Wenn dich das Fernweh packt…

Sehnst du dich manchmal danach, woanders zu sein und die Welt zu entdecken? Nun, dann solltest du genau das tun!

Du kennst das: Manchmal sitzt du alleine an einem Tisch oder auf deiner Couch und schaust gedankenverloren weit aus dem Fenster heraus. Sehr weit. Du stellst dir vor, wie es sein würde, einfach mal für einen Moment an einem anderen Ort zu sein und dich nicht mit dem beschäftigen zu müssen, was gerade um dich herum passiert. Ein verständlicher Gedanke, denn um uns herum geschieht nicht immer alles zu unserer vollkommenen Zufriedenheit.

Was können wir dagegen tun? Damit möchte ich mich heute beschäftigen.

Der gute alte Einheitsbrei

Ich habe es schon oft gesagt und ich sage es gerne wieder: Immer an denselben Orten zu sein ist so, als würde man immer dasselbe Essen zu sich nehmen. So gut es am Anfang auch schmecken mag: Mit der Zeit wird es immer unerträglicher und man beginnt sich zu fragen, was man einst so toll daran fand.
Das Problem ist nicht, dass wir uns an unseren vertrauten Orten sattsehen. Das Problem ist, dass wir unsere vertrauten Orte auch mit Erinnerungen, Erfahrungen und Emotionen aufladen. Auf den ein oder anderen mag das ein wenig esoterisch klingen, aber tatsächlich ist es so. Stell dir einmal die Orte vor, die du im Alltag am häufigsten siehst:

  • Dein Zuhause
  • Dein Arbeitsplatz
  • Einkaufszentren
  • Das Zentrum der Stadt, in der du lebst
  • Arztpraxen

Im gewöhnlichen Alltag ist nicht viel Platz für Urlaub und Entspannung. Deshalb sehen wir nur die Orte, die wir sehen müssen. Verbindest du mit einem dieser Orte Entspannung? Wenn überhaupt, dann nur mit deinem Zuhause, oder?
Dort kannst du dich jedoch auch nicht immer komplett fallen lassen, da es auch dort Verpflichtungen für dich gibt: Beim Haushalt angefangen, bis hin zur Versorgung der Familie.
Deinen Arbeitsplatz verbindest du höchstwahrscheinlich mit Stress und Verpflichtungen. Im ungünstigeren Fall sogar mit Konfliktsituationen, wenn du dich dort ständig mit Kollegen auseinandersetzen musst. Die Hektik des Alltags betrachtend kann man auch nicht behaupten, es sei entspannend, in die Stadt zu gehen oder etwas einzukaufen.
Unterbewusst verbinden wir unsere vertrauten Orte mit negativen Gefühlen.

Urlaub gibt es nicht nur ein einziges Mal im Jahr

„Ich bin urlaubsreif.“ Es ist vermutlich nicht lange her, dass du diesen Satz zum letzten Mal gehört oder gar selbst gesagt hast. Im Berufsalltag ist er allgegenwärtig und ich stelle nicht in Frage, dass die meisten Menschen sich tatsächlich so fühlen. Aber muss Urlaub denn immer bedeuten, in der Sommersaison für zwei Wochen in ein Hotel im Süden zu fahren, den ganzen Tag am Pool oder am Strand zu liegen, viel zu essen und möglichst auszublenden, dass es noch ein Zuhause mit Verpflichtungen gibt?

Ich behaupte, dass man oft und regelmäßig Urlaub machen kann und keine Sorge: Ich werde nun nicht von esoterischen Ansätzen sprechen, bei denen du die Augen schließen und dich an einen anderen Ort denken sollst. Tatsächlich geht es hier darum, seine Definition von „Urlaub“ ein wenig zu überdenken und sich zu fragen, ob Urlaub immer eine teure und große Aktion sein muss, die viel Planung und Vorbereitung erfordert.

Das größte Problem des Jahresurlaubs ist, dass er viel zu kurz ist und seine Wirkung somit nur kurzzeitig anhält. Um auf die Essensmetapher zurückzukehren: Du isst 50 Wochen lang dasselbe Essen, dann schaltest du plötzlich für 2 Wochen auf abwechslungsreiche Kost um, um danach wieder 50 Wochen lang dasselbe zu essen.
Es funktioniert einfach nicht. Die vitalisierende Wirkung ist zu schwach und es passiert schnell, dass wir uns im Alltag wieder zu sehr belastet und „urlaubsreif“ fühlen.

Wer glaubt, nur einmal Urlaub machen zu können, der kann auch nur ein einziges Mal im Jahr Urlaub machen. Wer jedoch davon überzeugt ist, sich öfters eine kleine Flucht gönnen zu können, wird die entsprechenden Wege finden. Werde kreativ!

  • Nutze deinen Feierabend, um spazieren zu gehen und erkunde die Stadt.
  • Entdecke neue Gebiete, in denen du sonst nicht bist –> In jeder Stadt gibt es schöne Grünflächen oder vielleicht sogar Wälder und Seen.
  • Verreise über das Wochenende. Die Reise muss nicht weit oder teuer sein. Gelange einfach an einen neuen Ort und genieße ihn.
  • Nimm dir einen freien Tag und verbringe ihn mit deinen Liebsten im Freien.
  • Fahre in die nächstgelegene Stadt und erfahre etwas über ihre Geschichte.
  • Halte im Internet oder in Reiseprospekten Ausschau nach kurzfristigen Reiseschnäppchen. Oft kommt man spontan viel günstiger weg, als man denken würde!

Im Prinzip geht es darum, aus dem gewohnten Umfeld herauszukommen, neue Orte zu entdecken, sie zu genießen und den Alltag für den Moment zu vergessen. DAS ist Urlaub.

Auf diese Weise wirst du deinen Alltag und dein gewohntes Umfeld wieder viel mehr zu schätzen lernen. Wenn du dein Alltagsessen regelmäßig durch etwas anderes ersetzt, schmeckt es dir beim nächsten Mal wieder viel besser 🙂

Keine Ausreden

Spontan aus dem gewohnten Umfeld zu verschwinden, ist natürlich nichts für jeden. Ich muss jedoch ausdrücklich betonen, dass es niemandem schadet und dass man es auf jeden Fall ausprobieren sollte. Gerade dann, wenn man Fernweh hat. Fernweh bedeutet nicht zwingend, die halbe Welt umrunden zu müssen. Die Ferne kann auch unweit deiner Haustüre beginnen.

Was die meisten Menschen davon abhält, ihr gewohntes Umfeld öfter zu verlassen, sind Ausreden:

  • „Ich habe nicht so viel Geld.“
  • „Ich muss arbeiten und bekomme nicht frei.“
  • „Wenn ich mal frei habe, muss ich mich erstmal von der Arbeit erholen. Dann kann ich nicht auch noch verreisen.
  • „Für so etwas muss man sich mehr Zeit nehmen.“

Dazu kann ich nur eines meiner liebsten Sprichwörter anführen: „Wer etwas nicht wirklich möchte, findet Ausreden. Wer etwas will, findet Wege.“

Einen Ausflug zu machen, kostet nicht viel Geld. Wirklich nicht. Die meisten von uns geben im Alltag so viel Geld für Kleinigkeiten oder überflüssige Lebensmittel (die letztendlich nicht gegessen und entsorgt werden) aus, dass man davon auch eine kleine Reise finanzieren könnte. Es ist alles eine Sache der Perspektive und Prioritäten.
Ein Arbeitnehmer hat zwar im Jahr begrenzte Urlaubstage, aber diese sind nicht auf nur einen einzigen großen Urlaub verteilt. Zumindest sollten sie es nicht sein. Wer zwischendurch ein paar Tage frei hat, kann diese wunderbar nutzen, um sein Fernweh zu stillen.
Wer seine Freizeit nutzen muss, um sich von der Arbeit zu erholen, steckt in einem Teufelskreis und sollte vielleicht erst einmal diesen Blogartikel lesen (einfach klicken).
Wer glaubt, zu wenig Zeit zu haben, sollte sein Abenteuer seiner verfügbaren Zeit anpassen. Wenn ich großen Hunger habe, aber gerade nur ein wenig zu essen habe, dann esse ich doch, was ich bekommen kann und verhungere nicht, weil ich gerade nicht mehr habe 🙂

Grenzen existieren nur in unseren Köpfen. Wenn wir etwas wirklich möchten, finden wir Möglichkeiten. Wer Fernweh hat, sollte nicht darunter leiden, sondern Abwechslung in sein Leben bringen und sich auf den Weg machen.

Die Welt ist so groß und schön. Es ist einfach nicht richtig, sie immer nur vom selben Standpunkt aus zu betrachten.

In diesem Sinne wünsche ich dir ein schönes Wochenende!

Es ist schön, dass du dabei bist.
Michael

 

Titelfoto: Unsplash.com

2 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Michael,

    Dein Artikel hat mich an einen zwangsweise zu Hause verbrachten Urlaub vor einigen Jahren erinnert. Nachdem wir unsere geplante Reise stornieren mussten und uns gesagt haben „dann machen wir es uns halt zu Hause schön in den drei Wochen“, haben wir jeden Tag irgendwas gefunden, das schon immer mal erledigt werden sollte. Wenn man eh zu Hause ist, kann man die Zeit ja auch dafür nutzen … im Endeffekt war das dann ein dreiwöchiger Arbeitsurlaub, von Erholung, Abschalten, Auszeit keine Spur.

    Seit dem wissen wir, dass man für eine richtige Auszeit einfach mal aus der gewohnten Umgebung raus muss. Wie Du schreibst, braucht man dafür nicht mal wer weiß wie weit weg. Wenn man sich etwas umschaut, gibt es auch in der näheren Umgebung viele Möglichkeiten und Ziele, die man noch nicht kennt.

    Eine schöne Woche und viele Grüße
    Manfred

    1. Hallo Manfred,

      deine Erfahrung hat mich zum Schmunzeln gebracht, denn etwas sehr Ähnliches ist mir auch widerfahren.
      Da ich es nicht mag, etwas unmöglich zu nennen, bezeichne ich es lieber als sehr schwer, in seinem gewohnten Umfeld Urlaub zu machen und abzuschalten. Es ist einfach zu sehr mit dem Alltag und dem gewöhnlichen Stress verbunden.
      Auch dir eine schöne Woche!

      Viele Grüße
      Michael

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