Was mir niemand am Anfang meiner Reise erzählte…

Die Persönlichkeitsentwicklung gehört zu den wertvollsten Aspekten meines Lebens. In ihren Lehren finden wir die Möglichkeit, uns selbst kennenzulernen, uns zu vertrauen und stark zu werden. Und das in einer Welt, in der man sich auf nichts und niemanden verlassen kann. Oder zumindest auf kaum etwas und jemanden. Durch die Persönlichkeitsentwicklung lernte ich, Verantwortung für mich und mein Leben zu übernehmen. Meine Erwartungen gegenüber anderen wurden immer geringer und so stellte sich auch ein immenses Gefühl der Zufriedenheit ein. Ich finde das so faszinierend, dass ich mich dazu entschied, diese Gedanken mit anderen zu teilen und diese Faszination hält bis heute an. Angesichts der Tatsache, dass die Gedanken über die Weiterentwicklung unserer Persönlichkeit so viel Anklang finden, bin ich jeden einzelnen Tag aufs Neue davon überzeugt, dass die Persönlichkeitsentwicklung ein entscheidender Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme ist. Sie hat allerdings auch einen Haken. Und zwar einen großen.

Selbstreflexion und der Schmerz

Um etwas besser machen zu können, muss man erst einmal begreifen, wie und womit man sich im Weg steht. Oder anders ausgedrückt: Man muss sich mit Fehlern der Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetzen. Das kann mitunter ziemlich unangenehm sein. Aber das ist gar nicht der „Haken“, über den ich heute sprechen möchte. Der Schmerz ist völlig normal und sinnvoll. Er gibt uns die Motivation zur Veränderung.
Und so kommt es, dass die Mutigen, die durch den Schmerz hindurchgehen und an sich arbeiten, Erfolge erzielen. Sie fühlen sich wohler in ihrer Haut. Sie bauen ihren Alltag gewinnbringend um. Sie verbessern die Beziehungen zu ihren Mitmenschen und werden sogar in vielen Bereichen des Lebens erfolgreicher. All das sind wunderbare Entwicklungen. Sie alle machen das Leben deutlich lebenswerter. Aber sie alle fördern auch etwas, was das Leben nicht unbedingt leichter macht: Wir entfernen uns von unseren Mitmenschen.

Je bewusster wir denken und handeln, desto stärker wird uns auch bewusst, wie sehr sich der Großteil unserer Gesellschaft geradezu gegen die Persönlichkeitsentwicklung wehrt.
Versteh mich an dieser Stelle bitte nicht falsch: Ich möchte nicht sagen, dass man „besser“ oder „wertvoller“ ist, wenn man sich und sein Leben öfter hinterfragt. Es ist einfach eine ganz normale Konsequenz, dass Bewusstheit uns stärker die Fehler unseres Umfelds erkennen lässt.

Wenn du dich zum Beispiel dazu entscheidest, dich deutlich bewusster zu ernähren, dann wird dir plötzlich auffallen, wie schwer es ist, in einem normalen Supermarkt etwas Gesundes zu kaufen. Dir wird klarwerden, dass beinahe jedes industriell hergestellte Lebensmittel schlecht für dich ist und du wirst dich fragen, wie das sein kann. Du wirst dich fragen, warum niemand etwas dagegen unternimmt.

Ebenso wirst du erkennen, dass die meisten Probleme unserer Gesellschaft hausgemacht sind, sobald du anfängst, dich intensiver mit deinen eigenen Fehlern und Herausforderungen zu beschäftigen. Bewusstheit und Bewusstsein eröffnen dir nicht nur eine Perspektive auf viele schöne Dinge des Lebens. Sie erweitern deinen Horizont auch um Leid, Probleme und Gefahren. Und wenn man mit diesen Dingen nicht umgehen kann, dann ist DAS der eigentliche Haken an der Persönlichkeitsentwicklung.

Bonusfrage am Rande: Was glaubst du, WARUM so Viele Angst vor der Selbstreflexion haben? 🙂

Ein einsamer Weg

Es wird nicht unbedingt leichter, wenn man bedenkt, dass man sich durch die Persönlichkeitsentwicklung von seinem alten Umfeld entfernt. Somit steht man nicht nur neuen Herausforderungen und Gefühlen gegenüber. Man muss sich ihnen auch noch größtenteils alleine stellen. Das ist nichts fürs jedermann.

Ich möchte nicht behaupten, der große Erleuchtete zu sein, der die Lösungen zu allen Problemen der Welt hat. Allerdings habe ich, wie viele andere auch, ein paar gute Lösungen zu einigen emotionalen Problemen entwickelt. Wenn man wirklich helfen möchte, dann wünscht man sich, man könnte seine Erfahrungen mit der ganzen Welt teilen und vielen, vielen Menschen helfen, die ähnliche Erfahrungen machen, wie man sie selbst durchlebt hat. Man stellt jedoch fest, dass sich nur Wenige für diese Lösungen interessieren.

So geht es vielen empathischen Menschen da draußen und ich kann mir vorstellen, dass auch du ganz genau weißt, wovon ich spreche. Du möchtest helfen. Aber nicht aus egoistischen Gründen, sondern reinen Herzens, weil du überzeugt davon bist, jemandem etwas wirklich Gutes tun zu können. Aber du kannst nicht. Es wird nicht angenommen. Und das tut weh. Es zieht einen herunter. Lässt einen am Guten des Lebens zweifeln.

Was für eine Ironie. Die Persönlichkeitsentwicklung hilft uns dabei, uns selbst näher zu kommen und das Leben zu meistern, aber sie entfernt uns von den Menschen, die jahrelang unser Umfeld gebildet haben. Auch damit muss man umgehen können.

Eine bewährte Strategie

Ich habe wirklich lange ein skurriles Dasein geführt. Auf der einen Seite der erfolgreiche Buchautor und Coach, der sich eindrucksvoll aus seinem Leid befreit hat. Auf der anderen Seite unglücklich und zutiefst frustriert, weil zu viele Menschen meine Absichten fehlinterpretieren oder ignorieren. Wie habe ich dieses Problem gelöst?

Im Grunde ist es recht simpel: Ich habe aufgehört, mich den falschen Menschen aufzudrängen. Ich habe aufgehört, mich und meine Absichten zu ernst zu nehmen. Meine Einstellung ist: Was ich zu geben habe, wird die Richtigen erreichen, wenn sie bereit sind. So, wie ich auch immer die Hilfe finde, die ich brauche, WENN ich sie dann brauche.

Ich ärgere mich nicht mehr über all jene, die ihr Glück verhindern, sondern freue mich umso mehr über die, die aktiv Verantwortung übernehmen. Meine Arbeit ist wie ein Buffet. Wer Hunger hat, wird schon kommen und sich nehmen, was er braucht. Und wer nicht will, der hat schon 😉

Damit möchte ich dir sagen: Verschwende keine Energie an den Fehlern anderer. Denn je weiter du dich entwickelst, desto klarer wirst du erkennen, was um dich herum schief läuft. Und der damit verbundene Schmerz wird dir deine Fortschritte rauben.
Also investiere deine Energie in dich und darin, Gleichgesinnte zu finden. Wer wirklich etwas verändern will, wird sich dir anschließen. Alle anderen können, sollen, dürfen und müssen ihren eigenen Weg gehen.

Die knallharte Wahrheit

Am Ende des Tages ist die knallharte Wahrheit diese: Was wir für richtig halten, muss nicht für andere richtig sein. Wir dürfen uns nicht anmaßen zu wissen, was besser für andere sein könnte. Sogar dann, wenn wir zu 100 Prozent überzeugt davon sind zu wissen, was gut für andere ist. Dies ist eine Lektion, die auch ich lernen musste. Und diese Lektion ist wirklich hart, denn wer von Herzen helfen möchte, handelt aus Überzeugung. Und wer tief in die Persönlichkeitsentwicklung eintaucht, entdeckt viele Lösungen und Wege, die er mit kaum jemandem teilen kann. Aber am Ende des Tages ist diese harte Lektion auch nur eine von vielen charakterbildenenden Maßnahmen, an der wir wachsen können.

Und deshalb dränge ich mich niemandem auf. Ich mache meine Arbeit für all jene, die sie suchen und brauchen. Täte ich das nicht auf diese Weise, würde ich mich jeden Tag aufs Neue machtlos fühlen.

Mir ist klar, dass dieser Blogartikel nicht den Geschmack jeder Leserin, bzw. jedes Lesers treffen wird. Aber die Sensiblen und sehr Empathischen unter euch werden sehr genau wissen, wovon ich spreche. Ein großes Herz zu haben, kann einen auffressen. Die falschen Prioritäten zu haben, kann einen um den Verstand bringen. Da tut es gut, mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren und die Sicht geradezurücken.

Die Persönlichkeitsentwicklung ist und bleibt etwas Wundervolles. Aber auch sie bringt ihre Tücken mit sich. Den Umgang mit ihnen zu lernen, gehört zur Entwicklung dazu.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel einigen Grüblern da draußen etwas Last von den Schultern nehmen kann. In diesem Sinne: Alles Gute!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Anthony Tran