Mit Spaß und Freude und die richtige Einstellung läuft es wie ein Kinderspiel …. leicht.
Am besten fand ich die aufbauenden Worte zum „psychisch krank – mutig und vorbildlich“. Seit dem ich die Tipps angenommen und schon teilweise umgesetzt habe, geht es mir viel besser. Danke 🙂
Ich bin immer sehr gespannt auf das nächste Thema von dir.
Schön das es dich gibt.
Gute Besserung!
LG silvia 🙂
Hallo Silvia,
vielen Dank für deine lieben Worte. Es freut mich sehr zu hören, bzw. zu lesen, dass es bei dir so gut läuft!
Es ist egal, wie schnell oder langsam man fortschreitet: Solange man nicht aufhört, nähert man sich seinen Zielen. Also machen wir Woche für Woche weiter 🙂
Liebe Grüße
Michael
Bin leider erst heute Morgen dazu gekommen deinen Blog zu lesen. Der Grund: Unser Opa ist 90 Jahre alt geworden. Wahnsinn…. 90 Jahre unglaublich, wenn man sich das mal auf der Zunge zergehen lässt. Er war im Krieg, in der Gefangenschaft, er wurde aus seinen Heimatland vertrieben und unserem Hof zugewiesen als Knecht damals. Er hat sein ganzes Leben lang geschuftet auf den Feld bei den Tieren um sich ein angenehmes Leben aufzubauen. Er hat die Tochter des Hofbesitzers geheiratet, sie waren sehr glücklich, obwohl sie immer viel gearbeitet haben. Er hat viele technische Veränderungen miterlebt. Von der Dampflok die durchs Dorf fuhr, die es seit vielen Jahren schon nicht mehr gibt. Heute fahren in 6 km Entfernung die ersten Hochgeschwindigkeitszüge ihre Testfahrten. Er lobt immer noch die Erfindung der Waschmaschine und telefoniert gerne mit seinen Verwandten in weiter Ferne. Mit Telefon… für uns eine Selbstverständlichkeit. Er sagt immer, wenn er mal gehen muss, dann verschwindet sein ganzes Wissen mit ihm. Ja, da hat er wohl recht. Ich hoffe sehr das er noch ganz lange fit ist und noch viel von sich und den alten Zeiten weitergeben kann. Und ich hoffe auch weiterhin, das du noch ganz lange die Lust dazu hast uns mit dem geschriebenen Wort zu beglücken. Es hilft sehr auch alles mal von einer anderen Seite aus zu betrachten. Freu mich auf dein neues Buch und danke für alle die du schon geschrieben hast. Nehme sie mir oft zur Hand, wenn ich mal einen Denkanstoß brauche. Also Danke für alles und werde schnell wieder gesund…
Vielen Dank für den Einblick in diese spannende Lebensgeschichte! Das Leben eines anderen Menschen mit einer Altersangabe zu beziffern, ist etwas, das wir oft ganz beiläufig machen. Nur selten nimmt man sich die Zeit, darüber nachzudenken, was in all dieser Zeit geschehen ist. Wir alle arbeiten Tag für Tag an unserer ganz eigenen Geschichte und jeder sollte die Gelegenheit bekommen, sie zu erzählen. Richte deinem Großvater bitte die besten Glückwünsche aus 🙂
Danke auch für die lobenden Worte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass manchmal eine andere Meinung sehr gut tun kann, auch wenn man nicht nach ihr gefragt hat. Dies ist einer der Gründe, weshalb hier jede Woche ein neuer Artikel erscheint. Schön, dass auch die Bücher dir gefallen.
Langsam aber sicher geht es mir wieder besser 🙂 Vielen Dank für deine Nachricht und bis bald!
Michael