Oder: Eine erheiternde Möglichkeit, auch mit den schwersten Situationen umzugehen…
Der heutige Blogartikel liegt mir am Herzen und ich weise direkt zu Beginn darauf hin, dass er mit einem Augenzwinkern zu nehmen ist. Mach es dir gemütlich und lass mich dir etwas Erheiterndes erzählen. Es könnte dich dazu inspirieren, Manches grundlegend anders zu betrachten…
Pessimist aus Leidenschaft
Als Blogger und Buchautor habe ich die große Freude, viele Menschen zu erreichen und sie hin und wieder zu motivieren. Gleichzeitig wird mir aber auch die große Freude zuteil, Pessimisten auf den Schlips zu treten 🙂
Ob in Lesermails, Buchrezensionen oder auf Facebook: Hin und wieder beklagen Leserinnen und Leser, die Inhalte seien zu positiv. Ein paar meiner Favoriten sind:
- „Das ist doch Wunschdenken! Wenn das Leben doch so schön und einfach ist, warum bin ich dann unzufrieden?“
- „Das ist doch leichter gesagt als getan! Man kann einem depressiven Menschen nicht sagen, er solle es locker nehmen. Das zieht ihn nur mehr herunter!“
- „Das ist doch nur eine Verbiegung der Tatsachen, ganz nach dem Motto: Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt.“
Natürlich bin ich für jede Kritik offen, die meine Schreibarbeit betrifft. Bei Kritik am Konzept des positiven Denkens überkommt mich jedoch hin und wieder das Bedürfnis, ein paar interessante Gegenfragen zu stellen. In diesen Beispielen wäre das:
- „Hat irgendjemand behauptet, es gäbe ein schönes und unkompliziertes Leben geschenkt? Warum gibt es wohl all diese Bücher, Blogs, Seminare, Facebook-Seiten, usw.? Könnte es nicht sein, dass man all das als Motivation nutzen kann, um zu einem unkomplizierten Lebensstil zurückzufinden?“
- „Man darf einem depressiven Menschen keinen Mut machen? Die bessere Lösung wäre also, ihn mit seinen Problemen alleine zu lassen und ihn nicht zu motivieren? Ihm keine Aussicht auf eine bessere Zukunft zu geben? Ihm nicht schmackhaft zu machen, was ihn erwarten könnte, wenn er sich seinen Problemen stellt?“
- „Sein Leben möglichst positiv und glücklich zu gestalten, ist nicht erstrebenswert? Es macht also mehr Spaß, sich die Welt negativ zu malen? Alles klar, dann werde ich das wohl ausprobieren müssen!“
Die Wahrheit ist (unabhängig von meiner Meinung), dass es NIEMALS falsch ist, positiv zu denken, an das Gute zu glauben und nicht an Probleme, sondern an Lösungen zu denken. Wer leidenschaftlich pessimistisch ist, hat den Mut oder den Glauben verloren. Vielleicht auch beides. Genau dann kann ein wenig positiver Zuspruch nicht schaden.
Nicht so zimperlich
Wenn du dir ein Bein brichst, dann bist du verletzt und für eine Weile nicht voll einsatzfähig. Du bist empfindlich und musst dich zurückziehen, um deine Verletzung heilen zu lassen. Nach einer gewissen Zeit musst du jedoch lernen, wieder aufzustehen. Du musst dein Bein belasten und wieder Fortschritte machen, denn sonst leidet nicht nur das Bein, sondern auch der restliche Körper. Bewegst du dich zu wenig, wirst du insgesamt schwächer und somit immer verletzlicher und empfindlicher.
Genauso verhält es sich, wenn du emotional verwundet bist. Natürlich brauchst du ein wenig Rückzug, um deine Wunden zu schonen und heilen zu lassen. Wenn du dich jedoch zu sehr darauf fixierst und nicht bald wieder anfängst, belastbarer zu werden, wirst du immer empfindlicher. Du ziehst dich stärker zurück, wirst sensibler, negativer, pessimistischer, verlierst jeden Mut und bist schließlich nur noch frustriert.
Deshalb ist es wichtig, positiv zu sein und sich nicht hängen zu lassen. Man kann mit JEDER Einschränkung positiv umgehen. Es mag vielleicht unvorstellbar klingen, aber es ist möglich.
Ich hatte das Glück, im Laufe meines Lebens einige bemerkenswerte Menschen kennenzulernen, die mir mit ihrer Offenheit und ihrem Humor unglaublich starke Lektionen erteilt haben. Im Folgenden möchte ich dich gerne an drei dieser Lektionen teilhaben lassen:
1) In meiner Vergangenheit hatte ich einen Nebenjob, der die Betreuung von Menschen mit körperlichen Behinderungen/Einschränkungen beinhaltete. Dabei lernte ich einen Mann mittleren Alters kennen, der unter Multipler Sklerose, einer schwerwiegenden Erkrankung des Nervensystems, litt.
Sein Körper war stark gebeugt und ausgemergelt. Er nutzte Krücken, um sich fortzubewegen, doch brauchte dabei Hilfe. Seine Bewegungen waren für ihn nur sehr schwer zu koordinieren und er unterzog sich beinahe täglich schwierigen und schmerzhaften Therapien.
Dennoch hatte er IMMER ein Lächeln auf den Lippen. Er hatte IMMER ein liebes Wort für seine Mitmenschen und ließ sich nicht von Reisen und Abenteuern abhalten.
Bei unserer ersten Begegnung bat er mich darum, ihn zu begleiten. Er bewegte sich sehr langsam und musste sich für jeden Schritt stark konzentrieren und anstrengen. Wenn er es schaffte, einen Schritt zu machen, zuckte sein Fuß oft willkürlich hin und her, bevor er den Boden berührte.
Ich blieb ruhig und fragte mich im Stillen, ob ihm die Situation wohl unangenehm sei. Wie konnte ich Geduld demonstrieren? Oder ihm vielleicht helfen?
Mein Schweigen und meine Zürückhaltung entgingen meinem Begleiter nicht. Er fragte mich: „Warum bist du denn so still? Erstarrst du vor Ehrfurcht bei der Tatsache, dass ich trotz meiner Krücken tanze wie Michael Jackson?“ Dann sah er mich an, mit einem Schalk in den Augen, der seinesgleichen suchte. Wir brachen gleichzeitig in Gelächter aus und ich musste ihn festhalten, damit er nicht vor Lachen umfiel.
Aus uns wurden gute Freunde und ich durfte von ihm lernen, dass das Leben auch trotz der härtesten Rückschläge und Einschränkungen noch lustig sein kann.
2) Ebenfalls im Rahmen dieses Nebenjobs lernte ich einen jungen Mann kennen, der seit seiner Geburt blind war. Er war der erste blinde Mensch, den ich persönlich kennenlernte und ich hatte viel Mitgefühl, da ich mir das Fehlen des Augenlichts sehr schwierig vorstellte.
Bei unserer ersten Begegnung waren wir mit ein paar anderen Personen im Freien und unterhielten uns recht ungezwungen. Nach einigen Minuten fuhr ein brandneuer Ferrari mit donnerndem Auspuff an uns vorbei. Als Autonarr schaute ich dem Sportwagen natürlich verträumt hinterher. Der blinde Kollege sagte: „Wow, das war bestimmt ein teurer Flitzer.“
Ich antwortete, immer noch vollkommen gedankenverloren: „Also, dass das ein neuer Ferrari war, sieht ja wohl ein Blinder mit Krückstock.“ Ich hatte das letzte Wort noch nicht vollkommen ausgesprochen, da schoss mir bereits heiße Panik in den Kopf! Warum um alles in der Welt hatte ich das gesagt?!
Als ich gerade vor Scham im Boden versinken wollte, brach er in schallendes Gelächter aus und keuchte unter seinen Lachern: „Eins zu null für dich, Sportsfreund. Aber warte ab: Wir werden noch sehen, was ich für dich auf Lager habe. Oder…naja. Zumindest wirst du es sehen.“
Auch mit ihm entwickelte ich eine wertvolle Freundschaft. Und ja: Mit seinem bissigen Humor sollte er es noch einige Male schaffen, mich in die Pfanne zu hauen 🙂
Er zeigte mir, wie unbeschwert das Leben sein kann, auch wenn es für Außenstehende nicht so aussehen mag.
3) In meiner Jugend arbeitete ich nach der Schule in einem Supermarkt. Dort hatte ich einen kleinwüchsigen Arbeitskollegen. Er war ungefähr 30 Jahre alt und dabei ca. 1,20m groß. Seine Körpergröße sagte jedoch nur wenig über ihn aus, denn mit seiner ausgeprochenen Herzlichkeit, Freundlichkeit, Motivation und Entschlossenheit bewies er jeden Tag, dass er ein wahrhaft großer Mann war.
Er bestand darauf, einen ganz normalen Beruf auszuüben. Hürden sah er dabei nicht. Er sorgte für Lösungen. Regale räumte er ein, indem er eine kleine Klappleiter mit sich durch die Gänge trug und er kassierte mit zwei großen Kissen auf seinem Stuhl.
Als wir eines Tages gemeinsam ein Warenregal einräumten, unterhielten wir uns über die Kleinwüchsigkeit. Ich fragte ihn, ob es ihm manchmal schwerfallen würde oder ob er es sich manchmal anders wünschen würde. Er antwortete mit einer Gegenfrage: „Wann hast du zuletzt eine gratis Scheibe Wurst an der Fleischtheke bekommen?“
Ich sah ihn verwundert an und sagte: „Puh, das muss ewig her sein.“
Mit einem breiten Grinsen sagte er: „Ich bekomme täglich eine“, und zwinkerte mich an.
Ich lernte von ihm, dass es wesentlich besser ist, nicht an Probleme, sondern an Lösungen zu denken. Er zeigte mir mit seiner Tatkraft und seiner Herzlichkeit, dass jede Medaille zwei Seiten hat und dass es ganz an uns liegt, auf welche Seite wir schauen.
Bleib positiv!
Ich habe es schon oft erlebt, dass emotional oder körperlich eingeschränkte Menschen sich darüber beschweren, ausgegrenzt zu werden. Jeder packt sie mit Samthandschuhen an und traut sich nicht, sie nachdrücklich aufzumuntern oder auch mal einen Witz auf ihre Kosten zu machen. Das hat mir zu denken gegeben.
Positives Denken schadet nicht. Nie! Ein guter Lacher genauso wenig. Es schadet nicht, optimistisch zu sein und an Lösungen zu denken. Deshalb macht es keinen Sinn, sich über positive Gedanken, Inspiration oder Motivation zu beschweren. Man sollte einfach das Beste daraus machen.
Nun ist der Blogartikel doch wieder viel länger als geplant, also werde ich mich jetzt in das schöne Wochenende verabschieden. Ich hoffe, dass die kleinen Anekdoten dich genauso erheitert haben wie mich auch 🙂
In diesem Sinne: Schönes Wochenende und alles Gute!
Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael
Titelfoto: Gratisography.com
??Geschichten die das Leben schreibt! Das Leben ist schön, egal mit was man auch zu kämpfen hat. Gelungen, danke Michael. ?
Hallo Melanie,
ja, allerdings 🙂 Schön, dass der Artikel dir gefällt!
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael, vielen Dank für die Sichtweise! Ich kann dir nur zustimmen, habe gerade so eine Woche hinter mir, in der ich ab und zu negative Gedanken hatte und einiges in Frage stellte! Doch nach einem kurzen Nachdenken – auch an deine Blogs – habe ich das negative in positives umgewandelt und….. sofort geht es mir besser!!!
Das wichtigste… selbst nach kleinen Rückschlägen…. aufstehen und positiv weiter gehen!!!
Das ist gar nicht so schwer!
Herzliche Grüße und ein sonniges Wochenende
Andrea
Hallo Andrea,
gern geschehen 🙂
Es freut mich, dass du deine Sichtweise trotz der schwierigen Woche anpassen konntest und es dir damit wieder besser geht! Du hast vollkommen Recht: Es ist wichtig, immer wieder aufzustehen, das Positive zu sehen und weiterzumachen.
Auch dir ein schönes Wochenende!
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
danke für den Artikel. Ich musste beim Lesen direkt an zwei Ereignisse denken, das eine erst kürzlich, als mich jemand fragte, wie es mir geht und ich antwortete, richtig gut. Daraufhin bekam dann die Antwort, dass das doch gar nicht sein könne und dass sie Zweckoptimisten, die alles durch die rosa-rote Brille sehen, ja so gar nicht mag. Als ich sie dann fragte, ob sie es sich nicht vorstellen könne, dass es jemandem ohne Einschränkungen gut geht, meinte sie, irgendwas passt doch immer nicht. Ja schon, irgendetwas ist auch schon mal nicht in Ordnung, aber es kommt doch darauf an, wie man das wahrnimmt und damit umgeht, habe ich ihr geantwortet. Darüber müsse sie mal nachdenken, das hätte sie ja noch nie so gesehen. Was aus dem Nachdenken geworden ist, habe ich leider nicht erfahren.
Die zweite Situation liegt schon sehr lange zurück, im Unterricht in der Berufsausbildung. Einer meiner Kollegen hatte nur Armstümpfe und vier Finger an jeder Hand, war aber immer fröhlich und lustig, hat ständig Spaß gemacht und nie aufgepasst. Als unser Dozent ihn mal wieder mit einer Frage „auf dem falschen Fuß“ erwischt hat und sagte, die Antwort könne er sich doch an allen zehn Fingern abzählen, gab unser Kollege lachend die spontane Antwort: „Tut mir Leid, ich habe nur acht!“ und hielt dabei winkend seine Hände in die Höhe. Unserem Dozenten war das sehr peinlich, die ganze Klasse konnte sich vor Lachen nicht halten. Dieser Kollege war für uns immer das Paradebeispiel dafür, dass auch Menschen mit Einschränkungen ein fröhliches und unbeschwertes Leben führen können. Andererseits gibt es leider viele Menschen, denen es gesundheitlich und finanziell mehr als gut geht und die ständig mit sich und ihrem Leben unzufrieden sind.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
Viele Grüße
Manfred
Hallo Manfred,
in Bezug auf die erste Situation kann ich vollkommen nachvollziehen, was du meinst. Viele Menschen haben den Glaubenssatz etabliert, das Leben könne nicht rundum schön oder zufriedenstellend sein.
Möglicherweise hast du die Dame ja zum Umdenken angeregt 🙂
Die zweite Situation finde ich herrlich! Du hast Recht: Während so viele Menschen trotz ihrer Einschränkungen glücklich sind, gibt es zahlreiche andere, die sich trotz ihres Überflusses beschweren. Wir können viel von den Menschen lernen, die das Beste aus schwierigen Situationen machen und ich hoffe, noch vielen Vorbildern begegnen zu dürfen.
Danke für deinen Beitrag!
Auch dir ein schönes Wochenende.
Viele Grüße
Michael
Ein guter Tipp ist einmal aufzuschreiben wofür man im Leben DANKBAR ist.
Die meisten Menschen werden überrascht sein wie lange diese Liste wird …
Die Werte verschieben sich im Laufe des Lebens – mit 18 oder 20 stehen wohl eher materielle Dinge im Vordergrund, also das – vermeintliche – „Glück“ von „außen“.
Manche erfahren im Laufe der Jahre, dass Glück und Zufriedenheit eigentlich immer schon „in uns“ ist, das wird halt oft durch Aktionismus übertüncht und gar nicht erkannt …
Schönes Wochenende, Chris
Hallo Chris,
vielen Dank für den tollen Tipp! Aufzuschreiben, wofür man dankbar ist, ist wirklich eine fantastische Methode, um das Gute in seinem Leben zu erkennen und vor allem anzuerkennen.
Interessant ist auch, wie du schreibst, dass sich diese Werte im Laufe der Zeit verändern.
Eine auf jeden Fall sehr empfehlenswerte Methode, um auf Schatzsuche in seinem Leben zu gehen.
Auch dir ein schönes Wochenende!
Viele Grüße
Michael