Warum du anfangen solltest, viel öfter zu feiern

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Nicht nur, weil das Leben schön ist!

Um ehrlich zu sein, habe ich Feiern nie sonderlich gemocht. Ich bin kein Freund von großen Menschenansammlungen, obwohl ich Menschen sehr gerne mag und mir ist zu laute Musik unangenehm, obwohl ich die Musik liebe. Entsprechend war ich noch nie ein großer Fan von Clubs und Diskotheken und das heißt, dass ich nie sonderlich viel gefeiert habe.
Zu allem Überfluss kommt noch hinzu, dass ich keine Feier zu meinem Geburtstag veranstalte, weil ich es da lieber ruhig angehe und den Tag genieße. Man könnte also meinen, in meinem Leben gäbe es niemals etwas zum Zelebrieren, oder? So ist es jedoch nicht. Tatsächlich feiere ich oft. Sehr oft. Allerdings nicht so, wie man es erwarten würde. Und ich kann dir nur empfehlen, das auch mal in Erwägung zu ziehen!

Menschen feiern das Ende der Woche, festgeschriebene Feiertage, Teamleistungen oder die Erfolge ihrer Vorbilder. Aber nur sehr selten feiern Menschen sich selbst. Schade eigentlich, oder? Warum geschieht das nur so selten? Zum einen, weil man uns beigebracht hat, dass Eigenlob stinkt. Wir fühlen uns egoistisch und arrogant, wenn wir unsere eigenen Leistungen und Erfolge in den Fokus rücken. Zum anderen scheint es im Alltag nicht allzu viel zu geben, das man feiern könnte. Was sollte denn da sein? Soll ich etwa feiern, dass ich heute zum ersten Mal beim Joggen einen Kilometer am Stück gelaufen bin? Das ist doch lächerlich, da es Menschen gibt, die einen ganzen Marathon laufen können. Soll ich etwa feiern, mir meinen ersten eigenen Kleinwagen gekauft zu haben? Wie peinlich. Schließlich gibt es Menschen, die mehrere Supersportwagen besitzen. Und soll ich allen Ernstes stolz darauf sein, dass ich es geschafft habe, ein wenig Gewicht zu verlieren? Also wirklich, neulich erst war jemand im Fernsehen, der mehr als 100 kg verloren hat und danach zum Profi-Athleten wurde.

Einfach gesagt: Wenn wir die Erfolge in unserem Leben nicht als Erfolge anerkennen, gibt es auch nichts, das wir feiern können. Wenn wir keinen Grund haben uns selbst zu feiern, entgehen uns auch viele gute Gelegenheiten, um unser Selbstwertgefühl aufzupolieren. Und wenn das nicht geschieht, orientieren wir uns erst recht an anderen und ihren Erfolgserlebnissen. Was wir jeden Tag schaffen und leisten, gerät völlig in den Hintergrund. Was für ein Teufelskreis…

Was uns die Laune am „richtigen“ Feiern verdirbt

Wenn du zum ersten Mal erfolgreich einen leckeren Pflaumen-Streusel-Kuchen backst, ist das im ersten Moment ein Erfolgserlebnis. Du hast alle Zutaten richtig zusammengefügt, hast den richtigen Zeitpunkt für die Pflaumen und die Streusel abgepasst und das gute Stück optimal im Ofen temperiert, sodass der Kuchen nun goldbraun und köstlich duftend vor dir steht. Man könnte ein Foto davon machen und es mitten in ein Kochbuch pflanzen. Klasse. Und nun sag mir, wann das Erfolgserlebnis aufhört. Welche Erkenntnis sorgt dafür, dass du nicht mehr stolz auf dich bist? Richtig, es ist der Gedanke daran, dass jemand anderes das auch kann oder vielleicht sogar schon getan hat. Denn schließlich hast du das Rezept von jemandem bekommen und bist somit nicht der erste Mensch, der einen Kuchen gebacken hat. Und wie lächerlich ist es, sich über die eigene Leistung zu freuen, wenn man daran denkt, dass es Konditoren gibt, die das vermutlich im Schlaf können?

Das, was unsere Leistung minderwertig erscheinen lässt, ist der Vergleich mit der Leistung eines anderen Menschen. So fühlt es sich zum Beispiel großartig an, seinen Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen und einen Limonadenstand an der Straße zu eröffnen. Aber ab dem Moment, ab dem du an Supermärkte und die Getränke-Industrie denkst, fühlst du dich wie ein mickriges Sandkorn an einem großen Strand.

Wir vergleichen uns ständig mit anderen Menschen. Wenn du mal ganz ehrlich darüber nachdenkst, wirst du vermutlich feststellen, dass auch du das machst. Das ist nichts Schlimmes. Es macht dich nicht zu einem schlechten Menschen. Es heißt einfach nur, dass du dir keine faire Chance auf eigene Erfolgserlebnisse gibst. Es gibt viele gute Gründe dafür, warum das Vergleichen uns unglücklich macht und wir werden uns sogar bald gesondert mit diesem Thema auseinandersetzen. Für den Moment müssen wir jedoch nur wissen, dass wir unserem Glück damit im Weg stehen. Denn es geht nicht darum, den Maßstab oder die Messlatte anderer Menschen an unser Leben anzulegen. Es geht darum, einen eigenen Maßstab zu etablieren!

Die Messlatte über Bord werfen

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich zwei kleine Sessel für mein allererstes Büro gekauft habe. Insgesamt war mein erstes Büro eine winzige Bude im (nennen es wir mal ganz diplomatisch) nicht allerbesten Zustand. Aber ich war unglaublich stolz darauf. Und noch viel stolzer war ich auf die zwei kleinen Lounge-Sessel. Mit ihnen fühlte sich mein Mini-Büro wie eine echte Business-Lounge an. Natürlich war das ein Witz im Vergleich zu jedem anderen Unternehmen, aber jetzt mal ernsthaft: Was habe ich mit jedem anderen Unternehmen am Hut? Gar nichts. Ich habe sie nicht gegründet und ich leite sie nicht. Wieso sollte mich das also interessieren? Relevant ist und war für mich immer nur, wie es in meinem eigenen Einflussbereich aussieht. Und diese zwei kleinen Sessel waren für mich ein Start. Ich habe mir damals eine Pizza bestellt und die eine Hälfte im ersten Sessel sitzend gegessen. Die andere Hälfte dann auf dem zweiten. Völlig bescheuert, oder? Aber damals war diese Kleinigkeit das Größte für mich. Denn es ging nicht darum, was andere hatten oder wie sie es geschafft haben. Es ging um meinen Werdegang und darum, dass ich endlich dort war, wo ich sein wollte.

Genauso haben schon unzählige Menschen ein Buch geschrieben und veröffentlicht. Es gibt schon so viele Menschen, die einen oder mehrere Bestseller gelandet haben. Ebenfalls bin ich nicht der erste Blogger der Welt. Na und? Sollte ich deswegen weniger stolz auf das sein, was ich jeden Tag mache? Das ist doch Unsinn.

Was ich dir damit sagen will, ist das Folgende: Du leistest jeden Tag Großartiges. Das tust du! Die Frage ist nur, ob du das als etwas Großartiges betrachtest oder ob du glaubst, deine Leistungen seien nicht „groß“ oder „wichtig“ genug. Was ist schon genug? Was ist groß oder wichtig? Wer entscheidet das? Verwendest du die Messlatte anderer Menschen? Die Messlatte der Gesellschaft? Oder willst du diese endlich über Bord werfen und deine eigene aus dem Keller deiner Gedankenwelt ausgraben?

Feiere jeden Erfolg

Feiere dich und dein Leben. Feiere die Menschen, die du liebst. Richte deine Aufmerksamkeit auf die guten Dinge in deinem Alltag und fang an, sie zu feiern.

Du hast zum ersten Mal deine Steuererklärung selbst gemacht? Super! Vergessen wir doch einfach mal, dass andere Menschen viel mehr Übung darin haben und freuen uns darüber. Lass die Korken knallen. Ich meine, du hast schließlich gerade ein übles Papier- und Zahlenmonster bezwungen. Das verdient ja wohl ein wenig Anerkennung oder nicht?

Dasselbe gilt für all die kleinen Dinge deines Alltags: Wann immer du etwas Leckeres kochst, feiere dich dafür. Wann immer du endlich mal „nein!“ gesagt und zu dir gestanden hast, feiere dich dafür. Wann immer du aus einer negativen Situation das Beste machst, feiere dich dafür.
Wir wissen nicht, warum wir hier sind. Auf die Frage nach dem Sinn des Lebens kann ich dir keine universelle Antwort geben. Ich kann dir nur so viel sagen: Wenn wir schon hier sind, warum sollten wir das Leben nicht genießen? Was spricht dagegen? Wieso sollten wir nicht jeden Tag und all die kleinen Dinge, die ihn besonders machen, feiern?

Hab den Mut, dein Leben zu genießen. Hab den Mut, die Messlatte anderer Menschen über Bord zu werfen und hab den Mut, auch die kleinsten Fortschritte als etwas ganz Großes zu betrachten. In diesen Schritten steckt viel Lebensqualität, die genossen werden möchte.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Feiern!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelbild: Unsplash.com, Adi Goldstein

9 Kommentare, sei der nächste!

  1. Lieber Michael!

    Ein wirklich wunderbarer Artikel !

    Herzlichen Dank dafür.

    Eine Frage hätte ich aber dann schon noch:

    Wie feierst Du?

    Mit einem schönen kalten Weißbier auf der Terrasse?
    Einem romantischen Restaurantbesuch ?
    Einem erholsamen Spaziergang im Park?
    Einer Massage?

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag !

    Liebe Grüße
    Thomas

    1. Hallo Thomas,

      vielen Dank für dein Lob!

      Deine Gedanken gehen da schon genau in die richtige Richtung! Ich gönne mir etwas Schönes zu essen, belohne mich mit einer Auszeit, sehe mir voller Stolz das Werk meiner Arbeit an oder lege einfach mal die Füße hoch, um ein gutes Buch zu lesen.
      Ich glaube, die Möglichkeiten sind grenzenlos 🙂

      Dir ebenfalls einen schönen Tag und ein tolles Wochenende!

      Viele Grüße
      Michael

  2. Hallo  Michael,

    seit ein paar Monaten verfolge ich Deinen wöchentlichen Blogartikel.

    Mal mehr, mal weniger sprechen mich Deine Zeilen an, was je nach Gefühlslage eben auch normal ist. Ich picke mir sozusagen heraus, was mir persönlich weiter hilft und da war schon sehr viel Gutes dabei.

    Mir geht es oft so, dass ich die kleinen Dinge im Alltag, die ich bewältige nicht wichtig nehme bzw. denke, andere leisten doch viel mehr. Dieser Artikel hat mich deshalb total angesprochen und ich stimme Dir voll….WIR SOLLTEN ÖFTER UNSER LEBEN FEIERN….

    Vielen Dank und weiter so.

    L G Jutta

    1. Hallo Jutta,

      ich mag die Art und Weise, wie du meinen Blog betrachtest. Ich persönlich spreche oft von einem Buffet. Man nimmt sich genau das heraus, was einem gerade am allermeisten zusagt 🙂
      Vielen Dank für dein Lob und deine Wertschätzung!

      Viele Grüße
      Michael

  3. Hallo Michael!
    Ich freue mich besonders, dass du dich diesem Thema angenommen hast.
    Mir geht es genau so, man stellt immer seine Leistungen als selbstverständlich dar.
    Im abendlichen Rückblik sieht man nur, was an diesen Tag nicht positiv gelaufen ist.
    Wenn man aber schaut, was man alles geschafft hat – z.B eine intakte Familie, ein eigenes Haus oder Wohnung, einen sicheren Job – sieht die Sache ganz anders aus.
    Hier ist ein Umdenken erforderlich und du hast das mit deinem heutigen Blog super angeregt.
    Sicher, man muss nicht alles feiern, aber trotzdem gibt es genug Gründe dafür, das öfter zu tun, weil es uns ja auch gut tut.
    Danke dafür und lG. Han

    1. Hallo Hans,

      vielen Dank für deinen Zuspruch! Du hast völlig Recht: Am Ende des Tages schauen wir nur auf das Negative. Im Grunde ist es wirklich verrückt. Dabei gibt es bei jedem von uns so viel Gutes zu entdecken.

      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!

      Viele Grüße
      Michael

  4. Hallo Michael,
    ein toller Artikel. Danke dafür.
    Mich mit anderen Menschen zu vergleichen, war noch nie mein Ding.
    Aber zu sehen, wie andere vorwärts kommen oder was sie geleistet haben, finde ich spannend.
    Da kann man sich das ein oder andere abgucken.
    Lieber Vorbilder sehen als seine eigene Leistung zu schmälern.
    Du hast Recht: jeder sollte sich feiern!

  5. Hallo Michael,
    ich wurde vor 15 Jahren sehr krank, konnte meinen Job nicht mehr machen, fühlte mich nutz und wertlos.
    Mit der Zeit und professioneller Hilfe konnte ich mich wieder aus dem Loch in das ich gefallen war befreien. Heute weiß ich, daß ich genau so viel wert bin wie jeder andere auch.
    Da ich keine große Leistung mehr bringen kann, leiste ich halt viele kleine Dinge. Und mein Selbstvertrauen ist wieder so weit das ich diese kleinen Erfolge feiere, ich schau mir das an und freue mich über mich und mein Werk, gönn mir einen Cappuccino, Beine hoch und ein gutes Buch.
    Was brauch ich mehr, ich bin mir auf diese Weise wieder sehr nahe gekommen.

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