Lass dich nicht vom „perfekten“ Leben der anderen blenden

Einer muss es ja mal sagen…

In meiner allerersten Veröffentlichung, damals im Jahr 2014, verwendete ich das folgende Zitat des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard:

„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“

Heute, fast 10 Jahre später, finde ich dieses Zitat immer noch genauso passend. Mehr noch: Ich denke, dass ich es besser verstehe als damals. Das, was uns glücklich macht, verliert immer nur dann seinen Glanz, wenn wir es mit etwas vergleichen, das uns „besser“ erscheint. Sobald wir in ein Mangeldenken kommen, also nur auf das schauen, was uns fehlt, anstatt dankbar für das zu sein, was wir haben, entsteht Unzufriedenheit.

Mein Anliegen ist nicht, Dankbarkeit zu predigen und das Vergleichen zu verteufeln. Denn, obwohl ich finde, dass der gute Sören Kierkegaard Recht hatte, habe ich kein Problem mit dem Vergleichen. Ich finde es sinnvoll, denn es kann ein Ansporn sein, sich weiterzuentwickeln. Zumindest unter den richtigen Voraussetzungen. Und diese richtigen Voraussetzungen sind das, worüber wir sprechen sollten.

 

Vergleichen hilft

Wenn ich unzufrieden mit der Form meines Körpers bin und Inspiration suche, um ihn neu aufzubauen, was mache ich dann? Ich schaue mir Personen an, die so aussehen, wie auch ich gerne aussehen möchte. Ich vergleiche mich mit ihnen. Ja, die Einsicht, nicht in der besten Form meines Lebens zu sein, macht mich unzufrieden. Aber ich brauche diese Unzufriedenheit als Treibstoff, damit ich meinen inneren Schweinehund überwinde.

Wenn ich mit meiner finanziellen Situation unzufrieden bin und mich dazu entscheide, etwas dagegen zu unternehmen, dann fange ich an, mich mit erfolgreicheren Menschen zu vergleichen. Die Erkenntnisse, die ich dabei erlange, sind ernüchternd. Aber sie sind auch motivierend. Auch hier brauche ich die Unzufriedenheit, um die nötige Kraft zur Veränderung zu entwickeln.

Dasselbe Prinzip lässt sich noch auf viele andere Bereiche des Lebens anwenden. Somit stellen wir fest, dass Unzufriedenheit unangenehm sein mag, aber durchaus produktiv sein kann. Unzufriedenheit kann der Startschuss zu einem positiven Lebenswandel sein, oder auch zu Entscheidungen, vor denen wir uns jahrelang gefürchtet haben.

 

Richtig vergleichen

Das Problem ist somit nicht das Vergleichen an sich. Das Problem ist die Art und Weise, wie wir vergleichen, und vor allem, mit wem wir uns vergleichen.

Problemvergleich Nummer eins ist der sogenannte „Abwärtsvergleich“. Wir relativieren unsere Probleme, indem wir uns mit Menschen vergleichen, denen es schlechter geht als uns. Beispiel: „Ich darf mich ja nicht beschweren mit meinen 10.000 Euro Schulden. Letztens habe ich von jemandem gehört, der mit einer Million verschuldet ist!“
Die schlechtere Lage anderer macht unsere eigene nicht besser. Im Gegenteil. Sie hüllt uns die Illusion, es ginge uns doch gar nicht so schlecht, und nimmt uns somit den Anreiz zur Veränderung.

Das exakte Gegenteil ist der „Aufwärtsvergleich“, den wir eben thematisiert haben. Nur dann, wenn uns der Blick auf das „bessere“ Leben eines Mitmenschen motiviert, ist er produktiv. Solange uns dieses Gefühl der „Unterlegenheit“ herunterzieht, fördert es eine Abwärtsspirale.

 

Mit was vergleichen wir uns da eigentlich?

Nun ist es so, dass wir uns im Informationszeitalter befinden. Die Zeit von Fernsehen, Social Media und Co. hat dazu geführt, dass wir täglich mit dutzenden (oder eher hunderten) Personen konfrontiert werden, die ein vermeintlich „besseres“ Leben führen als wir. Und das ist auch einer der Gründe dafür, warum ich so große Schwierigkeiten mit meiner eigenen Öffentlichkeitsarbeit habe. Ich stelle mich einfach nicht gerne als jemand Besseres in der Öffentlichkeit dar, und ganz bestimmt versuche ich nicht, so bewundernswert wie möglich zu wirken.

Letzteres ist genau das, was die meisten tun: Sie zeigen im Internet nur die Glanzmomente ihres Lebens. Sie veröffentlichen Fotos und Videos von Urlauben, von neuen Besitztümern oder von ganz besonderen Erlebnissen. Das ist ja auch nachvollziehbar. Aber es erzeugt den Eindruck, als wäre ihr Leben eine einzige Wonne. Und das ist gelogen. Niemandes Leben ist perfekt. Ja, das klingt nicht sympathisch, aber lasst uns bitte die Wahrheit verurteilen, und nicht den, der sie ausspricht.

Meine Arbeit als Coach und Berater hat mir die Augen geöffnet. Auch hinter den größten Hochglanz-Persönlichkeiten stehen Probleme, Sorgen, Selbstzweifel, Unsicherheiten und Ängste. Das ist vollkommen in Ordnung und einfach nur menschlich. Es wird nur einfach nicht nach außen kommuniziert.

Und so kommt es, dass ganz normale Menschen sich mit den „perfekten“ Berühmtheiten des öffentlichen Lebens vergleichen. Dabei können sie nur verlieren, denn:

1. Wenn sie sich durch den Aufwärtsvergleich motiviert fühlen, jagen sie ein Phantom. Denn sie sind motiviert von einer Illusion, die nicht – oder nur in Teilen – der Realität entspricht. Das kann übel ausgehen.

2. Wenn sie durch den Aufwärtsvergleich frustriert sind, lassen sie sich unnötig herunterziehen. Denn das „perfekte Leben“, von dem sie sich einschüchtern lassen, ist nicht real.

 

Überprüfe deine Vorbilder

Bitte entschuldige, wenn das sehr negativ klingt. Ich bin nur einfach nur ehrlich, und das sind meiner Meinung nach zu wenige.

Vorbilder zu haben und sich an anderen zu orientieren, ist eine feine Sache. Auch in meinem Glaubens- und Motivationssystem ist das eine feste Säule. Aber wir sollten uns gründlich aussuchen, wen und was wir da bewundern. Wir sollten weise wählen, womit wir uns und unsere Lebenssituation vergleichen.

In meinen Coachings erlebe ich regelmäßig wunderbare Menschen, die ein ganz tolles Leben führen, aber sich ständig minderwertig fühlen, weil Promi oder Influencer XY angeblich dies und jenes macht oder hat. Und so schließt sich der Kreis, sodass ich den guten Sören Kierkegaard wieder wunderbar verstehen kann.

Vergleiche dich mit anderen. Bewundere sie für ihre außergewöhnlichen Leistungen. Lass dich davon inspirieren. Aber bitte überprüfe vorher, ob das Bild, mit dem du deine eigene Situation vergleichst, real ist, oder ob du eine Illusion jagst und dich somit in Unglück stürzt.

In diesem Sinne: Weiterhin viel Erfolg!

 

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Anthony Delanoix

 

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Michael,
    mal wieder ein toller inspirierender Blogbeitrag,
    Ich danke dir, mache weiter so.
    P..s. : Dein Neues Buch ist der Kracher, gleich morgens kurz nach sechstes E-Book geholt und schon die Hälfte verschlungen.
    Vielen Dank für dieses geniale Buch, es hat schon öfters Klick gemacht und ich beginne so manches davon anzuwenden.
    Grüßle und ein schönes Wochenende
    Uwe

  2. Lieber Michael!
    Wieder einmal hast du den Nagel auf den Kopf getroffen! Legst Du den Finger in die Wunde vieler Menschen, aber es geht wirklich so zu in unserer Mit- und Umwelt. Jeden Tag beobachte ich solche Situationen…und es gibt nur wenige Menschen, die genug Bewusstsein entwickelt haben, sich nicht einlullen lassen oder unabhängig von der Meinung anderer ihr Leben leben wollen.
    Mir drängt sich das Gefühl auf, dass persönliche Gespräche nicht mehr so wichtig sind, weniger gelebt werden, an diese Stelle tritt die sozial media Version eines erfüllten Lebens, ohne genügend direkten Kontakt mit Lebewesen.
    Das empfinde ich oft als leer und nicht erfüllend, allerdings entscheidet das jeder für sich selbst, es ist ja auch nur mein ganz persönlicher Eindruck.
    Vielen Dank und einen entspannten 3. Advent 🕯️🕯️🕯️wünsche ich Euch!
    Grüße Schatzheidi

  3. Lieber Michael,

    vielen Dank für diesen wunderbaren Blog. Du hast dieses Thema wunderbar dargestellt und vor allem die Zusammenhänge so einleuchtend beschrieben.
    Vielen Dank 🙏 auch für dein neues Buch, das ich mir gekauft habe und hoffe, Weihnachten 🎅 dazu komme, es zu lesen.
    Ich wünsche dir einen wunderschönen 3. Advent und alles erdenklich Gute!
    Marinetta

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